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Nachts sind alle Katzen geil.

Nachts sind alle Katzen geil.

Titel: Nachts sind alle Katzen geil.
Autoren: Sophie Andresky
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ihm und rundherum vereinzelt
Gelächter oder verschämtes Kichern auf. Etwas unbehaglich
spürte er förmlich die eigentümlich verstohlenen Blicke, die
seine Person unter Beschuss nahmen.
     
Sch …! Er hätte sich doch zuerst umziehen sollen. Endlich
erreichte er die auserkorene Nische. Der Kellner sprang
dienstbeflissen herbei, was Harry angenehm berührte.
     
»Sie wünschen –?«
     
Harry zögerte irritiert.
     
Der eigenartige Unterton erinnerte befremdlich an
unterdrücktes Lachen. Er bestellte Kaffee, nannte seine
Zigarettenmarke und setzte freundlich hinzu: »Geht’s hier
immer so munter zu? Ich bin zum ersten Mal hier und …«
     
»Ich weiß …!«, unterbrach ihn der Kellner in unnatürlich
hoher Stimmlage. Harry begriff überhaupt nichts mehr. Man sah
es ihm an. Jetzt deutete der Kellner mit spitzem Zeigefinger
stumm zu dem riesigen »Gemälde« hinüber. Harry schaute
argwöhnisch hin. Unerwartet geriet das Bild in Bewegung!
Unzählige Wasserbläschen stiegen auf, pulsierten um magere,
spindeldürre Beine, die in einer dieser unaussprechlich
hässlichen Badehosen steckten, waden-lang, viel zu weit und
bunt gemustert. Daneben ringelte sich ein kleiner bunter Ball
empor …
     
Harry erstarrte!

Reimund Neufeld: Zum Achtzehnten
Etwas Besonderes. Zum Achtzehnten. Sie ist was Besonderes,
Schönes, und viel mehr noch. Ein fixer Zeitpunkt, eine fixe
Obsession hatte sie beseelt – nicht länger warten! Gedanken
über Phantasien, um von diesem Punkt in eine andere Sphäre
aufzusteigen, um zum nächsten, höheren Lebenslevel zu
gelangen, bei dem es verheißungsvoll heißt: ENDLICH ALLES!
     
Und sie ist soweit, schon längst soweit! Ja, weiter noch.
Schade oder nicht. Den Wunsch nach Besonderem braucht er ihr
nicht gesondert zu entlocken. Er weiß: Sie ruht im Vertrauen,
dass er ihr darin entspricht.
     
Warten. Noch eine Zeit lang. Nicht gerade lang. Vorfreuden
verkürzen die Qual des Langwartens, Herbeisehnens.
     
Im größten Maße angetan von der Faszination der Liebe, von
der Faszination des erotischen Gefühls, durchdrungen durch und
durch, selbst übervoll davon, beglückt sie sich selbst – und ihn.
     
Davon etwas Besonderes zu kosten ist ihr großer Wunsch, so
wusste er. In einem langen Brief schilderte er ihr ausführlich
seine Idee, seinen Plan dazu, zum Achtzehnten – und genau an
jenem Tag, vielmehr in jener Nacht. Zum Achtzehnten.
     
An jenem Tag würde er ihr noch einen weiteren Brief
zukommen lassen, in dem er ihr ein Hotel nennen würde, wohin
sie in einem von ihm bestellten Taxi, zu einer bestimmten
Stunde, kommen möchte. An der Rezeption solle sie ihren
Namen angeben, daraufhin würde das Taxi bezahlt und ihr ein
Zimmerschlüssel ausgehändigt werden. Des Weiteren solle sie
keinen besonderen Wert auf ihre Kleidung, Schuhe, Make-up
und alles Übrige legen …
     
Das Taxi ist abgetan, die Ende-August-Sonne bleibt draußen,
den Hotelzimmerschlüssel mit dem großen, elfenbeinfarbenen
Anhänger in der Hand geht sie gezielt auf den Lift zu und ist
überwältigt von all dem Luxus, der sie hier umgibt. Es ist nicht
allein der ganze Marmor und die vielen polierten Spiegel, es
sind nicht die Goldbeschläge, die riesigen Kristallleuchter oder
der wertvolle rote Teppichbelag, es ist nicht die kühlende,
klimatisierte Luft – es ist die gesamte Hotelatmosphäre, die,
wenn sie nicht zum gewohnten Lebensstil gehört, diesen
faszinierenden Eindruck hervorruft. Dieses Gesamte prägen
noch mehr die Menschen, die sich in dieser besonderen Sterne-
Hotelwelt bewegen. Sie bewegen sich auf absonderliche Weise
– so, als würde jeder seine eigene Wichtigkeit mit
Gleichgültigkeit tragen. Ob in der Westentasche eines
Designersmokings, in einer giftgrünen Armanikrokohandtasche,
oder, offen und für alle sichtbar, verteilt auf beide hochmütige
Schultern. Geschäftlich oder privat, oft sind die Grenzen
fließend, allein der Status zählt. Hoch.
     
Durch diese Wesen gleitet ihre schöne schlanke, junge Gestalt.
Natürlich ist sie schön. Und im vollen Bewusstsein dieser
Tatsache ist sie weit davon entfernt, die Alltäglichkeiten solcher
Menschen zu beneiden.
     
So fährt sie im vollen Bewusstsein der Genuss versprechenden
Besonderheit mit dem Lift ins angegebene 18. Stockwerk und
schaut dabei in den großen Spiegel, der ihre gesamte schöne
Statur wiederspiegelt: Sie hatte es einfach nicht fertig gebracht,
keinen besonderen Wert auf ihr Äußeres zu legen. Natürlich hat
sie sich extra chic angezogen,
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