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Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Titel: Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
Autoren: Jennifer Armintrout
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viel jünger, vielleicht dreizehn oder vierzehn. Sie trug kein Make-up, und ihre roten Haare wellten sich über ihren Rücken, bis auf zwei mit Perlen versehene Zöpfchen an den Schläfen.
    „Mutter Göttin! Mutter Göttin! Mutter Göttin!“, rief sie mit ausgebreiteten Armen aus. „Demütig bitte ich dich, zu mir zu kommen, deine Energien mit meinen zu verbinden!“
    Ich rappelte mich wieder auf und hob die Arme. Um mich herum flog rasend Müll in dem Sturm herum und schmirgelte mir das Fleisch von den Armen. „Jacob Seymour!“
    Dann schaute er mich mit einem wirklich bösen Lächeln an.
    „Jacob Seymour! Jacob Seymour!“ Ich holte zum Sprechen tief Luft und stellte mir vor, wie die Worte ihn umgaben. „Demütig bitte ich dich, zu mir zu kommen. Nein, scheiß drauf! Ich befehle dir, deine Energie mit meiner zu verbinden! Tu es, verdammt noch mal!“
    Die grüngoldene Energie, die ihn umgab, strömte in mich ein, und ich sog sie auf. Ich genoss sie. Ich fühlte mich betrunken. Ich fühlte mich unbesiegbar.
    Der Körper des Souleaters fiel zu Boden, faltig, blass und nutzlos. „Nein!“, schrie er und schlug auf den harten staubigen Boden ein, wie ein Kleinkind, das einen Wutanfall hat.
    Genauso, wie ich jetzt war, wollte ich bleiben. Ich wiegtemich in einem Strom seltsamer Macht, die ich in mich aufgenommen hatte. Aber im Hinterkopf wusste ich, auch wenn ich betrunken war, dass ich diesen Zustand beenden musste.
    Ich stolperte zu meinem Schwert, das auf dem Boden lag. Es glänzte himmlisch weiß, aber vielleicht lag es auch daran, dass alles, was ich sah, von einer seltsamen Aura umgeben war.
    „Nein“, krächzte der Souleater, als ich auf ihn zukam. „Nein, bitte. Hab Erbarmen …“
    Ich dachte an all die Menschen, denen er während seines Lebens wehgetan hatte, diejenigen, die ich kannte, aber auch all die anderen, von denen ich nichts wusste. Und ich dachte daran, was er Nathan angetan hatte. Ich dachte an Nathans Gesichtsausdruck, als er seine sterbende Frau in den Armen gehalten hatte. Die Wut, die dann in mir aufstieg, war nicht nur meine eigene. Sie stammte auch von Nathan und floss durch unsere Blutsbande. Als ich mein Schwert hob und aufschrie, war ich erfüllt von Nathans Zorn und Schmerz. Es war Nathans Hand, die das Schwert führte und Jacob Seymours Kopf von seinem Hals mit einem einzigen Hieb trennte. Es war Nathans Hand, die das blutige Schwert gen Himmel streckte und triumphierend aufschrie.
    Es ist vollbracht, erzählte ich ihm, obwohl das überflüssig war. Aber es fühlte sich so gut an, mir selbst dieses Zeichen zu geben.
    Ich liebe dich, sagte er mir. Und sofort spürte ich den Schmerz dort, wo in meiner Brust mein Herz hätte schlagen müssen.
    Es war nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte. Ich hörte, dass Cyrus meinen Namen rief, spürte, wie mein Körper zu Asche zusammenfiel. Doch das Letzte, an das ich mich erinnern konnte, war, das Nathan mir immer wieder sagte, dass er mich liebte.
    Und dann gab es nur noch Frieden und endloses düsteres Blau.
    „Nate!“ Ziggy hörte sich selbst panisch rufen, sobald er durch die Tür in die Wohnung stürmte. Bill stolperte hinter ihm über das zersplitterte Holz, aber er ließ sich nicht aufhalten. „Nate!“
    Ziggy rannte durch den Flur. Im Schlafzimmer brannte Licht. Auch diese Tür rammte er mit der Schulter auf. Nate sagte nichts und schaute ihn noch nicht einmal an. Er hielt einen Pflock in seiner Hand, der gegen seine eigene nackte Brust gerichtet war.
    „Dad!“, schrie Ziggy, aber er schien nicht zu Nathan vorzudringen. Er rammte sich mit einem Ruck den Pflock in die Brust, sodass er explodierte. Er wurde zu Asche, nur sein Herz blieb übrig, das einen Moment lang blau aufflammte, bevor es ebenfalls zu einer kleinen Staubwolke zerfiel.
    Ziggy fiel zu Boden. Allerdings spürte er nichts. Ebenso wenig merkte er, wie Bill seine Arme um ihn legte. Nathan war tot. Der einzige Mensch, der ihn wirklich wie einen Sohn geliebt hatte, die erste Person, die sich um ihn gekümmert hatte, ohne dafür etwas zurückzuverlangen … war fort.
    „Ziggy!“ Er konnte Bill kaum hören. Dann verstand Ziggy, warum: Er schrie und schluchzte.
    „Ich kann es nicht glauben! Ich kann es verdammt noch mal nicht glauben!“ Er schubste Bill weg und blieb ausgestreckt auf dem Boden liegen. Es schien ihm, dass je flacher er sich auf den Boden legte, desto weniger spürte er seinen Schmerz.
    Bill nahm etwas vom Bett herunter. Ein Buch.
    Ziggy brauchte
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