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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen
Autoren: Kelley Armstrong
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suchten sie sich stärkere und dunklere Magie. Während die Hexen brannten, taten die Magier das, was sie am besten konnten – sie wurden reich und mächtig.
    Heute stellen die Magier eine Reihe der mächtigsten Männer der Welt. Politiker, Juristen, Hauptgeschäftsführer – man braucht sich nur die oberen Ebenen jedes Berufsstands anzusehen, der für Gier, Ehrgeiz und einen auffallenden Mangel an Skrupeln bekannt ist, und man findet Scharen von Magiern. Und die Hexen? Normale Frauen, die normale Leben führen und von denen die meisten so viel Angst vor Verfolgung haben, dass sie es nicht wagen, eine Formel zu lernen, mit der man etwas Größeres als eine Blattlaus töten könnte.

    »Passt«, murmelte ich laut genug, dass Sandford es hören konnte.
    Wenn er wusste, was ich meinte, ließ er es nicht erkennen; er bot mir lediglich seine Hand und ein breites Lächeln. Ich ignorierte beides mit einem sehr direkten Blick, schob mich dann an ihm vorbei und betrat den Konferenzraum. Im Inneren saß eine rothaarige Frau – durchschnittlich groß, dünn, Anfang dreißig, tief gebräunt und mit einem offenen Lächeln. Leah O’Donnell.
    Sandford gestikulierte ausgreifend in meine Richtung. »Darf ich Ihnen die geschätzte Anführerin des amerikanischen Zirkels vorstellen.«
    »Paige«, sagte Leah, während sie aufstand. »Du siehst jawunderbar« – ihr Blick nahm jedes einzelne meiner überschüssigen Pfunde zur Kenntnis – »gesund aus.«
    »Kommen noch ein paar Beleidigungen nach?«, fragte ich.
    »Ihr solltet sie lieber gleich loswerden, ich möchte wirklich nicht schuld sein, wenn ihr heute Nacht wach liegt und an all die Treppenwitze denkt, die ihr noch hättet machen können.« Leah plumpste wieder auf ihren Stuhl.
    »Ach, jetzt komm aber«, sagte ich. »Nur zu. Ich werde nicht mal zurückgeben. Billige Sprüche sind einfach nicht mein Stil.«
    »Und was ist dein Stil, Paige?« Leah wedelte mit der Hand zu meinem Kleid herüber. »Laura Ashley, nehme ich an. Wie überaus … hexenhaft.«
    »Genau genommen«, sagte Sandford, »nach allem, was ich gehört habe, ziehen die meisten Zirkelhexen Stretchbundhosen aus Polyester vor. Blau, passend zur Haartönung.«
    »Braucht ihr noch ein paar Minuten, um euch was Intelligenteres einfallen zu lassen? Ich warte so lange.«
    »Ach, kommen wir doch zur Sache«, sagte Leah. »Ich habe noch andere Dinge zu erledigen. Orte heimzusuchen. Leben zu ruinieren.« Sie lehnte sich mit einem zähnereichen Grinsen auf ihrem Stuhl zurück.
    Ich verdrehte die Augen, setzte mich und wandte mich an Sandford. »Sie hat ja Recht, bringen wir’s hinter uns. Es ist sehr einfach. Sie kriegen Savannah nicht. Damit, dass Sie diese lächerliche Sorgerechtsbesprechung angesetzt haben, haben Sie nichts weiter erreicht, als mich zu warnen. Wenn Sie gedacht haben, Sie bräuchten mir nur mit irgendwelchen pseudojuristischen Dokumenten vor der Nase rumzuwedeln, und ich würde Angst kriegen und sie Ihnen aushändigen, dann haben Sie sich die Falsche ausgesucht.«
    »Oh, aber es sind keine pseudojuristischen Dokumente«, sagte Sandford.
    »Oje. Mit welchem Argument wollen Sie mir denn kommen? Meinem Alter? Leah ist auch nicht viel älter. Ich bin nicht mit Savannah verwandt? Sie doch auch nicht. Ich habe einen einträglichen Beruf, ein abbezahltes Haus, einen guten Leumund und, was das Wichtigste ist, den Segen von Savannahs einziger lebender Verwandter.«
    Sandfords Lippen zuckten. »Sind Sie sich da sicher?«
    »Ja, da bin ich mir sicher. War es das, was Sie vorhatten? Margaret Levine überreden, auf das Sorgerecht zu verzichten?«
    »Nein, ich meine – sind Sie sicher, dass Miss Levine Savannahs einzige lebende Angehörige ist? Dass ihre Mutter tot ist, macht das Kind ja noch nicht zur Vollwaise.«
    Ich brauchte eine Sekunde, um dahinterzukommen, worauf er hinauswollte. »Ihr Vater? Savannah weiß nicht mal, wer ihr Vater ist. Moment, lassen Sie mich raten. Sie haben ihn irgendwie aufgetrieben und dazu überredet, Leah zu unterstützen. War das sehr teuer?« Ich schüttelte den Kopf. »Egal. Probiert’s ruhig. Es läuft immer noch drauf raus, dass meine Eignung gegen Leahs steht, und darauf lasse ich mich jederzeit ein.«
    »Wer hat gesagt, dass ich diejenige bin, die das Sorgerecht will?«, fragte Leah von ihrem Ende des Tischs her. »Haben Sie das gesagt, Gabe?«
    »Natürlich nicht. Ganz offensichtlich hat Paige da voreilige Schlüsse gezogen. Hier steht –« Er hob seine Kopie des Briefs, den er
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