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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Angélique Mundt
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Möller »Psychiatrie und Psychotherapie« – Lasogga »Notfallpsychologie« – Sabina Spielrein »Eine fast grausame Liebe zur Wissenschaft«. Er kannte keines. Gebildet ist, wer weiß, wo er nachsehen kann, wenn er etwas nicht weiß. So oder so ähnlich hatte es ein Philosoph gesagt. Welcher, fiel ihm gerade nicht ein. Er musste unwillkürlich grinsen. Vielleicht versteckte sie sich auch hinter ihrem Wissen? Dann entdeckte er ganz unten im Regal noch eine ganze Reihe Krimis. Das fand er nun wiederum sympathisch. Er konnte keine privaten Bilder oder Fotos entdecken. Interessant, dachte er, sie will wohl nichts Privates preisgeben.
    Die aufgehende Tür lenkte ihn von seiner Inspektion ab. Eine kleine blonde Frau mit blasser Haut und Sommersprossen betrat zögernd das Zimmer. Koster schätzte sie auf Ende vierzig. Er stellte sich und Liebetrau vor, räusperte sich und kam sofort zur Sache.
    »Frau Henke, bitte nehmen Sie Platz. Ich habe ein paar Fragen an Sie. Können Sie mir sagen, was heute Nacht passiert ist?«
    »Ich wollte doch nur auf die Toilette«, flüsterte sie und strich sich fahrig mit der Hand über den Mund.
    »Ist Ihnen an Frau Drost irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Ich habe meine Medikamente früh abgeholt, weil ich müde war. Mit dem Studienmedikament schlafe ich endlich. Isabell hat in ihrem Tagebuch geschrieben. Das tut sie jeden Abend.« Sie begann zu weinen. »Das tat sie jeden Abend.«
    Konnte die Frau auch mal auf seine Fragen antworten? Koster versuchte es weiter. »Wir konnten das Tagebuch nicht finden. Haben Sie es?«
    »Isabell nahm ihre Medikamente immer spät und manchmal auch gar nicht ein. Sie hasste die Studie. Ich bin dann irgendwann aufgewacht, weil ich auf die Toilette musste …« Ihre Stimme brach und sie griff schluchzend nach den Taschentüchern auf dem Tisch.
    »Können Sie es nicht für jetzt gut sein lassen?« Die Ärztin, die bislang ruhig gegen ihren Schreibtisch gelehnt zugesehen hatte, warf ihm einen strengen Blick zu. Sollte sie doch. Noch war er nicht fertig mit der Befragung.
    »Eine Frage noch: Hat Frau Drost angedeutet, dass sie sich das Leben nehmen wollte?«
    Die Antwort war kaum zu verstehen. »Wir haben es uns hin und wieder ausgemalt, wie es sein würde, aber wir wollten nicht wirklich. Ich weiß, dass sie leben wollte.«
    »Können Sie uns erklären, warum das Zimmer durchwühlt ist?«
    Gabriele Henke versteifte sich. »Wo ist denn das Tagebuch? Ich habe keine Ahnung, vielleicht …«
    »Hatte Isabell vielleicht mit einem anderen Patienten Streit?« Koster beobachtete genau, ob sie reagierte.
    »Es reicht. Frau Henke ist nicht mehr in der Lage, Ihre Fragen zu beantworten. Kommen Sie, Frau Henke, gehen Sie auf Ihr Zimmer und versuchen Sie, etwas zu schlafen.«
    Das Taschentuch immer noch fest umklammernd, erhob sich Gabriele Henke und verließ das Büro. Die Tür klappte hinter ihr zu. Koster ärgerte sich, dass die Ärztin das Ende des Gesprächs bestimmt hatte. »Hat hier keiner gemerkt, dass Frau Drost sich das Leben nehmen wollte?«
    Sie warf ihm einen bösen Blick zu. »Wieso gehen Sie von Selbsttötung aus?«, fragte sie scharf. Dann fügte sie etwas versöhnlicher hinzu: »Glauben Sie mir, ich zermartere mir den Kopf, ob ich etwas übersehen habe. Ich habe bei Frau Drost keine akuten Anzeichen von Suizidalität bemerkt.« Sie stockte kurz und fuhr dann entschlossen fort: »Es ergibt für mich keinen Sinn. Warum war das Zimmer durchwühlt? Und dann Erhängen … Sie erhängt sich doch nicht in ihrem eigenen Zimmer. Sie hätte Frau Henke diesen Anblick erspart. Es ging ihr viel besser mit dem neuen Medikament. Sie wäre zu mir gekommen …« Sie brach ab.
    »Sie denken also an Mord?« Koster wollte, dass sie sich festlegte.
    Sie straffte die Schultern und schaute ihn kurz an, bevor ihr Blick wieder ins Leere ging. »Ich weiß es nicht. Ich kann nicht glauben, dass Isabell Drost sich selbst das Leben genommen hat. Können wir bitte morgen weitersprechen?«
    Koster nickte.
    »Wenn die Spurensicherung fertig ist, klären wir, ob etwas aus dem Besitz der Patientin fehlt«, mischte Liebchen sich erstmals ein. »Das Tagebuch könnte uns helfen«.
    »Was für Patienten behandeln Sie hier?«, fragte Koster.
    »Wissen Sie, unsere Patienten sind nicht aggressiv oder gewalttätig.« Sie sprach mechanisch. »Wir sind eine gemischt psychiatrische offene Station. Psychosen und Neurosen. Zwänge, Ängste. Mit der neuen Studie allerdings liegt der Schwerpunkt
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