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Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)

Titel: Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)
Autoren: Christina Dodd
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sie sich ständig Vorhaltungen machen.
    Wenn sie jetzt einen Rückzieher machte, verdiente sie ihr Glück nicht.

    Sie konnte es packen, klar, sie würde es locker schaffen.
    Sie zog reflexartig die Handbremse - das tat sie immer, selbst auf ebener Fläche, weil sie ja eigentlich eine besonnene Fahrerin war. Nahm ihre lederne Aktenmappe - ein Geschenk von Jasha - und ihre Handtasche vom Beifahrersitz. Als sie hinausglitt, riss der Wind so heftig an der Wagentür, dass sie sie kaum festhalten konnte. Sie drückte die Tür mit einem energischen Hüftschwung zu, ließ den Kofferraumdeckel mit der Fernbedienung aufschnappen und nahm ihren Koffer heraus - einen großen, schweren, vollgepackten Koffer, wohlgemerkt. Sie brauchte beide Hände und ihre neu erworbenen Fitnessstudio-Muckis, um ihn aus dem Kofferraum zu heben. Zum Glück hatte das schwere Biest Rollen, auf denen sie es zum Eingang zog.
    Der Wind stemmte sie zur Seite, verwuschelte ihre Haare, riss an ihrem Top. Aus der Ferne drang das Tosen der Brandung zu ihr, das zornige Schlagen der aufgewühlten Wellen. Die Luft roch nach Salz und Seetang, Immergrün und ungezähmter Wildheit.
    Während sie mühsam einen Fuß vor den anderen setzte, ragte das Schloss bedrohlich vor ihr auf. Warf seinen gespenstisch ausgezackten Schatten wie einen dunklen Mantel über die junge Frau. Auf der Steinstufe vor dem Portal blieb sie stehen. Blinzelte, um ihre Augen an das Dämmerlicht zu gewöhnen. Hier war sie zwar geschützt vor dem gnadenlosen Wind, trotzdem schauderte ihr von der kühlen, unwirtlichen Atmosphäre.
    Als sie den Koffer auf die Stufe zerrte, knirschten die Rollen gequält über den rauen Schiefer. Ann nahm kritisch die Tür in Augenschein, die sie selbst bei einem Avantgardekünstler in Auftrag gegeben hatte. Sie hatte schwarzes Walnussholz mit Kassetten aus brasilianischem Mahagoni bestellt. Sie konnte weder das Holz noch den Lüster ausmachen, und der
Türgriff, ein Löwenkopf mit einem Ring aus massivem Messing, war in der Dunkelheit kaum zu erkennen. Sie fand die Klingel und drückte auf den Knopf.
    Im Innern läutete eine Glocke.
    Niemand kam an die Tür.
    Sie klingelte abermals, dann klopfte sie zaghaft mit dem Messingring auf das Holz. Nichts. Die Tür war verschlossen.
    Jasha war nicht zu Hause.
    Was tun? Zurückfahren? Sich gut zureden, dass sie es immerhin versucht hatte, und auf ein nächstes Mal warten?
    Es würde kein nächstes Mal geben, das stand für sie fest. Jetzt oder nie. Also ging sie ihre sämtlichen Schlüssel durch und fand den richtigen.
    Immerhin war sie Jashas persönliche Assistentin. Und las ihm jeden Wunsch von den Augen ab. Redete seine Mutter mit Vornamen an. Sie hatte sogar einen Ersatzschlüssel für seinen Safe. Folglich brauchte sie gar keine Skrupel zu haben, den ihr anvertrauten Haustürschlüssel auch zu benutzen.
    Sie drehte ihn vorsichtig im Schloss. Das Portal ließ sich problemlos öffnen und schwang geräuschlos auf. Sie spähte in die Eingangshalle - und atmete erleichtert auf.
    Drinnen sah es schon besser aus. Viel besser. Wohlig einladende Wärme umfing Ann. Sie tastete nach dem Lichtschalter. Sobald der Kristallleuchter aufflammte, tanzten tausend bunte Prismen an der hohen Decke und den mattweißen Wänden. Eines der Prismen streifte das Blinklicht der Alarmanlage, und sie hielt den Atem an. Ließ Handtasche und Schlüssel auf den Tisch neben der Eingangstür fallen. Und stellte sich vor das Kontrollpaneel.
    Sie gab den Code ein.
    »Jasha? Mr. Wilder?«, rief sie.
    Keine Antwort.
    Okay. Sie beschloss, drinnen auf ihn zu warten.

    Sie zerrte den Rollenkoffer über die Schwelle. Nachdem sie die schwere Eingangstür hinter sich zugedrückt hatte, bewunderte sie die Fenster in der Halle. Böhmisches Kristallglas - im Stil Art déco, eine Nachbildung von einer renommierten Glaserei an der Ostküste. Es war ihre Idee gewesen, und sie freute sich über die gelungene Umsetzung. Die Eleganz war wirklich ihren Preis wert. Jede der in Mahagonirahmen eingesetzten Scheiben mutete wie ein funkelnder Diamant an, der das Licht in bunt glitzernden Facetten brach.
    Neugierig auf das Interieur, das sie quasi per Ferndiagnose bestellt hatte, lief sie weiter.
    Das Foyer mündete in den großen Salon. Orientteppiche aus schimmernden Seidengarnen bedeckten das zu einem satten Goldton gedunkelte Holzparkett. Polster und Vorhänge waren in warmen, gedeckten Farben gehalten. Ein Konzertflügel aus schwarzem Lack dominierte eine Ecke des
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