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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper
Autoren: Glen Cook
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mindestens sechsmal geleert, was den Um- fang seines Wanstes erklärte. »Was wollt Ihr wissen?« »Der Lange dort, der nicht sprechen kann. Er sucht nach seiner Tochter.« »Hä?«
Ich zeigte auf Schweiger, der es sich neben dem Feuer gemütlich gemacht hatte und nun im Sitzen auf dem Boden eingeschlafen war. »Ein taubstummes Mädchen, das hier vor einiger Zeit vorbeigekommen ist. Hat sich hier vielleicht mit einem Kerl getroffen.« Ich gab eine Be- schreibung von Raven.
Sein Gesicht wurde ausdruckslos. Er erinnerte sich an Raven. Und wollte nicht darüber re- den.
»Schweiger!«
Wie angestochen schreckte er aus dem Schlaf auf. In der Fingersprache schickte ich ihm ei- ne Botschaft. Er lächelte bösartig. Zu dem Wirt sagte ich: »Er sieht nach nichts Besonderem aus, aber er ist ein Zauberer. Es steht folgendermaßen. Der Mann, der hier war, hat dir wohl gesagt, daß er zurückkommen und dir die Kehle durchschneiden würde, wenn du irgend etwas sagst. Das ist ein gewisses Risiko. Andererseits kann Schweiger dort drüben sofort ein paar Zauberbanne weben, daß deine Kühe keine Milch mehr geben, deine Felder verdorren und deine gesamten Wein- und Biervorräte sauer werden.« Schweiger legte einen jener gemeinen kleinen Tricks auf, die ihn, Einauge und Goblin erhei- tern. Eine leuchtende Kugel schwebte wie ein neugieriger Welpe durch den Schankraum und schien hier und dort schnuppernd stehenzubleiben. Der Gastwirt war hinlänglich überzeugt, so daß er meine Drohung nicht herausforderte. »Schon recht. Sie waren hier. Wie Ihr sagtet. Im Sommer habe ich ‘ne Menge Laufkund- schaft, also hätte ich sie nicht unbedingt bemerkt, aber wie Ihr schon sagtet, das Mädchen war taub, und der Kerl war ein harter Brocken. Sie kommt am Morgen an, als ob sie die ganze Nacht unterwegs is’. Auf einem Wagen. Er kommt abends zu Fuß an. Sie hielten sich in der Ecke auf. Am nächsten Morgen fuhren sie los.« Er sah auf meine Münze. »Wenn ich’s mir so überlegen tu, dann ham’ sie auch mit diesen komischen Münzen bezahlt.« »Ja.«
»Kommen von weit her, eh?«
    »Ja. Wohin wollen sie?«
»Süden. Straße runter. So wie der Kerl gefragt hat, mein’ ich, sie sind nach Schornrohr hin.« Ich hob eine Augenbraue. Von einem Ort namens Schornrohr hatte ich noch nie gehört. »Küste runter. An Schüttlingen vorbei. Nadler Straße aus Schüttlingen raus. Von Nadeln aus die Tampenstraße. Irgendwo südlich von Tampen is’n Kreuzweg, dort dann nach Westen. Schornrohr ist auf der Halbinsel von Salada. Ich weiß nicht genau, wo. Nur was ich so von Reisenden gehört hab.«
»Puh. Weite Strecke. Wie weit, was meinst du?« »Mal sehn. Zweihundertvierundzwanzig Meilen nach Schüttlingen. So um die zweihundert weiter nach Nadeln. Tampen liegt etwa einhundertachtzig Meilen von Nadeln weg, glaube ich. Oder vielleicht auch zweihundertachtzig. Das weiß ich nich’ mehr so genau. Dieser Kreuzweg muß so etwa hundert Meilen von Tampen entfernt liegen, und dann geht’s nach Schornrohr. Weiß nich’, wie weit das dann noch ist. Mindestens noch hundert. Vielleicht zwei, drei. Hab mal ‘ne Karte gesehen, die mir jemand gezeigt hat. Die Halbinsel steht vor wie ein Daumen.«
Schweiger kam zu uns. Er holte einen Papierfetzen hervor und einen schlanken Stift mit Stahlspitze. Er ließ es den Wirt noch einmal aufsagen. Er zeichnete eine grobe Karte, die er den Aussagen des Wirtes anpaßte, wenn der Dicke sagte, daß sie der Karte, die er gesehen hatte, ähnelte oder eben nicht ähnelte. Schweiger hantierte mit einigen Zahlen herum. Er kam auf eine geschätzte Wegstrecke von mehr als neunhundert Meilen von Meadenvil aus. Er strich die letzte Stelle aus, schrieb dann das Wort Tage und ein Pluszeichen dahinter. Ich nick- te.
»Mindestens vier Monate Reisezeit«, sagte ich. »Länger, wenn sie sich in einer dieser Städte ausruhen.« Schweiger zog eine gerade Linie von Meadenvil zur Spitze der Halbinsel von Salada und schrieb daneben: Ungef. 600 M. zu 6 Kn. = 100 St. »Ja«, sagte ich. »Ja. Deswegen hat das Schiff nicht abgelegt. Es mußte ihm einen Vorsprung geben. Ich glaube, morgen unterhalten wir uns mal mit der Mannschaft. Danke, Wirt.« Ich schob ihm die Münze hin. »Ist hier in letzter Zeit irgendwas Seltsames passiert?« Ein leichtes Lächeln verzog seine Lippen. »Bis heute nich’.« »Schon recht. Nein. Ich meine, ob Nachbarn verschwunden sind oder so ähnlich.« Er schüttelte den Kopf. »Nee. Wenn man Wühlpelz mal nich’ mitzählt. Hab’
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