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Nachtgespenster

Nachtgespenster

Titel: Nachtgespenster
Autoren: Jason Dark
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meiner Handfläche liegenblieb.
    »Nun?«
    Doreen atmete schwer ein und kam noch etwas näher, um das Kreuz genau sehen zu können. Die Hände hielt sie hinter dem Rücken versteckt, und sie senkte den Kopf. »Es ist wunderschön, John. Himmel, so etwas habe ich noch nie zuvor gesehen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, wenn ich es dir doch sage.«
    »Und was ist mit der letzten Nacht gewesen?«
    Sie schaute mich jetzt an. Ihre Stirn zeigte mehrere Falten. Die Frage hatte sie durcheinandergebracht. »Was meinst du denn mit der letzten Nacht, John?«
    »Da hast du es auch gesehen, als du mich besucht hast. Zusammen mit den Fledermäusen.«
    »N… nein…«
    »Am Fenster, Doreen. Du bist außen an der Hauswand in die Höhe geklettert, und du bist ein Vampir gewesen, als du durch die Scheibe in mein Zimmer geblickt hast.«
    Doreen stöhnte leise auf. Sie fuhr verlegen durch ihr Haar. »Das mag ja alles so stimmen, John, und ich will dir auch gerne glauben, aber ich erinnere mich an nichts mehr. Das ist keine Ausrede, John, ich meine es ernst.«
    »Klar, ich glaube dir, Doreen. Aber es ist tatsächlich so gewesen. Du hast in das Zimmer hineingeschaut, umgeben von zahlreichen Fledermäusen, dann hast du das Kreuz gesehen und bist wie ein Stein in die Tiefe gefallen.«
    Sie nickte. »Ich erinnere mich vage«, gab sie zu. »Nur fehlen mir einige Minuten. Ich kam erst wieder richtig zu mir, als ich in meinem Auto saß und wegfuhr. Das Kreuz kann möglicherweise meine Erinnerung gelöscht haben.«
    »Stimmt. Und was empfindest du jetzt bei seinem Anblick?«
    Erst lächelte Doreen mich, anschließend das Kreuz an.
    »Wie ich es schon sagte, es ist wunderschön. So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.«
    »Dann faß es an!«
    »Bitte?« Sie tat, als hätte sie meinen Wunsch nicht verstanden.
    »Berühre es. Streichele darüber hinweg. Ich möchte, daß du es tust, Doreen.«
    Sie zögerte noch. Ich behielt sie im Blick. Ihre Lippen zuckten. Ich fragte mich nach dem Grund des zögerlichen Verhaltens. Steckte doch der Keim in ihr, der sie so reagieren ließ? Auch bei Tageslicht konnte er nicht völlig verschwunden sein. Es war ein wirklicher Test, der ihr bevorstand. Ich sah, wie sich auf ihrer Stirn die ersten Schweißtropfen bildeten. Sie hatte die Hände zu Fäusten geschlossen.
    Als Vampirin brauchte sie nicht zu atmen. Als Mensch sehr wohl. Doreen stieß den Atem hart und in Intervallen aus. Es konnte sein, daß unangenehme Erinnerungen in ihr hochstiegen, und sie griff plötzlich zu, als sie mein aufforderndes Kopfnicken sah.
    Ihre Hand legte sich auf das Kreuz. Ich spürte das Zittern ihrer Finger. Dann griff sie zu.
    Es passierte nichts!
    Doreen La Monte konnte das Kreuz anfassen wie jeder andere normale Mensch auch. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
    »Und?« fragte ich.
    Doreen gab noch keine Antwort. Sie nahm das Kreuz an sich und schaute es genau an. Dabei hielt sie es so nah vor ihr Gesicht wie eine Kurzsichtige.
    »Es ist schwer, John.«
    »Das liegt an der Legierung.«
    Doreen nickte. »Und was ist mit den Zeichen und Buchstaben an den Rändern?«
    »Sie werden dir helfen, hoffe ich.«
    Nach dieser Antwort zuckte Doreen zusammen. »Helfen, hast du gesagt? Bedeutet das etwa, daß ich das Kreuz behalten darf? Daß du es mir geben willst?«
    »Ich möchte es dir leihen.«
    Sie überlegte einen Moment. »Ja, ich weiß jetzt Bescheid. Vampire bekämpft man mit Kreuzen, nicht?«
    »Unter anderem«, gab ich zu.
    »Vampire werden durch Kreuze zerstört«, fuhr sie flüsternd fort. »Wenn ich es jetzt behalte und ich mich in einen Vampir verwandle, dann kann es durchaus sein, daß mich das Kreuz vernichtet. Dann werde ich vergehen…« In ihrem Gesicht zeichnete sich Furcht ab. Sie sah aus, als wollte sie das Kreuz jeden Augenblick wegwerfen. Ich war schneller und hielt ihr Handgelenk fest.
    »Nein, Doreen, so muß es nicht sein. Das Kreuz kann durchaus eine Schutzfunktion übernehmen.« Ich hatte gegen ein Gesicht gesprochen, in dem sich der Unglaube abzeichnete. Deshalb nickte ich noch einmal. »Du mußt es mir glauben.«
    »Glauben?« flüsterte sie, behielt das Kreuz aber in der Hand. Dann lachte sie. »Glauben heißt nicht wissen.«
    »Exakt.«
    »Und es gibt keine Unsicherheit in deiner Rechnung? Bist du dir sicher, daß ich durch das Kreuz beschützt werde und den Fluch endlich brechen kann?«
    Mir blieb ein Achselzucken. »Ich hoffe es zumindest, Doreen. Du hast selbst immer davon gesprochen, daß wir etwas tun
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