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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Angélique Mundt
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hat jemand, der wahllos verschiedene Drogen einnimmt«, hörte er eine Stimme hinter sich. Koster drehte sich um und blickte direkt in die warmen braunen Augen einer ungewöhnlich hübschen Frau. Ihre Haut schien gebräunt, mediterraner Typ, mutmaßte er. Kein Make-up, dafür ein zerknittertes T-Shirt und weiße Jeans. Ihr langes schwarzes Haar schimmerte trotz des grellen Neonlichts seidig.
    »Tessa Ravens. Ich bin die diensthabende Ärztin der letzten Nacht – ich arbeite auf dieser Station.«
    Koster nahm die Hand, die sie ihm entgegenhielt. Ihr Händedruck war warm und fest. »Haben Sie die Tote gefunden?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Mathilde, unsere Nachtschwester. Sie wartet im Dienstzimmer. Sie ist völlig fertig.« Sie sprach schnell und konzentriert, sah ihn dabei ruhig an. » Wir sind völlig fertig.«
    Er wandte sich brüsk ab. »Warten Sie im Dienstzimmer.«
    Sie drehte sich wortlos um und ging.
    »Was sollte das denn? Die Braut ist doch ganz griffig.« Liebetrau grinste anzüglich.
    Koster verstand selbst nicht, was ihn an ihr so irritierte.
    »Wie geht es deiner Frau und den Kindern, Liebchen?«
    Liebchen rollte die Augen. »Ich sage dir, ich kann nur hoffen, dass die Mädels später nicht alle studieren wollen, sonst gehe ich pleite …«
    Er verzog den Mund und wurde wieder sachlich: »Es ist, wie sie sagte. Die Nachtschwester hat die Frau gefunden. Sie hing noch. Die Süße von eben hat dann versucht, sie wiederzubeleben. War nichts mehr zu machen.«
    Koster nickte und konzentrierte sich wieder auf die Umgebung. Ein langer trister Flur. Und dieser undefinierbare Geruch. Desinfektionsmittel und … Angst? Wahnsinn? Er bekam eine Gänsehaut. Das Dienstzimmer lag strategisch geschickt genau in der Mitte der Station. Von hier konnte man sowohl rechts als auch links den Flur einsehen.
    Als sie eintraten, verstummten die Gespräche. Die Ärztin stand mitten im Raum und sprach mit einem Mann im weißen Arztkittel. Koster schätzte ihn auf Mitte vierzig. Er hatte bereits einen deutlichen Bauchansatz und schütteres Haar. Und er steuerte zielstrebig auf Koster zu, als er ihn bemerkte.
    »Ich bin der Oberarzt der Station. Magnus Neumann. Doktor Ravens hat mich gleich angerufen.« Er streckte Koster die eine Hand hin und zeigte mit der anderen auf die Ärztin. Dabei trat er so nahe, dass Koster unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Er hasste es, wenn Menschen ihm zu dicht auf die Pelle rückten.
    »Wir untersuchen den Tod von Frau Drost. Dazu müssen wir mit ihrer Bettnachbarin und der Nachtschwester sprechen. Gibt es einen Raum, wo wir ungestört sind?«
    »Na, das muss ja vielleicht nicht sein. Wir wollen doch unsere Patienten nicht verunsichern, nicht wahr?«, sagte Neumann.
    »Sie können auf keinen Fall mit Frau Henke sprechen. Sie ist völlig aufgelöst.« Die Ärztin mischte sich ein. »Wir haben ihr ein Beruhigungsmedikament gegeben.«
    »Na, dann können Sie ja auf sie aufpassen. Ich mache es kurz. Gehen wir«, sagte Koster und zeigte mit einer abrupten Geste auf die Tür. Er war jetzt wirklich sauer. Was bildeten die sich hier eigentlich ein? Das war ein Tatort, kein Schmusekurs. Er sah noch, wie sie eine Augenbraue hochzog. Dann wandte sie sich aber an einen jungen Pfleger und bat ihn, die Patientin Gabriele Henke in ihr Büro zu bringen. Wortlos verließ sie das Dienstzimmer. Koster fing Liebchens fragenden Blick auf, zuckte mit den Schultern, und sie machten sich auf den Weg, ihr zu folgen.
    Ihr Büro lag am Ende der Station. Der Raum war klein, aber Koster empfand ihn als hell und freundlich. Über die gesamte rechte Wand erstreckte sich ein Bücherregal. Gegenüber der Tür stand ein großer Schreibtisch aus Buchenholz vor dem Fenster. Auf dem Fenstersims bemerkte er eine Sammlung von Muschelschalen, Donnerkeilen und auch ein paar schwarz-weißen Feuersteinen. Eine Sitzecke mit drei braunen Ledersesseln und einem kleinen Tisch vervollständigte das Mobiliar. Auf dem Tisch standen Blumen und eine Kleenexbox. Klar, hier wird viel geweint, dachte Koster. Sie musste das Zimmer mit ihren eigenen Möbeln eingerichtet haben. So sahen doch keine Krankenhausbüros aus, oder? Liebchen ließ sich schnaufend in einen Sessel plumpsen und plauderte derweil mit der Ärztin. Koster ging zum Regal. Er staunte über die vielen Bücher. Entweder wollte sie ihre Besucher einschüchtern oder sie las viel und gerne. Vermutlich beides. Arno Grün »Der Wahnsinn der Normalität« – Hans-Jürgen
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