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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende
Autoren: Sandra Brown
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du wie ausgekotzt aus.«
    Sie warf ihm einen finsteren Blick über ihre Schulter zu.
    »Ich sage es nur so, wie es ist«, erwiderte er achselzuckend.
    »Hat dir deine Mutter nie gesagt, dass man manche Dinge besser unausgesprochen lassen sollte?«
    »Was ist eigentlich mit dir los?«
    »Ich hab's dir doch schon gesagt, Gully, ich bin -«
    »Du bist nicht nur müde. Ich weiß, was Müdigkeit ist, und das hier hat nichts mit Müdigkeit zu tun. Du solltest strahlen wie ein Weihnachtsbaum. Stattdessen machst du ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter. Du bist überhaupt nicht wie sonst, so aktiv und energiegeladen und voller Tatendrang. Ist es wegen Linda Harper? Bist du eingeschnappt, weil sie dir zuvorgekommen ist und dir ein bisschen den Wind aus den Segeln genommen hat?«
    »Nein.« Tiel riss methodisch einen weiteren Briefumschlag auf und las das Glückwunschschreiben darin. Ich finde Ihre Berichte im Fernsehen einfach Klasse. Sie sind mein großes Vorbild. Ich möchte genau wie Sie sein, wenn ich erwachsen bin. Ich finde auch Ihre Frisur ganz super.
    Gully sagte: »Ich kann einfach nicht glauben, dass du den unnahbaren Helden namens Doc nicht als Dr. Bradley Stanwick erkannt hast.«
    »Hmmm.«
    Ohne sich von ihrem scheinbaren Desinteresse entmutigen zu lassen, fuhr Gully fort: »Oder lass es mich mal anders ausdrücken. Ich glaube nicht, dass du ihn nicht als Dr. Bradley Stanwick erkannt hast.«
    Die Veränderung in Gullys Tonfall war unverkennbar, und es war unmöglich, nicht darauf zu reagieren. Tiel legte den Brief des Mädchens beiseite, das mit »Kimberly« unterschrieben hatte, eine Fünftklässlerin, und drehte sich langsam in ihrem Stuhl herum, um Gully anzusehen.
    Er blickte sie einen langen Moment prüfend an. Und sie erwiderte seinen Blick ruhig und unverwandt. Keiner von ihnen sagte etwas.
    Schließlich fuhr er sich mit einer Hand übers Gesicht, wobei sich seine schlaffe Haut wie eine Halloween-Gummi- maske dehnte. »Ich nehme an, du hattest deine Gründe dafür, seine Identität zu schützen.«
    »Er hatte mich gebeten, ihn aus der Sache rauszuhalten.«
    »Na klar!« Er schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Natürlich! Wie kann ich nur so begriffsstutzig sein. Der Gegenstand der Story hat gesagt: >Ich will nicht im Fernsehen sein<, und da hast du natürlich ein wichtiges Element der Story einfach weggelassen.«
    »Dein Nachrichtenbetrieb hat keinerlei Nachteile dadurch gehabt, Gully.« Gereizt stand sie auf und begann, persönliche Dinge in ihre Tasche zu werfen, um sich zum Gehen bereit zu machen. »Linda hat sich ja schon darauf gestürzt. Also, worüber beklagst du dich dann?«
    »Habe ich mich etwa beklagt? Hast du mich vielleicht klagen hören?«
    »Es hat sich ganz danach angehört.«
    »Ich bin nur neugierig, warum meine Starreporterin plötzlich gekniffen und mich im Stich gelassen hat.«
    »Ich habe nicht -«
    »O doch, du hast gekniffen! Und zwar ganz groß. Und ich will wissen, warum.«
    Tiel wirbelte herum, um ihn zu konfrontieren. »Weil auf einmal alles so...« Sie hörte zu brüllen auf, riss sich zusammen, atmete tief durch und fügte in sehr viel gedämpfterem Ton hinzu: »So kompliziert wurde.«
    »Kompliziert.«
    »Kompliziert, richtig.« Sie griff um Gully herum nach ihrem Blazer und zog ihn an, wobei sie Gullys scharfem Blick auswich. »Es ist irgendwie wie bei Deep Throat.«
    »Es ist überhaupt nicht wie bei Deep Throat, der eine Quelle war. Bradley Stanwick dagegen war aktiv am Geschehen beteiligt. Er war Inhalt. Freiwild.«
    »Das ist eine Unterscheidung, die wir irgendwann mal diskutieren sollten. Irgendein andermal. Wenn ich nicht gerade im Begriff bin, in Urlaub zu fahren.«
    »Du willst immer noch fahren?« Gully heftete sich an ihre Fersen, als Tiel sich einen Weg durch das Nachrichtenstudio zur Rückseite des Gebäudes bahnte.
    »Ich brauche diese Verschnaufpause dringender als je zuvor. Außerdem hast du meine Bitte um ein paar freie Tage ausdrücklich genehmigt. Du hast mich förmlich gedrängt, mal eine Weile auszuspannen.«
    »Ich weiß«, erwiderte er nörglerisch. »Aber ich hab's mir in der Zwischenzeit anders überlegt. Weißt du, was ich gedacht habe? Ich habe mir gedacht, dass du eine Pilotsendung zur Nine Live Show produzieren solltest. Dieser Krebsspezialist und Cowboy in einem würde einen sensationellen ersten Talkgast abgeben. Bring ihn dazu, über die Ermittlungen über den Tod seiner Frau zu sprechen. Wie ist sein Standpunkt zum Thema Sterbehilfe? Hat
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