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Nachschubbasis Godapol

Nachschubbasis Godapol

Titel: Nachschubbasis Godapol
Autoren: K. H. Scheer
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Klar­sicht­helm auf die Schul­tern zu­rück. Der Ma­jor kon­trol­lier­te das Le­bens­er­hal­tungs­sys­tem.
    »Bo­ris, wenn Sie mir nicht die Wahr­heit sa­gen, sind wir die längs­te Zeit Freun­de ge­we­sen. Was ist da un­ten los? Sie müs­sen doch et­was ge­hört ha­ben!«
    »Nicht mehr als Sie, Sir. Hof­fent­lich hat man nicht ein Hyp no­kom­man­do ent­deckt! Man­che Leu­te glau­ben, den Or­ghs müß­te es ei­gent­lich mög­lich ge­we­sen sein, heim­lich Agen­ten aus­zu­schleu­sen. Bei de­ren Tech­nik, Sir.«
    »Ver­rück­te Idee«, fuhr ich ihn an. »Das hät­ten wir be­merkt.«
    Er nick­te und warf mir einen ei­gen­tüm­li­chen Blick zu. Bo­ris war über mei­ne te­le­pa­thi­schen Fä­hig­kei­ten in­for­miert.
    »Sie hät­ten es be­merkt, si­cher­lich! Des­halb win­ke ich ja auch ab, wenn mir je­mand die­se Mut­ma­ßung ein­re­den will. Sir, über Sie und Ma­jor MA-23 sind die wil­des­ten Ge­rüch­te im Um­lauf. Sind Sie viel­leicht von nicht­ein­ge­weih­ten Per­so­nen häu­fi­ger als vor­ge­se­hen in vol­ler Ak­ti­on be­ob­ach­tet wor­den? Ich den­ke an Ih­re ei­gen­tüm­li­che Ver­sun­ken­heit, wenn Sie sen­den oder emp­fan­gen. Das fällt auf! Und, Sir – die hier an­we­sen­den Män­ner und Frau­en mö­gen zwar hys­te­risch, ge­las­sen oder op­fer­mu­tig sein; dumm sind sie aber nicht! Ha­ben Sie schon mal dar­an ge­dacht?«
    Ich nick­te. Und ob wir dar­an ge­dacht hat­ten! Wir kann­ten die Ge­rüch­te. Glück­li­cher­wei­se wa­ren die vie­len Be­ob­ach­ter auf der falschen Spur.
    »Ver­ges­sen Sie es, Bo­ris. Ken­nen Sie den Weg?«
     
    Han­ni­bal-Othel­lo-Xer­xes Utan, be­kannt als selt­sams­ter GWA-Schat­ten ZBV, war schon zur Stel­le. Die­se Re­gio­nen der un­ter­mar­sia­ni­schen Groß­stadt kann­te ich noch nicht.
    Der Sek­tor, so war mir ge­sagt wor­den, hat­te vor 187.000 Jah­ren beim letz­ten Groß­an­griff der De­ne­ber als Schutz­burg ge­gen die töd­li­che Ra­dio­ak­ti­vi­tät ge­dient. Hier stan­den die großen Ma­schi­nen zur Ka­ta­stro­phenent­gif­tung, Fri­schluft­re­ge­ne­rie­rung und Kli­ma­re­ge­lung.
    Der sorg­fäl­ti­gen Mars­pla­nung ent­spre­chend, gab es hier selbst­ver­ständ­lich ei­ne aut­ar­ke Kraft­strom­ver­sor­gung. Al­so stan­den hin­ter dem Haupt­ver­tei­ler­punkt DO­RON-XII eben­falls Atom­re­ak­to­ren mit Leis­tun­gen, die wir uns kaum vor­stel­len konn­ten.
    Wir wa­ren und blie­ben die un­ter­ent­wi­ckel­ten Er­ben des Mars, »Knopf­druck-Hau­sie­rer« und »Zau­ber­lehr­lin­ge«, die bei der lau­fen­den Ent­de­ckung neu­er Ge­rä­te und Ma­schi­nen je­des­mal er­neut vor un­lös­ba­re Fra­gen ge­stellt wür­den. Im Ver­hält­nis zur mar­sia­ni­schen Tech­no­lo­gie wa­ren wir Stein­zeit­menschen.
    Han­ni­bal war an sei­ner klei­nen, schmäch­ti­gen Fi­gur gut zu er­ken­nen. Er war un­ge­wohnt ernst. Sei­ne wuls­ti­gen Lip­pen wa­ren zu­sam­men­ge­preßt. Die zahl­rei­chen Fal­ten und Run­zeln sei­nes Ge­sich­tes hat­ten sich ver­tieft. Er hat­te so­gar sei­nen ab­strak­ten Hu­mor ver­ges­sen. We­nigs­tens re­de­te er aus­nahms­wei­se wie ein dis­zi­pli­nier­ter Mensch.
    »Ich ha­be mit­ge­hört. Bo­ris hat dich schon wie­der ge­warnt, wie? Wir soll­ten noch mehr auf­pas­sen. Wenn ei­ner von uns in die Kon­zen­tra­ti­ons­pha­se ab­sin­ken muß, soll­te man vor­her für Ab­len­kung sor­gen.«
    Ich öff­ne­te mein Se­pa­rat­ge­hirn und griff nach Han­ni­bals Be­wußt­seins­in­halt. Er dach­te an die mar­sia­ni­schen Su­per­schlacht­schif­fe der Por­cu­pa-Klas­se. Sei­ne Vor­stel­lungs­bil­der er­schreck­ten mich.
    »He!« be­schwer­te er sich. »Wer bohrt da? Gut, ich ha­be dar­an ge­dacht, vor ei­ner Kon­takt­auf­nah­me mit ei­ni­gen un­be­kann­ten Knöp­fen zu spie­len. Das lenkt die Auf­merk­sam­keit der Leu­te ga­ran­tiert ab.«
    »Und wie! Be­son­ders dann, wenn das be­schei­den große Schiff­chen al­le Strahl­mas­sen von sich schleu­dert, die in sei­ner neun­hun­dert Me­ter durch­mes­sen­den Ku­gel­zel­le ein­ge­baut sind. Man sagt zu die­sem Vor­gang auch ›Ex­plo­si­on‹.«
    Han­ni­bal be­gann zu grin­sen. Das be­ru­hig­te mich.
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