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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse
Autoren: Jack Higgins
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hunderte von Toten.« Seine Augen funkelten. »Ein unangenehmer Vormittag für General Eisenhower, meine Herren.«
    Die Runde teilte seine Begeisterung. »Eine wirklich gute Nachricht, mein Führer«, sagte Goebbels und stimmte sein schrilles Lachen an.
    Bormann, der die Meldung als Erster gelesen hatte, sagte lei­ se: »Wenn wir so etwas vor Devon schaffen, mein Führer, dann ist vor der französischen Küste alles möglich.«
    »Die kommen nicht mal an Land!«, warf Himmler ein.
    »Wohl richtig«, sagte Hitler gut gelaunt. »Aber jetzt, meine Herren, zum Zweck dieser Zusammenkunft.« Als die Männer am runden Tisch Platz genommen hatten, klopfte er auf eine große Karte Frankreichs. »Ich glaube, der Westwall macht Fortschritte.« Er wandte sich an Bormann. »Der Bericht über Heeresgruppe B, den ich angefordert habe. Liegt er vor?«
    Bormann wandte sich fragend an Rattenhuber. »Ich habe ge­
    rade Meldung vom Flugplatz erhalten«, sagte dieser. »Haupt­ mann König, der Kurier, ist vor fünf Minuten gelandet. Er ist hierher unterwegs.«
    »Gut.« Hitler starrte gedankenverloren auf die Karte, als sei er allein. »Also, meine Herren, wo fangen wir an?«

    Am 26. Dezember 1943 kam ein ungewöhnlicher und begabter junger Offizier, Oberst Klaus von Stauffenberg, zu einer Kon­ ferenz nach Rastenburg und hatte eine Zeitbombe in seiner Aktentasche. Leider fand die Konferenz nicht statt, da der Füh­ rer bereits in den Weihnachtsurlaub nach Bayern gefahren war. Obwohl er im aktiven Dienst das linke Auge und die rechte Hand verloren hatte, diente von Stauffenberg als General Ol­ brichts Stabschef in der Heeresleitung und war die zentrale Figur einer Gruppe von Armeegenerälen, die den Führer töten und Deutschland vor der Katastrophe retten wollten.
    Sein Anlauf Weihnachten 1943 war nur einer von vielen Fehlversuchen dieser Art. Dennoch gab es genügend Freiwilli­ ge, die es immer wieder probierten – so auch Hauptmann Karl König, der an jenem grauen Aprilvormittag im Fond eines Mi­ litärwagens saß und vom Flughafen zur Wolfsschanze gebracht wurde, um Hitler dringend benötigte Papiere aus Berlin zu überbringen. Er war sehr nervös – kein Wunder angesichts der Zeitbombe, die im doppelten Boden seiner Aktentasche ver­ steckt war. Den Piloten am Flughafen Rastenburg hatte er an­ gewiesen, sich für einen schnellen Start bereitzuhalten, und als er sich eine Zigarette anzündete, zitterten seine Hände.
    Der Fahrer und der SS-Mann, die vorn saßen, blickten starr auf die Straße, und mit der Zeit nahm Königs Nervosität zu. Im dunklen Wald links und rechts gab es Minenfelder und elektri­ sche Zäune, und zahlreiche Wächter patrouillierten mit abge­ richteten Hunden. Drei Tore waren zu passieren. Aber noch war Zeit, die Bombe scharf zu machen. Danach blieben ihm genau dreißig Minuten, das hatte man ihm gesagt.
    Er griff nach dem Schloss am linken Gurtband der Aktenta­ sche und drückte es nieder. Bei der heftigen Explosion kamen König und die beiden Wächter augenblicklich ums Leben.

    Hitler war außer sich vor Wut und lief im Kartenraum auf und ab. »Immer wieder versuchen sie es!« Er fuhr zu Rattenhuber herum. »Und Sie, Oberführer? Was ist mit Ihnen? Sie haben geschworen, mich persönlich zu schützen.«
    »Mein Führer«, stammelte Rattenhuber. »Was soll ich sa­ gen?«
    »Nichts!«, tobte Hitler und schaute in die Runde. »Keiner
    von Ihnen sagt etwas Nützliches – keiner!«
    Das entsetzte Schweigen beendete Himmler mit nüchterner, präziser Stimme: »Es stimmt, hier wurde nachlässig gearbeitet, mein Führer, aber gewiss liegt doch im Scheitern dieses ge­ meinen Anschlags ein neuerlicher Beweis für Ihre Berufung. Ein neuer Beweis für Deutschlands unausweichlichen Sieg unter Ihrer genialen Führung.«
    Hitlers Augen funkelten, und er hob ruckhaft den Kopf. »Wie immer verstehen Sie die Lage, Reichsführer. Als Einzi­ ger.« Er wandte sich an die anderen. »Verschwinden Sie, alle! Ich möchte mit dem Reichsführer allein sprechen.«
    Die Männer gehorchten lautlos. Goebbels ging als Letzter. Hitler hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und starrte unverwandt auf den Kartentisch. »Wie kann ich jetzt meinem Führer dienen?«, fragte Himmler.
    »Es gibt da eine Verschwörung, habe ich nicht Recht?«, fragte Hitler. »Eine umfassende Verschwörung mit dem Ziel, mich zu vernichten. Dieser Hauptmann König war nur ein klei­ nes Werkzeug.«
    »Weniger eine umfassende Verschwörung
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