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NachSchlag

NachSchlag

Titel: NachSchlag
Autoren: Antje Ippensen
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genommen hatte er jetzt zum ersten Mal die Möglichkeitseine private Neigung so perfekt mit beruflichen Zielen zu verbinden. Er hatte Zeit, und er wollte es auskosten. Bis zum letzten Tropfen.
    In Ruhe sah er sich in der Dachkammer um. Verstaubt, aber schön. Ideal zum Spielen. Da stand ein Andreaskreuz, fest auf einer Bodenplatte verankert, da gab es eine harte Sklavenpritsche und einen Straftisch. In einer Ecke befand sich ein Pranger, in einer anderen ein geschnitzter Thron für den Herrn und Meister. Er zog sich diesen näher an die Sprossenwand heran und setzte sich.
    »So, Schätzchen. Jetzt geht das Verhör richtig los. Du warst damit einverstanden.« Armands Augen funkelten. »Vielleicht bereust du das noch.«
    Leas Antwort kam sehr elegant, gekonnt, verschleierte ihre wahren Gefühle … »Ich danke dir, dass du mir wenigstens diese Chance gibst. Zwar weiß ich nicht genau, was ich zu gewinnen habe, aber … ich nehme mal an, du hättest mich verhaftet, wenn ich mich nicht gefügt hätte. Das zu verhindern, ist mir schon einiges an Mühe wert … ich meine, von dir festgenommen und in eine Zelle gesteckt zu werden … wer könnte sich das wünschen?!« Sie brach ab und wurde plötzlich blass. Ihre Souveränität bröckelte wieder.
    Aber Armand schnalzte trotzdem bewundernd mit der Zunge, sagte dann jedoch mit ätzender Schärfe: »Vorübergehend scheinst du die höfliche Anrede vergessen zu haben, richtig?«
    »Stimmt, Herr«, antwortete Lea. Ihre Stimme war winzigklein.
    »Welche Strafe erhalte ich dafür?«
    »Vier Schläge, auf Schenkel und Arsch. Doch erstmal fange ich mit meinen Fragen an, und du weißt, was dir blüht, wenn ich mit dir nicht zufrieden bin. Überlege gut, was du sagst.«
    Lea schluckte trocken.
    »Wie geht es deiner Mutter im Gefängnis?«, schoss Armand unvermittelt seine erste Frage wie einen Pfeil.
    »Inzwischen gut, Herr. Sie … hat eine Therapie begonnen, und wenn ich sie besuche, dann … dann können wir manchmal sogar ansatzweise miteinander reden. Sie akzeptiert, dass ich sie kritisiere, ihr Fragen stelle … Seit sie ihr Verbrechen gestanden hat! Das war ausschlaggebend, und sie ist es gewesen, sie ist schuldig. Sie …« Lea hatte stockend begonnen, doch nun sprudelte eine wahre Wortflut aus ihr hervor. Der Armand nun mit einer scharfen Handbewegung Einhalt gebot. »Dazu kommen wir noch. Habe ich das vielleicht gefragt? Spar dir deine Rechtfertigungen und Schuldzuweisungen.«
    Keine Reaktion. Lea machte allmählich Anstalten, sich so hartgesotten zu zeigen wie ein Westernheld. Eine Herausforderung!
    Armand holte ein neues
Spielzeug
aus der Sporttasche, eine Reitpeitsche diesmal, aus Fiberglas mit sehr kleiner Lederschlaufe am Ende. Er war darauf vorbereitet, Lea damit so lange und so intensiv zu schlagen, bis sein Arm erlahmte. Diese Bereitschaft las Lea in den brombeerdunklen Augen des Beamten, und sie biss die Zähne zusammen.
    Doch zunächst wurde das Verhör verbal fortgesetzt. »Was hast du empfunden, als deine Mutter verurteilt wurde?«, feuerte Armand seine nächste Frage auf Lea ab.
    »Freude.«
    »Sonst nichts?«
    »Genugtuung, Triumph, Jubel! Sie war SCHULDIG, Armand, verdammt, du musst mir glauben.«
    »Noch zwanzig Schläge auf deinen gesamten Körper, Kleine.«
    So viele!? Wieder machte Lea kurz die Augen zu, doch als sie sie wieder öffnete, leuchtete weiterhin ungebrochener Stolz in ihnen. Ein wenig Furcht auch, ja, aber vor allem Stolz. Sie erwartete eine sofortige Strafe, da sie sich erinnerte, wie streng Armand bei Flüchen wurde.
    Doch der Beamte fuhr zunächst scheinbar ungerührt mit seiner Befragung fort. »Hat deine Mutter den Totschlag an Herrn Rizzi begangen?«
    »Ja!«, schrie Lea.
    »Du willst wirklich bei dieser Version bleiben?«
    »Ja«, trotzte Lea, jetzt aber schon deutlich kleinlauter, denn Armand kam auf sie zu. Näher, immer näher, und seine erfahrene, kräftige Hand mit der Reitpeitsche streckte sich lässig aus. Die kleine Schlaufe an der Peitschenspitze wies auf Leas heiße, triefende Möse.
    Armand verharrte, die markanten Brauen wieder einmal ironisch hochgezogen. Er sagte nichts. Kein Wort.
    Plötzlich stöhnte Lea laut auf, stöhnte vor Angst und – Verlangen.
    Ihre Schenkel zitterten, sie war nahe daran, die Beine zusammenzupressen. Fast wäre es ihr jetzt lieber gewesen, Schläge zu erhalten. Zwischen ihre Beine hätte man jetzt einen großen Schwamm stecken können, er hätte sich im Nu vollgesogen. Selbst Schläge mitten hinein
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