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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Katze. Das verdammte, liebende Herz!« Er sah Aisha von der Seite an. »War diese Liebe es wert, daß Sie jetzt in der Negev-Wüste Land urbar machen?«
    »Ja«, sagte Aisha stolz.
    »Dieser Brockmann?«
    »Ich werde ihn nie vergessen, Major. Und wenn Sie mich erschießen ließen … mein letzter Gedanke wäre er.«
    »So kann nur eine Frau reden.«
    »Ja … und so kann auch nur eine Frau fühlen.« Aisha trat an die Wagentür. »Können wir nun fahren?«
    »Ja. Das heißt – noch eine Frage. Eine letzte.« Major Silverston hielt Aishas Hand fest, die schon auf der Wagenklinke lag. »Was hätten Sie getan, wenn Alf Brockmann Ihnen nicht sympathisch gewesen wäre?«
    »Ich hätte ihn, meinem Auftrag gemäß, umgebracht.«
    Silverston hob wieder die Schultern. »Steigen Sie ein, Miß Aisha«, sagte er heiser. »Sie sind eine unheimliche Frau.« Er riß die Wagentür auf. »Mit Ihnen zu leben muß die Hölle sein.«
    »Nur, wenn man mir vorher den Himmel zerrissen hat.« Aisha lächelte traurig. »Und ich habe keinen Himmel mehr.«
    *
    In dem kleinen Krankenhaus von Tobruk kämpften die Ärzte um das Leben Lore Holleraus.
    Blutkonserven waren nicht vorhanden. Sie aus Bengasi oder Tripolis heranzuholen, war schon zu spät. Der Blutverlust war zu hoch, der Herzschlag war kaum noch hörbar, der Puls war samtweich und zerflatterte.
    Man versuchte es deshalb mit Traubenzuckerlösungen, um den Flüssigkeitsverlust des Körpers aufzufangen. In beiden Oberschenkelvenen steckten dicke Kanülen und füllten die Adern mit dem Blutersatz auf. Währenddessen arbeiteten zwei Chirurgen an dem zerfetzten Handgelenk. Es war schwierig, die Arterie zu nähen, und es gelang auch nur so weit, daß die Blutung stand.
    »Sie muß sofort nach Tripolis«, sagte Chefarzt Dr. Halemi zu Hauptmann Brahms, der neben dem OP in einem Wartezimmer saß und unruhig eine Zigarette nach der anderen rauchte. »Die Arterie muß auf einem Stück von zwei Zentimetern ausgewechselt werden mit einer Kunststoffader. Das können aber nur die Kollegen in Tripolis. Wir sind hier gar nicht darauf eingerichtet und haben es, ehrlich gesagt, auch noch nie gemacht. Auf jeden Fall ist die größte Gefahr erst einmal gebannt. Sie wird weiterleben.«
    »So ein dummes Luder!« Brahms ging erregt in dem kleinen Zimmer hin und her. »Sich das Leben nehmen. Als ob es keine anderen Lösungen gäbe.«
    »Sie wird blind bleiben, nicht wahr?« fragte Dr. Halemi.
    »Ja.«
    »Ein Unglücksfall?«
    »Nein. Ein politisches Attentat. Ein Sprengstoffpaket. Es sollte ihrem Chef gelten.«
    »Eine Schweinerei!« sagte Dr. Halemi laut. Brahms hob die Arme.
    »Im Krieg aus dem dunkeln sind die Mittel nicht wählerisch. Ein Menschenleben ist ein Dreck. Und man darf umbringen ohne Risiko. Es ist staatlich gewünschter Mord. Es ist sogar ein Beweis der Vaterlandsliebe. Heute überzeugt nicht mehr die Vernunft, sondern der Schalldämpfer auf einem Revolver.«
    »Eine idiotische Zeit. Hauptmann.«
    »Oder eine notwendige Zeit, Doktor. Vielleicht bringen die Menschen sich einmal alle gegenseitig um – dann ist endlich Frieden auf Erden.«
    Am Nachmittag kamen Alf und Birgit Brockmann in das Krankenhaus. Lore Hollerau war so weit gekräftigt, daß sie Besuch empfangen konnte. Zuraida saß an ihrem Bett und hielt Wache.
    In den Stunden nach der Entdeckung des Selbstmordversuches hatte Alf Brockmann seiner Frau eine große Beichte abgelegt. Er hatte langsam gesprochen, Wort für Wort betonend, und sich bemüht, nichts auszulassen. Alles, was in dem vergangenen Jahr geschehen war, rollte noch einmal vor seinen Augen ab und formte sich zu Sätzen.
    Die Forschungen in der Geheimfabrik von Gizeh. Der Umzug nach Bir Assi. Das stetige Zusammenwachsen von Lore Hollerau und ihm durch die gemeinsame Arbeit. Der Anschlag, der Lores Augen kostete. Ihr Tagebuch, das er fand. Der angebliche Tod Birgits, an den er glaubte – vor allem, als die Urne eintraf –, und sein ungeheurer Zwiespalt, als Aisha in sein Leben trat, dieses Feuer, in dem er bald verbrannt wäre.
    Birgit hatte ihm zugehört, ohne ihn zu unterbrechen. Nur ihre Hände bebten, und die Finger verkrampften sich ineinander.
    »Das war es, Birgit«, sagte Brockmann am Ende seiner Beichte. »Jetzt kannst du auch verstehen, warum Lore für immer gehen wollte. Wir sind alle das Opfer eines gemeinen Betrugs geworden, in dem jeder vom anderen glaubte, er sei tot.«
    »Ich habe es nie geglaubt, Alf«, sagte Birgit mit kleiner Stimme. »Ich bin durch
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