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Nacht der Leidenschaft

Nacht der Leidenschaft

Titel: Nacht der Leidenschaft
Autoren: Lisa Kleypas
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und sah zu ihm auf. Die Augen waren ernst geworden. Sein Gesicht war von einer klassischen Schönheit, dass ihr beim Anblick das Herz vor Freude schmerzte. „Meine Eltern sind gestorben“, erklärte sie, „aber ich habe zwei ältere Schwestern, beide verheiratet, und unzählige Neffen und Nichten.“
    „Warum sind Sie nicht verheiratet?“
    „Und warum sind Sie es nicht? konterte sie.
    „Ich liebe meine Unabhängigkeit zu sehr, um auch nur ein Jota davon aufzugeben.“
    „Das gilt auch für mich“, sagte sie. „Außerdem wird Ihnen jeder, der mich näher kennt, bestätigen, dass ich kompromisslos und eigensinnig bin.“
    Er lächelte viel sagend. „Man muss Sie nur richtig zu nehmen wissen. Haben Sie eine Familie?“, fragte er.
    „Aha. Zu nehmen wissen“, wiederholte sie scharf. „Vielleicht wären Sie so nett, mir zu erklären, was Sie damit meinen.“
    „Ich möchte damit sagen, dass ein Mann, der von Frauen etwas versteht, Sie wie ein Kätzchen zum Schnurren bringen kann.“
    Sie wusste nicht, ob sie lachen oder zornig sein sollte … Was für ein frecher Kerl er doch war! Aber sie würde sich von seiner Fassade nicht täuschen lassen. Obwohl alles nur ein neckisches Spiel war, spürte sie die Wachsamkeit, die dahinter steckte, die verhaltende Kraft, was sie in höchste Alarmbereitschaft versetzte. Er war kein grüner Jüngling, sondern ein reifer, selbstbewusster Mann. Auch wenn sie keine erfahrene Frau war, so konnte sie doch aus der Art, in der er sie ansah, schließen, dass er etwas im Schilde führte. Vielleicht wollte er sie ja auch gefügig machen, hatte es auf irgendwelche Liebesdienste abgesehen oder einfach nur auf ihr Geld.
    Er ließ sie nicht aus den Augen, als er nach dem grauen Seidenhalstuch fasste, es lockerte und langsam aufknotete, als ob er fürchtete, eine plötzliche, unbedachte Bewegung könne sie erschrecken. Während sie ihn mit großen Augen beobachtete, öffnete er die ersten drei Knöpfe seines Hemdes, lehnte sich zurück und betrachtete ihr gerötetes Gesicht.
    Als Kind hatte Amanda manchmal das graue Brusthaar ihres Vaters gesehen, wenn er im Morgenrock durch, das Haus gegangen war, und natürlich hatte sie auch Handwerker und Landarbeiter mit geöffnetem Hemd gesehen.
    Aber sie konnte sich nicht erinnern, jemals einem Mann gegenüber gestanden zu haben, dessen Oberkörper in Bronze modelliert zu sein schien und dessen kräftige Muskeln sich so deutlich abzeichneten, dass sie buchstäblich glänzten. Seine Haut war straff. Das Licht der Flammen, das auf der glatten Oberfläche spielte, verlieh ihr einen warmen Schimmer.
    Sie wollte ihn berühren. Sie wollte den Mund auf die dreieckige Mulde unterhalb seiner Kehle legen, mehr von seinem betörenden Duft einatmen.
    „Komm her, Amanda.“ Seine Stimme war ein tiefes, heiseres Locken.
    „Oh … ich kann nicht“, murmelte sie unsicher. „Ich… ich denke, Sie sollten jetzt besser gehen.“
    Jack beugte sich vor und packte sie zart am Handgelenk. „Ich werde dir nicht wehtun, mein Pfirsich“, flüsterte er.
    „Ich werde nichts tun, was du nicht magst. Aber bevor ich heute Abend gehe, werde ich dich in meinen Armen halten.“
    Verwirrung und Begehren hielten sich die Waage, Amanda fühlte sich hilflos, wie ein schwankendes Schilfrohr im Wind. Sie ließ zu, dass er sie nah an sich heranzog. Langsam strich seine breite Handfläche ihren Rücken entlang und hinterließ eine heiße Spur, heiß wie seine Haut, die unter der goldenen Oberfläche zu brennen schien.
    Amandas Atem wurde kürzer. Sie schloss die Augen und erbebte bei dem köstlichen Gefühl, bis ins Mark erwärmt zu sein. Zum ersten Mal in ihrem Leben ließ sie sich in die Arme eines Mannes sinken und blickte in das über sie gebeugte Gesicht.
    Als er das Beben ihrer Glieder spürte, gab er einen beruhigenden Laut von sich und zog sie noch näher an sich.
    „Hab keine Angst, mhuirnin. Ich werde dir nicht wehtun.“
    „Wie haben Sie mich gerade genannt?“, fragte sie überrascht.
    Er lächelte sie an. „Ein Kosename. Habe ich vergessen zu erwähnen, das ich ein halber Ire bin?“
    Das erklärte seinen Akzent, die wohlklingende Stimme, den melodischen Tonfall, der keltischen Ursprungs sein musste. Und das erklärte auch, warum er bei Mrs. Bradshaw Arbeit gesucht hatte. Nur zu oft stellten Kaufleute und Handelsunternehmen weniger qualifizierte Engländer anstelle eines Iren ein oder teilten den Kelten die schmutzigste und niedrigste Arbeit zu.
    „Haben Sie
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