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Nacht des Schicksals

Nacht des Schicksals

Titel: Nacht des Schicksals
Autoren: Grace Green
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auf.
    “Nach Mitzis Aussage”, wich er einer direkten Antwort aus, “ist Kendra Westmore atemberaubend schön.”
    “Aber wie findest du sie denn?” Hayley hielt ihm die Tür auf. Der Blick aus ihren kornblumenblauen Augen war durchdringend.
    “Na ja.” Brodie hob die breiten Schultern. “Die Lady ist tatsächlich mehr, als nur nett anzuschauen.”
    “Aha.” Hayley wandte den Blick ab und verfolgte das Thema nicht weiter, jedenfalls nicht gleich.
    Als Brodie ihr jedoch nach dem Essen beim Abwaschen half, sagte sie beiläufig: “Ich hoffe, Mrs Westmore kommt am Samstag mit.” Sie mied seinen Blick, während sie ihm einen Topf zum Abtrocknen gab. “Wenn Jodi und Megan sich anfreunden, wäre es sicher gut, auch die Mutter kennenzulernen.”
    Er hatte es nie gelernt, Hayleys Gedanken nachzuvollziehen. Sie war schließlich eine Frau. Jetzt hatte er das beunruhigende Gefühl, dass sie etwas im Schilde führte. Er hütete sich, danach zu fragen. Sie würde es ihm mitteilen, wenn sie die Zeit für reif hielt.
    Am nächsten Morgen hatte Kendra gerade Megan auf den Weg gebracht, als Brodies Wagen um die Ecke gerumpelt kam. Obwohl sie keine Lust auf eine erneute Begegnung hatte, widerstand sie der Versuchung davonzulaufen. Sie schob die zu Fäusten geballten Hände in die Taschen ihres Sommerrocks und sah Brodie hoch erhobenen Hauptes entgegen.
    Brodie trug ein schwarzes T-Shirt zu kakifarbenen Shorts und schwere Arbeitsstiefel, die den Kies bei jedem seiner Schritte knirschen ließen. Der Kerl, dachte sie flüchtig, besteht nur aus Muskeln und männlicher Arroganz.
    Während er sich näherte, betrachtete er sie ungeniert. Er ließ den Blick von ihrem hellen Haar über ihre Brüste zu ihren schlanken Beinen hinabgleiten, die sich nun unter dem Rock abzeichneten, weil ein Windstoß diesen nach hinten wehte.
    Kendra kam sich vor, als würde sie nackt vor ihm stehen, doch sie widerstand der Versuchung, den dünnen Stoff zurechtzuzupfen. Brodie würde sich über ihre Verlegenheit nur lustig machen. So blieb ihr nur die Flucht nach vorn. “Da du in der nächsten Zeit ständig kommen und gehen wirst, gebe ich dir besser einen Schlüssel für die Hintertür.” Sie nahm den Schlüssel aus der Rocktasche. “Dann bin ich nicht ständig ans Haus gebunden, und du kannst kommen und gehen, wie es dir passt.”
    “Danke.” Brodie nahm den Schlüssel und schob ihn in seine Gesäßtasche. “Aber warum denn so grimmig an so einem schönen Morgen? Schlecht geschlafen? Aber nein …” Er musterte sie spöttisch. “Dazu siehst du zu hübsch aus.”
    Kendra errötete. Mühsam beherrscht erwiderte sie: “Brodie, unsere Beziehung ist rein geschäftlich. Wenn ich dich nicht wegen sexueller Belästigung anzeigen soll, unterlässt du besser solche Bemerkungen.”
    Er verzog das Gesicht. “Kann ein Mann heutzutage nicht mal mehr ein Kompliment machen, ohne vor den Kadi gezerrt zu werden?”
    “In einer geschäftlichen Situation”, erwiderte sie spitz, “sind persönliche Bemerkungen überflüssig.”
    “Ach so. Darf ich das so verstehen, dass ich meine Bewunderung für deine Anatomie ungestraft zum Ausdruck bringen darf, falls du mit deiner Tochter unsere private Einladung am Samstag annimmst?”
    “Das habe ich nicht gesagt”, stieß Kendra hervor.
    “Und wenn wir einmal ausgehen? Nur wir beide? Wäre es dann in Ordnung?”
    Was fiel dem Kerl nur ein? Er war verheiratet und hatte Kinder! Doch selbst wenn er der begehrteste Junggeselle der Stadt wäre, würde sie nicht mit ihm ausgehen. Er hatte sich kein bisschen verändert. Er war noch immer der unverbesserliche Schürzenjäger.
    “Ich werde niemals – lies es mir von den Lippen ab, Brodie Spencer – niemals mit dir ausgehen!”
    Sie wirbelte herum und eilte davon. Hinter sich hörte sie ihn auflachen, und dann rief er ihr spöttisch nach: “Das sind die berühmten letzten Worte, Kendra Westmore!”
    Kendra beschloss, Brodie für den Rest des Tages aus dem Weg zu gehen, und machte sich daran, im Garten zu arbeiten – im Vorgarten, wo sie von den Arbeiten in der Küche nichts mitbekam. Sie jätete gerade auf Händen und Knien Unkraut in einem Rosenbeet, als das Postauto vorfuhr. Der Fahrer, ein junger Mann Mitte zwanzig, kam ihr bekannt vor.
    “Hallo!” Er kam mit einer Handvoll Briefen in der Hand zu ihr herüber. “Lange nicht gesehen, Kendra!”
    Blue Jamieson! Sie kannte ihn aus ihrer Schulzeit. Das Lernen war ihm schwergefallen, aber er war immer besonders
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