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Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Titel: Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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schritt voran. Konstabler Hayward folgte ihm mit geöffneter Pistolentasche, die Hand am Griff seiner Waffe. Obwohl der Konstabler eine einfache Natur war, wirkte die düstere, bedrückende Atmosphäre des Hauses auf ihn ein. Peter war auf der Hut und bereit, sich zu verteidigen.
    Aber da war keine sichtbare Gefahr.
    Morton führte die zwei in die Halle, wo er sie stehenließ. Peter und der Konstabler schauten empor zu den Buntglasfenstern, die Fratzen- und Dämonenbilder zeigten. Sie betrachteten die hohen Farne und Palmwedel und die drei bedrohlichen Erzfiguren, die zwischen ihnen standen.
    »Ein unheimlicher Ort«, murmelte Peter.
    »Jeder kann sich sein Zuhause so gestalten, wie er es wünscht, Peter«, erwiderte Hayward. »Wohl fühle ich mich allerdings hier nicht.«
    Er räusperte sich. Ein leises Geräusch ließ die beiden Männer sich umdrehen. Letitia kam, gefolgt von Ann und Thomas Morton, den rechten Treppenaufgang herunter. Letitia hatte sich umgezogen. Sie trug ein türkisfarbenes Kleid, eine einfache Halskette, Ohrringe und flache Schuhe.
    Ihr rechter Knöchel war bandagiert. Sie hielt sich mit einer Hand am Treppengeländer fest. Vor den beiden Männern blieb sie stehen. Ann und Thomas Morton warteten auf den unteren Treppenstufen.
    »Letitia!«, rief Peter. »Jetzt wird alles gut. Bist du wohlauf? Wir bringen dich fort von hier.«
    »Aber warum denn?« fragte Letitia mit flacher, modulationsloser Stimme. »Natürlich geht es mir gut. Ich bin hier bei meinen Verwandten, die nur mein Bestes im Sinn haben.«
    Peter stutzte. Konstabler Hayward runzelte die Stirn. Letitia hatte Make-up aufgelegt und sich geschminkt. Ihr Haar war sorgfältig frisiert, und sie musste nach der Hetzjagd geduscht oder gebadet haben. Ihre Miene war puppenhaft starr, die Pupillen erweitert, dass sie fast die gesamte Iris einnahmen.
    »Aber – du wolltest doch fliehen und die Insel verlassen?« stammelte Peter.
    »Ich? Wie kommen Sie denn darauf?«
    Peter trat vor, packte Letitia bei den Oberarmen und schüttelte sie.
    »Letitia, besinn dich. Was haben sie mit dir gemacht in diesem verfluchten Haus? Erinnere dich an die schwarze Kutsche mit dem Teufelskopf, an die Jagd auf dich und wie du verschleppt wurdest. Ich wollte dir helfen, doch man hat mich niedergeschlagen.«
    Peter senkte den Kopf und zeigte Letitia die Beule. Ann lachte metallisch.
    »Jetzt verstehe ich, Konstabler. Der Herr hat eine Kopfverletzung. Deshalb dieser Auftritt und die wüsten Geschichten. Peter Trents Gehirn muss in Mitleidenschaft gezogen worden sein.«
    Peter beachtete die Teufelsdienerin überhaupt nicht.
    »Letitia!«, bat er. »Sag ein Wort, dass es wahr ist. Dann bringen wir dich weg von hier.«
    Letitia machte sich aus Peters Griff frei.
    »Ich verstehe nicht, wovon Sie reden, Mr. Trent. Außerdem muss ich doch sehr bitten. Sie sind mir heute Vormittag schon unangenehm aufgefallen, als Sie mich einfach über den Haufen rannten. Daraufhin habe ich mich eine Weile mit Ihnen unterhalten. Dann war ich in Stornoway. Dort habe ich mich umgesehen, aber ich hatte nie die Absicht, heute bereits abzureisen. Warum auch? Von einer Kutsche mit Teufelsköpfen und einer Jagd auf mich weiß ich nichts. Das ist blanker Unsinn und hat nur in Ihrer kranken Phantasie stattgefunden. Konstabler, ich wundere mich über Sie! Wie können Sie nur solche Märchen glauben? Sie müssen doch merken, dass dieser Mann geistig verwirrt ist und nicht weiß, was er sagt. Er gehört in psychiatrische Behandlung.«
    Hayward trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
    »Ja, nun, hm, ich weiß nicht, ich kenne Mr. Trent nun schon, seit er in Stornoway ist, und auf mich hat er immer einen normalen Eindruck gemacht. Seine Geschichte kam mir zwar sehr phantastisch vor, aber ich musste sie ja wohl nachprüfen. Entschuldigen Sie, Miss Cabell, und auch Sie, Mrs. und Mr. Morton. Entschuldigen Sie alle vielmals. Ja, dann werden wir besser gehen. Komm, Peter.«
    Peter blieb stehen.
    »Hier wird der Teufel angebetet!«, rief er. »Mit Letitia ist irgendetwas angestellt worden. Sie ist nicht mehr sie selbst.«
    Ann trat vor.
    »Jetzt reicht es! Konstabler Hayward, ich verlange, dass Sie diesen Wahnsinnigen sofort von hier entfernen. Mrs. Helen Morton wollen Sie unter den Umständen ja wohl nicht mehr belästigen, oder?«
    »Nein. Selbstverständlich nicht. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Mr. Trent… ähem, durch eine Kopfverletzung in Mitleidenschaft gezogen ist. Wir gehen natürlich
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