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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising
Autoren: Nicole Peeler
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Lindas Lieblingsbuchheldinnen von einem säbelschwingenden Freier.
    Ich wurde von einer besonders starken Welle untergetaucht und bemerkte, dass ich gefährlich nah an die Old Sow herangeraten war. Der Strudel in seiner herrlichen Unvorhersehbarkeit wirbelte munter vor sich hin, obwohl er um diese Nachtzeit eigentlich zur Ruhe gekommen sein sollte. Aber ich war so unglaublich wütend, dass nur wirklich wildes Wasser mir heute helfen konnte. Immer wenn ich mit Linda zusammentraf, musste ich zwangsläufig an meine Mutter denken. Ihr Verschwinden war wie ein fauler Zahn, der längst hätte gezogen werden sollen.
    Ich nutzte die Kraft eines der Ferkel der Old Sow, um mich in die Luft schleudern zu lassen, damit ich dann wie ein Tümmler wieder ins Wasser eintauchen konnte. Ich schlug härter auf die Oberfläche auf, als ich erwartet hatte, und das Ferkel sog mich in eine starke Strömung, die mich zu seiner Mutter tragen wollte. Ich kämpfte mit aller Kraft dagegen an, um mich daraus zu befreien, aber die Strömung hielt mich in eisernem Griff. Die Old Sow war zwar nicht so stark wie die kraftvollsten Strudel der Welt, aber dennoch selbst für jemanden mit meinem außergewöhnlichen Schwimmtalent eine Nummer zu groß. Ich war viel zu nah herangekommen, und es würde meine ganze Kraft kosten, mich wieder aus dem Sog zu befreien.
    Ich kämpfte verbissen dagegen an, ohne auch nur ein
Stückchen vorwärtszukommen, und langsam spürte ich, wie Panik in mir aufstieg. Wenn ich jetzt ertrinken würde, würde mich das echt ankotzen. Es wäre der Beweis dafür, dass alles, was sie nach Jasons Tod über mich gesagt hatten, der Wahrheit entsprach, obwohl es nichts als ein Haufen Lügen war.
    Aber dann - wie durch ein Wunder - ließ der Sog nur für einen kurzen Augenblick plötzlich nach. Mit einer fast übermenschlichen Anstrengung gelang es mir, mich zu befreien, und ich entfernte mich respektvoll von der Old Sow und ihrer übermütigen Nachkommenschaft. Mit kräftigen Bewegungen glitt ich durchs Wasser und spürte noch immer das Adrenalin in meinen Adern pulsieren. Ich konnte selbst nicht glauben, dass ich leichtsinnig genug gewesen war, so nah an den Strudel heranzuschwimmen. Ich verfluchte meine eigene Dummheit, und mein Herz hämmerte in meiner Brust, halb aus Anstrengung, halb aus purer Angst.
    Dann erstarrte ich plötzlich: Mein Herz fühlte sich an, als würde sich eine eiskalte Hand darum legen und es zum Stehen bringen wollen. Mein Gehirn versagte. Nur meine Hände und Füße paddelten unbewusst weiter im Wasser, so dass ich nicht unterging wie ein Stein.
    Ich war der Old Sow noch einmal unversehrt entkommen, aber jemand anderes hatte nicht so viel Glück gehabt.
    Eine Gestalt wippte im Sog des Strudels wie eine albtraumhafte Boje. Und aus einer schrecklichen Erfahrung heraus wusste ich, dass es sich um einen Menschen handeln musste. Hatte ich vorher geglaubt, Angst zu haben, dann hatte ich mich getäuscht, denn jetzt setzte ein panikartiger Fluchtreflex in mir ein. Jede Faser meines Körpers trieb
mich aus dem Wasser und wollte mich davon abbringen, mich um das zu kümmern, was da draußen vor sich ging.
    Nicht, dass ich gedacht hätte, es handle sich um irgendein Meerungeheuer. Vielmehr nahm ich an, dass es jemand war, den ich liebte: ertrunken und tot durch meine Schuld.
    Hatte mich irgendjemand zur Bucht gehen sehen? Ich hatte unser Haus durch die Hintertür verlassen und war durch den Wald gegangen. Neben uns wohnten nur die Grays, und Sheila und Herbert waren in so einer kühlen Nacht sicher nicht draußen im Garten. Dann war da noch Stuart, aber falls der gedacht hätte, ich ertrinke, dann hätte er ganz sicher keinen Rettungsversuch unternommen. Eher würde er sich nur eine Zigarre anzünden, um meinen Todeskampf richtig genießen zu können.
    Dann blieb nur noch mein Vater. Bei diesem Gedanken setzte mein Herz, das kurzzeitig wieder zu schlagen begonnen hatte, erneut aus.
    Aber dann meldete sich mein Gehirn zu Wort. Mein Vater wusste ja, dass ich sehr gut schwimmen konnte, selbst wenn er nie darüber sprach. Er würde keinen überstürzten Rettungsversuch unternehmen. Aber der einzige Weg herauszufinden, ob ich wieder den Tod von jemandem zu verantworten hatte, war, diesen Körper zu bergen. Aus dem großen Old-Sow-Strudel, dessen kleiner Ableger mich gerade schon beinahe ertränkt hätte. Scheiße.
    Erst ließ ich mich von einem der äußersten Ringe des Strudels treiben und versuchte herauszufinden, wie zur
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