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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten
Autoren: Alexander Kent
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Ende aller Zeiten zu kämpfen, um den französischen Tyrannen ein für allemal zu bezwingen.
    Neue Namen, neue Ideen kamen jeden Tag auf und fegten die alten, überholten hinweg: Namen wie Saumarez und Hardy, Collingwood und der des jungen Kapitän Nelson, dessen Taten bereits die Phantasie der Nation beflügelten.
    Doch Falmouth brauchte nicht über die eigenen Mauern hinauszublicken, um einen Mann zu finden, dem es zujubeln konnte. Und an diesem Tag waren viele von den umliegenden Dörfern und We ilern zur Stadt geritten, und mancher Fischkutter war im Hafen geblieben, statt draußen seinen Verdienst zu suchen; sie alle gesellten sich der Menge zu, die wartend die alte graue Kirche von König Charles dem Märtyrer umstand. Denn hier wurde nicht irgendein beliebiger Seeoffizier getraut, sondern ein Sohn der Stadt, ein Mann, dessen Familie ebens o ein Teil von Falmouth war wie die Steinquadern der Kirche oder die Brandung am Fuße von Pendennis Point. Die Familie Bolitho war schon immer ein interessantes Gesprächsthema gewesen, wenn man an dunklen Winterabenden zusammensaß; und diese vieldiskutierte Heirat war so ungewöhnlich und aufregend wie die meisten Abenteuer der Familiengeschichte.
    Die Braut war bildschön und mitten in einem Schneesturm in Falmouth angekommen. Nur wenige hatten sie wirklich gesehen, doch es hieß, sie gehe regelmäßig auf den Pfaden oberhalb des Stammsitzes der Familie Bolitho spazieren und schaue nach einem Schiff aus, das anscheinend nie kam.
    Doch jetzt war das Warten zu Ende und Richard Bolitho wieder da. Sogar die Kneipen leerten sich, als er zur Kirche schritt, die Leute riefen seinen Namen, obwohl die meisten ihn noch nie gesehen hatten. Aber er war ein Symbol, er gehörte zu ihnen. Das war mehr als genug.
    Für den besagten Mann verging der Tag in einem Wirbel undeutlicher Bilder und aufgeregten Stimmengewirrs, mit Belehrungen in letzter Minute und widersprechenden Ratschlägen. Nur ein paar Ereignisse stachen daraus hervor, und auch diese schienen einen ganz anderen zu betreffen; er selbst kam sich fast vor wie ein Zuschauer.
    Zum Beispiel der erste wirklich ruhige Augenblick: da saß er steif im vordersten Gestühl der überfüllten Kirche und wußte, daß ihn jeder anstarrte; dennoch konnte er sich nicht umdrehen und wütend zurückstarren. Einmal kam er sich vor wie ein Kind, verwirrt und verirrt, und in der nächsten Sekunde wie ein alter Mann. Alles war so anders; selbst Herrick sah in seiner neuen Kapitänsuniform fremd aus. Er hatte auf seine Uhr sehen wollen, aber gerade noch bemerkt, daß der alte Pastor Welmsley ihn strafend anblickte; da hatte er es sich lieber versagt.
    Der arme Herrick. Anscheinend war er über seine Beförderung zum Kapitän ebenso verwirrt wie über ihre neue Beziehung, die damit einherging. Bolitho hatte wohl bemerkt, wie nervös er die vielen Ahnentafeln an der Wand neben der Kanzel gemustert hatte, die Zeugen des weit zurückreichenden Stammbaums von Bolitho.
    Die letzte Tafel war klein und schlicht: »Lieutenant Hugh Bolitho, geboren 1752, gestorben 1782«. Weiter nichts. Und Bolitho hatte immer noch nicht Zeit gefunden, darüber nachzudenken, was Herrick wohl gesagt hätte, wenn ihm die Wahrheit über seinen Bruder offenbart worden wäre. Irgendwo auf der anderen Seite des Globus mochte Hugh jetzt an Falmouth denken und vielleicht sogar über den makabren Scherz lächeln, den das Leben sich mit ihm erlaubt hatte.
    Dann war Bolithos Grübelei abgerissen, denn die Orgel brauste, und hinter ihm schlug die Volksstimmung kleine Wellen. Als er sich umwandte, sah er viele bekannte Gesichter in der Gemeinde, und manche riefen Erinnerungen wach, die zu schmerzlich waren, um bei ihnen zu verweilen. Die
Hyperion
lag in Plymouth, wo die Schäden der Schlacht repariert wurden. Aber Inch war da und Gossett; sogar Hauptmann Ashby, der lieber hätte wegbleiben sollen. Er hatte einen Arm verloren, hatte sich aber anscheinend durch nichts am Kommen hindern lassen. In einem Monat oder so würde Bolitho wieder mit der
Hyperion
in See gehen, aber bestimmt schon lange vorher an Bord sein müssen. Er würde neue Offiziere um sich haben und lauter unausgebildete Männer, die er für das Leben auf dem alten Schiff schulen mußte. Aber diesmal würde kein Herrick dabei sein; überhaupt nur sehr wenige der alten Besatzung. Er wußte, daß Herrick mit der Admiralität haderte, weil er, Bolitho, nicht auch befördert worden war. Aber es war Pomfrets Sieg gewesen. So
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