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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising
Autoren: Nicole Peeler
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sehr viel zu tun haben, um die faulen Stellen innerhalb der Gemeinschaft zu finden. Und ich in meiner Funktion als »blöde Halblingsschlampe«, die die ganze Sache überhaupt erst losgetreten hatte, hatte mich besser so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht.
    Ryu hatte sich tausendmal entschuldigt und mich dann in den Leihwagen gesetzt. Ich hatte absolut nichts gegen
diesen überstürzten Rückzug einzuwenden gehabt. Mehr noch, ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich einmal so froh sein würde, wieder nach Rockabill zurückzukehren. Und jetzt, sicher in meinem eigenen Bett, hätte ich vor Erleichterung heulen können.
    Nach einer Weile stand ich doch noch einmal auf, um meine Tasche auszupacken. Ich hängte die noch sauberen Klamotten zurück in den Schrank und warf den Rest in den Wäschekorb. Schließlich war nur noch die große, weiße Schachtel und ihr Inhalt übrig.
    Am Ende hatte ich meine Schuhe doch noch verloren. Anscheinend musste man mich erst fast erwürgen, damit ich mich von einem Paar schicker High Heels trennte. Doch am nächsten Tag waren sie wie von Zauberhand wieder aufgetaucht und standen vor der Eingangstür zu unserer Suite. Ich holte die Schuhe aus der Schachtel und stellte sie in meinen Schrank. Dann nahm ich auch das Kleid heraus.
    Unglaublich, dass es noch ganz war, wenn man bedenkt, wie zart das Material war und was ich darin durchgemacht hatte. Außer natürlich, dass es über und über mit Blutspritzern besudelt war. Es war Eds Blut, Ed, den Nyx entführt hatte und der sterben musste, weil er zwischen mich und Jimmu geraten war.
    Ich setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett und hielt das Kleid hoch. Es war so schön, ich sollte es reinigen lassen. Doch stattdessen faltete ich es vorsichtig zusammen und verstaute es wieder in der glänzenden Schachtel. Die Blutflecke sollten mich an das erinnern, was ich nicht vergessen durfte: dass hinter dem ganzen Glanz und dem Spektakel in der Welt meiner Mutter eine dunkle Wahrheit lauerte.
Menschliches Leben bedeutete den Alfar nichts. Für die meisten von ihnen waren wir bloß ein entbehrlicher Störfaktor.
    Und, ob es mir nun gefiel oder nicht, ich war zur Hälfte ein Mensch - eine Tatsache, die ich nie vergessen könnte. Wesen wie Nyx oder Jarl würden es mich sowieso nie vergessen lassen, aber das wollte ich auch gar nicht. Bis vor kurzem hatte ich es für selbstverständlich gehalten, ein Mensch zu sein, und nun klammerte ich mich an diesen Gedanken wie andere an einen Verdienstorden.
    Nachdem ich alles ausgepackt und eine Ladung Wäsche in die Maschine gesteckt hatte, tat ich, was ich Ryu versprochen hatte, und rief ihn an, um ihm zu sagen, dass alles in Ordnung war. Wir unterhielten uns nur kurz; er klang erschöpft, und wir hatten uns ja heute Morgen erst gesehen. Aber er versprach, mich besuchen zu kommen, sobald sich alles wieder ein wenig beruhigt hatte. Er sagte auch, er werde mich nächste Woche anrufen und dass ich mich in der Zwischenzeit melden solle, falls ich irgendetwas brauche. Nachdem ich mit ihm gesprochen hatte, fühlte ich mich ganz warm und wohlig, nicht zuletzt, weil ich ihn mir die ganze Zeit kämpfend mit seinem Schwert vorgestellt hatte. Ich wusste, dass ich bei Gewalt eigentlich nicht ins Schwärmen geraten sollte, aber die Vorstellung machte mich einfach an.
    Dann rief ich Grizzie und Tracy an, um ihnen von Quebec zu erzählen. Das schmückte ich ein wenig aus, damit es so klang, als habe dieser Teil der Reise die ganze Woche gedauert. Ich versprach, ihnen am nächsten Tag in der Arbeit Fotos zu zeigen. Ich freute mich schon sehr darauf, meine
beiden Freundinnen wiederzusehen, die ich schrecklich vermisst hatte.
    Als Grizzie sich verabschiedete, um das Abendessen zu kochen, fragte Tracy mich am Telefon, wann ich Ryu wiedersehen würde.
    »Ich weiß es nicht genau«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Ich weiß, dass er mich wirklich gern hat, aber während wir weg waren, haben sich Dinge ergeben, die ihn in nächster Zeit ziemlich beschäftigen werden. Also, mal sehen, was weiter passiert.«
    »Und du bist sicher, dass das alles okay für dich ist?«, erkundigte sich Tracy.
    »Nein«, antwortete ich und war davon selbst am meisten überrascht. Ich hatte gewusst, dass ich mich irgendwann mit allem, was ich während der letzten Woche erlebt hatte, auseinandersetzen musste, aber ich hatte nicht erwartet, dass es mich treffen würde wie ein Karateschlag. »Ich muss über vieles nachdenken, Tracy. Aber nicht wegen
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