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Naechtliche Versuchung - Roman

Titel: Naechtliche Versuchung - Roman
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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nachgaben. Ermutigt riss er daran, da zogen sie sich wieder fester zusammen.
    »Bildest du dir ein, ich bin so dumm und lasse dich frei?« Der Daimon kam noch näher. »Diesmal werde ich dein Überleben nicht riskieren.«
    Verächtlich hob Kyrian die Brauen. »Ooooh, ich zittere vor Angst!«, höhnte er.
    Desiderius schüttelte ungläubig den Kopf. »Fürchtest du dich denn niemals?«
    »Mit einem einzigen Schwert trat ich ganzen römischen Legionen entgegen«, erwiderte Kyrian in beiläufigem Ton. »Warum sollte mich ein armseliger, zum Daimon mutierter Halbgott erschrecken, der unter unheilbaren Minderwertigkeitskomplexen leidet?«
    Zischend fletschte Desiderius seine Fangzähne, nahm eine Armbrust von einem Tisch und bespannte sie mit einem langen stählernen Bolzen. »Diese sarkastischen Frechheiten werde ich dir schon noch austreiben. So unverschämt darfst du mich nicht beleidigen.«
    »Warum nicht? Bist du was Besonderes?«
    »Allerdings - ein Gott, Bacchus’ Sohn!«
    Kyrian seufzte unbeeindruckt. Eine weitere wichtige Kriegsregel - bring deinen Feind aus der Fassung. Heftige Emotionen benebeln seinen Verstand, und er macht Dummheiten. Wenn
dieser Trick funktionierte, würde er vielleicht eine Chance bekommen, Amanda und sich selbst zu retten.
    Voller Genugtuung beobachtete er die pochende Ader in der Schläfe des Daimons. Also hatte er das spezielle Talent, seine Gegner zu provozieren, noch nicht ganz verloren. »Wie erbärmlich du bist, Desi - ein psychopathischer Schwätzer! Kein Wunder, dass dein Daddy keine Verwendung für dich hat.«
    Wütend schrie Desiderius auf und zielte mit der Armbrust auf Kyrians Gesicht. »Was weißt du schon von meinem Leben, dunkler Jäger? Du ahnst nicht einmal, wie es ist, geboren zu werden, um zu sterben.«
    »Dazu werden wir alle geboren.«
    »O ja, die Menschen!«, stieß Desiderius hervor. »Selbst ihr begrenztes Leben dauert dreimal so lange wie unseres. Wie ich sie bemitleide!« Plötzlich ließ er die Waffe fallen und stürzte sich auf Kyrian, packte ihn an der Kehle und schlug seinen Kopf gegen die Wand. »Weißt du, wie einem zumute ist, wenn man die geliebte Frau dahinwelken und sterben sieht? Eleanor war erst siebenundzwanzig! Alles tat ich, um sie zu retten. Ich brachte sogar einen Menschen zu ihr. Doch sie wollte sich die Seele nicht aneignen, die sie am Leben erhalten hätte. Bis zum Ende blieb ihr Herz rein.« Die bitteren Erinnerungen verzerrten das Gesicht des Daimons. »So schön und gütig war sie. Ich bat meinen Vater um Hilfe. Aber er kehrte mir den Rücken. Und so sah ich meine wundervolle Gemahlin innerhalb weniger Stunden altern und verfallen, bis sie in meinen Armen verfaulte.«
    »Das tut mir leid für dich«, sagte Kyrian leise. »Trotzdem entschuldigt es nicht, was du verbrochen hast.«

    »Was habe ich denn getan?«, kreischte Desiderius entrüstet. »Außer dass ich in eine verfluchte Rasse hineingeboren wurde und mit ansehen muss, wie die Menschen das Geschenk ihres Lebens vergeuden! Wenn ich sie töte, erweise ich ihnen sogar einen Gefallen - ich verkürze ihr langweiliges, sinnloses Leben!« Unheilvoll verfinsterten sich seine blauen Augen, dann kräuselte er die Lippen. »Vor neunzig Jahren tötete ich einen deiner Brüder und eignete mir eine Kopie eures Handbuchs für dunkle Jäger an. Weißt du, was ich am interessantesten fand? Die Anweisung, wie man einen Daimon töten soll. Man muss immer auf sein Herz zielen, seinen wunden Punkt.« Grinsend griff er wieder nach der Armbrust. »Und dein Herz ist sie, nicht wahr?«
    Nur mühsam verbarg Kyrian seine Angst. Obwohl er sich schwach und elend fühlte, umklammerte er seine Fesseln, schwang die Beine hoch und trat mit seiner ganzen Kraft nach dem Daimon, bevor das Geschoss aus der Waffe schnellen konnte. Desiderius geriet aus dem Gleichgewicht, taumelte zurück, die Armbrust entglitt seiner Hand.
    »Lauf, Amanda!«, rief Kyrian.
    Sie rührte sich nicht.
    Verzweifelt sank er an die Wand zurück. »Verdammt, Amanda, bitte! Lauf weg! Mir zuliebe.«
    Anscheinend hörte sie seine Stimme nicht. Wie gelähmt stand sie da und starrte ins Leere, summte eine Melodie vor sich hin und drückte die Puppe an ihre Brust.
    Desiderius hatte sich wieder unter Kontrolle und warf Kyrian einen boshaften Blick zu. Kichernd leckte er das Blut von seinen Lippen, die Kyrians Fuß getroffen hatte. »Sie gehört mir, dunkler Jäger. Mit diesem Gedanken sollst du sterben
- bevor ich mir ihre Seele und ihre Kraft
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