Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
Hier ist eine neue Schwarze Burg am Wachsen.«
Einige sahen mich schief an und fragten sich, woher ich wissen wollte, was die Lady gerade tat. Ich hatte meinen Traum nur dem Leutnant offenbart. Ich beendete Pfandleihers Wundver- sorgung. »Du wirst reisen können, aber laß es ruhig angehen. Wie habt ihr das herausgefun- den?«
»Shaky. Wir haben uns kurz unterhalten, bevor er mich umzubringen versuchte.« »Shaky!« fauchte Einauge. »Was soll das, verdammt?« »Ich weiß nicht, was die Unterworfenen den Jungens erzählt haben. Aber sie waren stock- sauer. Waren ganz versessen auf uns. Schwachköpfe. Die meisten von ihnen wurden dafür umgebracht.«
»Umgebracht?«
»Fürst Dingsda regte sich auf, daß die Unterworfenen hier reinspazierten, als ob ihnen der Laden gehörte. Es gab einen ziemlichen Kampf mit dem Hinker und unseren Knaben. Unsere Jungens wurden praktisch ausgelöscht. Vielleicht hätten sie sich besser geschlagen, wenn sie sich vorher ausgeruht hätten.«
Seltsam. Wir sprachen voll Mitgefühl darüber, als ob diese Männer und wir nicht auf einmal Todfeinde geworden wären. In meinem Fall hegte ich auch Groll gegen die Unterworfenen, die sich gegen uns gewendet und ins Verderben geschickt hatten. »Hat Shaky irgend etwas von Juniper erzählt?« »Jawohl. Da oben hat ein richtiges Blutbad der guten alten Sorte stattgefunden. Da ist nicht mehr viel übrig. Mit uns war die Schar noch sechshundert Mann stark, als die Lady die Burg erledigt hatte. In den folgenden Aufständen wurden noch mehr von den Jungens getötet, als sie die Katakomben ausräumte. Die ganze verdammte Stadt drehte durch, und dieser Harga- don hat den Aufstand angeführt. Unsere Jungens saßen in Duretile fest. Dann hat die Lady die Geduld verloren und den Rest der Stadt in Schutt und Asche gelegt.« Ich schüttelte den Kopf. »Der Hauptmann hatte recht mit den Katakomben.« »Journey hat den Befehl über den Rest der Schar übernommen«, sagte Goblin. »Sobald sie alles beisammen hatten, sollten sie mit dem Plündergut abrücken. Die Stadt ist so kaputt, daß es keinen Grund mehr zum Dortbleiben gibt.« Ich sah Shed an. Eine niedergeschlagenere Miene konnte man sich nicht vorstellen. In ihm
    stritten Leid und Fragen miteinander. Er wollte etwas über seine Leute erfahren. Und wagte
nicht zu sprechen, weil er befürchtete, daß jemand ihn beschuldigen würde. »Ist nicht deine Schuld, Mann«, sagte ich zu ihm. »Der Herzog hat die Lady gerufen, bevor du in die Sache verwickelt wurdest. Ganz gleich, was du getan hättest, es wäre doch passiert.« »Wie können Menschen nur so etwas tun?« Asa sah ihn merkwürdig an. »Shed, das ist eine blöde Frage. Wie konntest du all das tun, was du getan hast? Aus Verzweiflung, deshalb. Wenn die Leute verzweifelt sind, dann ma- chen sie die verrücktesten Sachen.«
Einauge warf mir einen Was-sagt-man-denn-dazu-Blick zu. Selbst Asa konnte manchmal denken.
»Pfand, hat Shaky irgendwas von Elmo gesagt?« Elmos Schicksal blieb meine Hauptsorge »Nein. Ich habe nicht danach gefragt. Wir hatten nicht viel Zeit.« »Wie sieht der Plan aus?« fragte Goblin. »Sobald King und Otto mit den Pferden und den Vorräten hier sind, brechen wir nach Süden auf.« Ein Seufzer. »Das werden schwere Zeiten. Ich habe vielleicht noch zwei Leva. Wie sieht es mit euch aus?«
Wir machten Kassensturz. Ich sagte: »Wir kriegen ein Problem.« »Der Leutnant hat das hier mitgeschickt.« Goblin stellte einen kleinen Beutel auf dem Tisch ab. Er enthielt fünfzig silberne Burgmünzen aus Ravens Schatz. »Das ist schon hilfreich. Aber trotzdem schaffen wir das nur mit einem Gebet.« »Ich habe etwas Geld«, meldete sich Shed. »Eine ganze Menge. Es liegt in meiner Unter- kunft.«
Ich sah ihn durchdringend an. »Du mußt nicht mitkommen. Das betrifft dich nicht.« »Doch, das tut es.«
»Seit ich dich kenne, hast du immer nur versucht, vor etwas wegzulaufen…« »Jetzt hab’ ich was, wofür ich kämpfen kann, Croaker. Was man Juniper angetan hat. Das kann ich nicht hinnehmen.«
»Ich auch«, sagte Asa. »Ich habe immer noch das meiste von dem Geld, das Raven mir ge- geben hat, nachdem wir die Katakomben ausgeräumt hatten.« Ich fragte die anderen stumm nach ihrer Meinung. Sie reagierten nicht. Es war meine Ent- scheidung. »In Ordnung. Holt es. Aber trödelt nicht. Ich will mich so bald wie möglich ab- setzen.«
»Ich kann euch auf der Straße einholen«, sagte Shed. »Ich denke, das kann Asa auch.« Er stand auf. Schüchtern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher