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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon
Autoren: Daniel Depp
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Strip hinweg, bis tief ins Herz von L. A. blicken konnte. Wenn man schon in Los Angeles leben musste, dann nur so: in einer Villa auf einem Berg, den Engeln ganz nah, als entrückte Inspiration für die armen Schweine unten im Tal.
    Als Pam hereinkam, drehte er sich um.
    »Keine schlechte Aussicht«, sagte er.
    »Könnte schlimmer sein«, antwortete sie. »Wenn Sie bitte mitkommen möchten …«
    Sie unternahm mit ihm einen Rundgang durch das Anwesen.
    »Was die Sicherheit angeht, sind wir, ehrlich gesagt, in letzter Zeit etwas lax geworden. Das hatten wir nicht mehr nötig, wenn Sie verstehen, was ich meine. Anders als noch vor ein paar Jahren. Sie steht heutzutage nicht mehr so im Rampenlicht. Es könnte sogar sein, dass sie sich durch die Briefe geschmeichelt fühlt. Früher hat sie viel mehr Post bekommen.«
    Sie machte ihn auf verschiedene Stellen aufmerksam.
    »Der Zaun zieht sich um das gesamte Grundstück. Kameras haben wir auch. Abends kommt ein Wachdienst vorbei und überprüft, ob alles in Ordnung ist. Das Tor bedienen wir vom Haus aus, und es wird natürlich ebenfalls überwacht.«
    »Ein bisschen dürftig ist das schon.«
    »Mehr haben wir nicht gebraucht. Glauben Sie denn wirklich, dass sie in Gefahr ist?«
    »Das wird sich zeigen«, antwortete Spandau.
    »Sie macht momentan eine schwierige Phase durch. Sie bekommt kaum noch Angebote, höchstens für Rollen, die ihr peinlich wären. Dabei weiß sie genau, dass ihr früher oder später nichts anderes übrig bleiben wird, als sie anzunehmen. Sie könnte sich zur Ruhe setzen – sie hat ihr Geld klug zusammengehalten und gut angelegt –, aber dann wüsste sie nicht mehr, was sie mit sich anfangen soll. So oder so, sie würde es als Schande empfinden. Wahrscheinlich gibt es einfach keinen würdevollen Weg, sich aufs Altenteil zurückzuziehen.«
    »Harte Worte. Sehr viel Mitleid scheinen Sie nicht mit ihr zu haben.«
    »Ein hartes Gewerbe. Sie könnte abtreten und sich ins Privatleben zurückziehen. Oder wieder ans Theater gehen. Denn sie ist wirklich eine gute Schauspielerin, Profi durch und durch. Aber es geht gar nicht mehr um die Schauspielerei, es geht darum, ein Star zu sein. Es gibt genügend Rollen, aber sie glaubt, sie wären unter ihrer Würde. Ich weiß, dass es schmerzhaft für sie ist, und ich habe auch Verständnis. Aber Sie haben recht, mein Mitgefühl hält sich in Grenzen. Ich kann kaum mit ansehen, wie sie leidet, aber es ist nicht das Ende der Welt. Sie ist immerhin erst dreiundvierzig. Sie könnte noch vierzig Jahre vor der Kamera stehen. Ich habe ihr gesagt, sie soll sich ein Beispiel an Kate Hepburn und Lawrence Olivier nehmen.«
    »Und was hat sie geantwortet?«
    »Dass die Hepburn zuletzt Mit Pulverdampf und frommen Sprüchen gedreht hat und Olivier Der Clan . Dass man sich entweder wie ein geprügelter Hund davonstehlen oder unmerklich zur Karikatur seiner selbst werden könne. Dass es Bobby Dye richtig gemacht habe, auch wenn er die Flinte zu früh ins Korn geschmissen hätte.«
    Er ließ sich keine Reaktion anmerken.
    »Sie kannten ihn, ja?«
    »Etwas. Als Vorbild taugt er eher weniger.«
    »Aber er war gut, nicht wahr? Seine Kollegen erzählen, dass sie immer das Gefühl hatten, sie müssten ihn genau im Auge behalten, weil er jeden Moment auf der Überholspur an ihnen vorbeiziehen könnte. Komisch, irgendwie hatten sie direkt Angst vor ihm.«
    »Das beruhte auf Gegenseitigkeit.«
    »Was hätte aus ihm werden können? Wäre er noch besser geworden? Für Wildfire hatte er ja schon den Oscar gewonnen, als einer der ganz wenigen, bei dem sich die Welt einig war, dass er ihn verdient hatte.«
    »Ob er noch besser geworden wäre? Ich weiß es nicht. Aber im Grunde ist es auch eine sinnlose Frage, finden Sie nicht? Seit wann ist denn die Schauspielerei zum Leistungssport verkommen? Ihre Schwester stellt sich an wie ein ausgemusterter Football-Spieler. Seit wann geht es denn nur noch um Geld und Angst?«
    »Sie sind ja ein richtiger Romantiker. Fast wie Anna.«
    »Die Entscheidung, wie es für sie weitergehen soll, liegt bei ihr.«
    »Auf jeden Fall sind Sie erst mal eine angenehme Abwechslung für sie. Sie können sie auf andere Gedanken bringen. Anna braucht ein bisschen Action in ihrem Leben – mal abgesehen von dieser Halstuchgeschichte.«
    »Ich bin nicht gerade aus dem Stoff, aus dem man sich einen Toyboy schnitzt. Und ich lasse mich nie mit einem Klienten auf eine Beziehung ein.«
    »Um Gottes willen, sagen Sie ihr das bloß
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