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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten
Autoren: Alexander Kent
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ansah, als ob sie Angst hätten, schon jetzt aufzufallen.
    Mit klarer Stimme und unbewegt verlas Bolitho seine Bestallung, dieses Schreiben an Richard Bolitho, Esqu. das von Admiral Samuel Hood unterzeichnet war und den Befehl enthielt, das Kommando über Seiner Britannischen Majestät Schiff
Hyperion
zu übernehmen. Die meisten Männer hatten derlei Bestallungen schon öfter gehört, doch als er die knappen, dienstlich-formellen Sätze verlas, war ihm die tiefe Stille bewußt, die ihn umgab. Als hielte das ganze Schiff den Atem an.
    Bolitho rollte seine Papiere zusammen und steckte sie wieder in die Brusttasche. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Allday sich langsam zum Achterdecksniedergang hinschob. Nach alter Gewohnheit hielt er sich auch hier den Rückzug vor lästigen Formalitäten und Unbequemlichkeiten offen.
    Trotz der über die Finknetze scheinenden Sonne fühlte sich Bolitho leicht schwindlig, und ein Frösteln überlief ihn unvermittelt. Doch er biß die Zähne zusammen und zwang sich, völlig reglos stehenzubleiben. Dies war ein kritischer Moment. Der Eindruck, den er jetzt auf die Männer machte, konnte eines Tages ihr Schicksal entscheiden – und seines auch. Scheußlich, wenn er jetzt einen Fieberanfall bekäme und alle Zeugen seiner demütigenden Schwäche würden! Überraschenderweise gab ihm diese Vorstellung seine innere und äußere Festigkeit zurück.
    Er hob die Stimme. »Ich will Sie nicht länger vom Dienst abhalten, denn es gibt viel zu tun. Die Trinkwasserboote werden gleich längsseits kommen, denn ich beabsichtige, diesen günstigen Wind zu nutzen und heute nachmittag Segel zu setzen.« Er sah die beiden Leutnants rasche Blicke tauschen und fuhr in härterem Ton fort: »Meine Segelorder besagt, daß ich mich mit diesem Schiff unverzüglich dem Geschwader Lord Hoods vor Toulon anzuschließen habe. Sobald wir dort sind, werden wir uns die größte Mühe geben, den Feind in seinen Häfen festzuhalten. Und wenn irgend möglich, werden wir ihn zu stellen und zu vernichten suchen.«
    Ein leises Murmeln ging durch die dichtgedrängten Reihen, und Bolitho erriet, daß viele hoffnungsvolle Seelen bis zum letzten Moment, auch noch als das Schiff von der Brest-Blockade abgezogen und nach Gibraltar beordert worden war, geglaubt hatten, die
Hyperion
würde nach Hause segeln. Seine Worte, seine neue Bestallung hatten diese Hoffnung zerschlagen. Jetzt, mit dem ersten Stück windgefüllter Leinwand, würde jede Meile, die der algenbewachsene Kiel verschlang, sie noch weiter von England weg führen. Und für manchen wurde es bestimmt eine Reise ohne Wiederkehr.
    Etwas ruhiger sprach er weiter: »England liegt im Kriege mit einem Tyrannen. Wir brauchen jedes Schiff und jeden loyalen Mann, um ihn zu stürzen. Jeder gebe sein Bestes. Ich für mein Teil will das ebenfalls tun.«
    Mit einem kurzen Nicken drehte er sich auf dem Absatz um.
    »Machen Sie weiter, Mr. Quarme. Teilen Sie Leute zur Wasserübernahme ein, und sorgen Sie dafür, daß der Zahlmeister reichlich frisches Obst an Bord nimmt.« Er blickte über die nebeldurchzogene Bai nach Algeciras hinüber. »Da wir ja neuerdings mit Spanien verbündet sind, sollte das nicht allzu schwer fallen.«
    Der Erste Offizier faßte an den Hut. Dann rief er aus: »Drei Hurras für König George!«
    Langsam schritt Bolitho nach achtern. Er fühlte sich ausgelaugt und eisig kalt. Die Hurras waren zwar rasch genug gekommen, aber sie klangen mehr wie eine Pflichtübung, ohne echtes Gefühl.
    Er stieg die Stufen hinauf und schritt über das geräumige Achterdeck. Als er unter der Kampanje den Kopf einzog, sagte Allday gemächlich grinsend: »Ist nicht nötig, daß Sie sich bücken, Captain.
    Hier haben Sie reichlich Platz.«
    Richard Bolitho schob die Papiere auf seinem Tisch etwas beiseite und lehnte sich zurück, um die Augen auszuruhen. Er blickte auf seine Taschenuhr und merkte überrascht, daß er fast sechs Stunden lang pausenlos über den Schiffsbüchern und Berichten gebrütet hatte, wobei sich sein geschäftiger Geist die ganze Zeit der Geräusche draußen und oben an Deck bewußt gewesen war. Mehr als einmal war er versucht gewesen, seine konzentrierte Arbeit zu unterbrechen und in die Sonne hinauszugehen, sei es auch nur, um sich zu überzeugen, daß der Bordbetrieb normal ablief; aber jedes-
    mal hatte er sich dazu gezwungen, sitzenzubleiben und mit dem Studium der Schiffsangelegenheiten fortzufahren.
    Zeit und Erfahrung würden ihm zeigen, wo die wirklichen
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