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Nacht des Schicksals

Nacht des Schicksals

Titel: Nacht des Schicksals
Autoren: Grace Green
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Freitag keine andere Freundin fand? Wenn sie den Samstagnachmittag noch immer mit Jodi Spencer verbringen wollte? Aber vielleicht würde Brodie die beginnende Freundschaft der Kinder nach ihrem Zusammenstoß auch unterbinden wollen.
    Plötzlich kam Kendra ein anderer Gedanke. Wenn Jodi und Megan in derselben Klasse waren, mussten sie etwa gleich alt sein. Brodie musste dann schon mit neunzehn Vater geworden sein.
    Damals war er ein wilder Bursche gewesen, in schwarzer Lederjacke auf dem Motorrad, stets ein freches Grinsen im Gesicht. Der sprichwörtliche “böse Bube”, der nichts als Unfug im Sinn hatte. “Böse Buben” wurden nicht mit neunzehn Familienvater, es sei denn, er hätte versehentlich eines seiner Mädchen geschwängert.
    Kendra verspürte einen Anflug von Neugier. Wie mochte Brodie Spencers Frau wohl sein? Und wo lebte die Familie? Wenn ihm
Lakeview Construction
wirklich gehörte, hatte er sich sicher ein protziges neues Haus gebaut, eine von diesen modernen Villen, die sie am Nordende der Stadt gesehen hatte, als sie vor zehn Tagen zur Beerdigung ihres Großvaters in die Stadt gekommen war.
    Ihr Großvater! Sie konnte noch immer kaum glauben, dass er nicht mehr lebte, und noch weniger, dass er ihr seinen gesamten Besitz hinterlassen hatte. All die Jahre hatte sie angenommen, dass er sie nicht nur aus seinem Leben verstoßen, sondern auch aus seinem Testament gestrichen hatte. Sie hatte sich geirrt.
    Nach dem ersten Schock hatte sie ihre Stellung als Köchin in einem kleinen Hotel gekündigt. Für die Auflösung ihres bescheidenen Haushalts hatte sie nur einen Tag gebraucht, und dann war sie mit Megan nach Lakeview gefahren. Sie war froh gewesen, die große Stadt verlassen zu können, und glücklich bei der Vorstellung, Megan in dem Ort aufziehen zu können, in dem auch sie groß geworden war.
    Sie hatte Lakeview immer geliebt und nicht damit gerechnet, dass ihr Glück je getrübt werden könnte. Brodie Spencer! Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende geführt, als der inzwischen vertraute rote Pick-up die Einfahrt heraufkam, dicht gefolgt von einem blauen Lieferwagen.
    Zwei Männer stiegen aus dem Lieferwagen. Beide trugen karierte Hemden, abgewetzte Jeans und Arbeitsstiefel. Auch Brodie hatte sich umgezogen und sah jetzt aus wie ein Arbeiter. Mit den beiden Männern im Schlepptau kam er zur Tür. Kendra straffte die Schultern und ließ ihn herein. Einen Tag nach dem anderen, dachte sie. Ich werde schon mit ihm fertig!
    “Was machst du denn hier, Mom?” Megan schob ihr Fahrrad mit finsterer Miene herbei. “Du brauchst mich doch nicht abzuholen!”
    Kendra schob ihr Fahrrad beiseite, um einige Kinder vorbeizulassen. “Ich musste einfach mal aus dem Haus”, erklärte sie. “Dort ist so ein Krach. Die Arbeiter reißen in der Küche alles ab und …”
    “He, Jodi!”, rief Megan plötzlich. “Warte!”
    Erst jetzt bemerkte Kendra die kleine Spencer ein paar Meter entfernt auf dem Bürgersteig. Sie schob gerade ihr Fahrrad auf die Straße. Sie wandte sich um und rief: “Kann nicht! Muss mich beeilen!” Dann sprang sie auf ihr Rad und radelte schnell davon.
    “Aber du hast doch …”, rief Megan ihr nach, doch Jodi war schon zu weit entfernt. Mit vorwurfsvoller Miene wandte sie sich an ihre Mutter. “Wenn du nicht gekommen wärst, hätte Jodi mich mit ins Freizeitzentrum genommen. Die Tanzlehrerin nimmt neue Mitglieder für den Anfängerkurs im Jazztanz an.”
    “Jazztanz? Was ist mit deinem Ballett? Ich dachte …”
    “Ich kann doch beides machen. Jodi macht auch Jazztanz und Ballett und sogar noch Stepptanz.” Megans entschlossener Tonfall machte Kendra klar, dass es nicht leicht sein würde, die beiden Mädchen voneinander fernzuhalten.
    “Und erzähl mir nicht, dass wir es uns nicht leisten können!” Megan war vor Erregung rot angelaufen. “Früher mussten wir vielleicht jeden Penny umdrehen. Aber jetzt hast du das große Los gezogen, als dein Großvater gestorben ist.”
    “Das große Los gezogen?” Kendra sah ihre Tochter ungläubig an. “Als mein Großvater gestorben ist? Junge Lady, wenn das die Sprache ist, die du von Jodi Spencer lernst, dann kannst du Jazztanz und Besuche bei den Spencers vergessen! Wir fahren jetzt nach Hause. Sofort!”
    Megan murmelte etwas Unverständliches.
    “Was hast du gesagt?”
    “Es war gar nicht Jodi. Jedenfalls hat sie mir nur erzählt, was jemand anders gesagt hat.”
    Wer konnte dieser Jemand gewesen sein? Darauf gab es nur eine
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