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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper
Autoren: Glen Cook
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hier- herkommen. Sie ist noch gemeiner als der Hinker.« »Mach ich.«
»Hagop. Wenn du nicht buddeln willst, dann hol die Pferde. Beweg dich!« Ich winkte Schweiger heran. Wir zerrten den Hinker zu einem Baum an der Vorderseite. Schweiger warf ein Seil über einen Ast. Ich drückte dem Unterworfenen die Schlangenaugen in den Schlund hinein. Wir zogen ihn hoch. Langsam drehte er sich im kalten Licht des Mondes. Ich rieb mir die Hände und musterte ihn. »Hat ein bißchen gedauert, Kerl, aber jemand hat dich schließlich doch erwischt.« Seit zehn Jahren hatte ich mir gewünscht, daß er zur Hölle fahren würde. Von den Unterworfenen war er der unmenschlichste gewesen. Asa kam zu mir. »Alle beerdigt, Croaker.« »Gut. Danke für die Hilfe.« Ich wandte mich zur Scheune. »Kann ich mit euch kommen?«
Ich lachte.
»Bitte, Croaker? Laßt mich doch nicht hier, wo…« »Mir ist es egal, Asa. Aber erwarte nicht von mir, daß ich auf dich aufpasse. Und versuche keine schlauen Tricks. Ich kann dich genausogut auch umbringen.« »Danke, Croaker.« Er rannte los und sattelte hastig ein weiteres Pferd. Einauge sah mich an und schüttelte den Kopf.
»Aufsitzen, Männer. Jetzt suchen wir Raven.«
    Obwohl wir scharf ritten, waren wir noch keine zwanzig Meilen von dem Gasthof entfernt, als etwas wie der Schlag eines Faustkämpfers meinen Verstand traf. Eine goldene Wolke ent- stand und strahlte Zorn aus. »Du hast meine Geduld erschöpft, Wundarzt.« »Meine hast du schon vor langer Zeit erschöpft.« »Diesen Mord wirst du bereuen.«
»Ich werde mich an ihm ergötzen. Er ist das erste Anständige, was ich auf dieser Seite des Meeres der Qualen getan habe. Verschwinde und suche deine Burgeier. Laß mich in Ruhe. Wir sind quitt.«
»O nein. Du wirst noch von mir hören. Sobald ich die letzte Tür über meinem Gatten ge- schlossen habe.«
»Strapaziere dein Glück nicht, alte Hexe. Ich bin bereit, aus dem Spiel auszusteigen. Wenn du mich zu sehr bedrängst, lerne ich TelleKurre.« Und der erwischte sie kalt.
»Frag Wisper, was sie im Wolkenwald verloren hat und in Meadenvil wiederzufinden hoff- te. Dann denk darüber nach, was ein zorniger Croaker tun könnte, wenn er wüßte, wo er es finden kann.«
In einem schwindelerregenden Augenblick zog sie sich zurück. Ich stellte fest, daß meine Kameraden mich sonderbar ansahen. »Ich habe mich bloß von meinem Mädchen verabschiedet«, sagte ich zu ihnen.
    Asa verloren wir in Schüttlingen. Wir legten dort einen Tag Pause ein, um uns für die nächste Etappe vorzubereiten, und als die Zeit zum Aufbruch kam, war Asa nirgends zu entdecken. Niemand machte sich die Mühe, nach ihm zu suchen. Um Sheds willen wünschte ich ihm Glück. Wenn man seine Vergangenheit bedachte, wird dieser Wunsch wohl nicht unbedingt in Erfüllung gegangen sein.
    Mein Abschied von der Lady hielt nicht lange vor. Genau drei Monate nach dem Untergang des Hinkers ruhten wir aus, bevor wir die letzte Hügelkette zwischen uns und Schornrohr in Angriff nahmen. Da suchte mich die goldene Wolke erneut auf. Dieses Mal zeigte sich die Lady weniger streitsüchtig. Tatsächlich zeigte sie Anzeichen von Erheiterung. »Sei gegrüßt, Leibarzt. Ich dachte, daß du vielleicht für deine Annalen erfahren möchtest, daß eine Bedrohung durch die Schwarze Burg nicht mehr besteht. Sämtliche Samen sind auf- gespürt und vernichtet worden.« Verstärkte Erheiterung. »Für meinen Gatten gibt es bis auf die Ausgrabung keine Möglichkeit der Auferstehung mehr. Er ist abgeschnitten und kann kei- nerlei Verbindung mit seinen Gefolgsleuten mehr aufnehmen. Ein stehendes Heer hält das Gräberland besetzt.«
Dazu fiel mir nichts ein. Es war nicht weniger als das, was ich erwartet hatte und auch für
    sie zu erreichen gehofft hatte, denn sie war das geringere Übel, und in ihr, so vermutete ich,
überdauerte ein Funke, der sich noch nicht der Finsternis hingegeben hatte. Während mehre- rer Gelegenheiten, bei denen sie in Grausamkeit hätte schwelgen können, hatte sie sich in Zurückhaltung geübt. Wenn sie sich vielleicht nicht mehr herausgefordert fühlte, würde sie eher dem Licht zuneigen als weiter dem Schatten zu folgen. »Ich habe Wisper befragt. Mit dem Auge. Halte dich fern, Croaker.« Noch nie zuvor hatte sie mich bei meinem Namen genannt. Ich richtete mich auf und kon- zentrierte mich. In ihr war keine Erheiterung mehr. »Fernhalten wovon?«
»Von den Papieren. Von dem Mädchen.«
»Mädchen? Welches Mädchen?«
»Spiel nicht den
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