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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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mit ihm im Einklang stand. 5 Aus diesem Grund darf vermutet werden, dass der Anor-Stein, über den alle Aufzeichnungen der Truchsessen bis zum Krieg um den Ring nichts aussagen, als ein streng bewachtes Geheimnis gehütet wurde, das nur den Herrschenden Truchsessen zugänglich war, und von ihnen (wie es scheint) bis zu Denethor II. niemals benutzt wurde.
    Der zweite Grund war der Verfall Gondors, mit dem allenthalben das Interesse an der alten Geschichte schwand und die Kenntnisse darüber geringer wurden, selbst bei den wenigen Männern hoher Geburt im Reich, es sei denn, es betraf ihre eigene Geschlechterfolge: ihre Abstammung und ihre Verwandtschaft. Nach der Zeit der Könige sank Gondor zu einem ›Mittelalter‹ mit schwindendem Wissen und einfachereren Fertigkeiten herab. Um Verbindung zu halten, war man auf Boten und Meldereiter und in dringlichen Fällen auf Leuchtfeuer angewiesen; und wurden die Steine von Anor und Orthanc auch noch immer wie Schätze der Vergangenheit bewacht, von deren Vorhandensein nur wenige wussten, waren die Sieben Steine von einst doch bei den Menschen im Allgemeinen vergessen, und wenn man sich der Reime des Wissens, die aus ihnen sprachen, noch erinnerte, verstand man sie nicht mehr; ihr Wirken wurde in der Sage auf die elbischen Kräfte der alten Könige mit ihren durchdringenden Augen übertragen und auf die raschen, vogelgleichen Geister, die ihnen zur Verfügung standen, um Nachrichten zu bringen oder Botschaften zu befördern.
    Der Orthanc-Stein scheint zu dieser Zeit von den Truchsessen längst nicht mehr beachtet worden zu sein: Er war für sie nicht mehr von Nutzen und lag sicher in seinem unbezwinglichen Turm. Sogar wenn er nicht allzu sehr von dem Zweifel an dem Ithil-Stein überschattet worden wäre, so stand er doch in einer Gegend, mit der sich Gondor weniger und zumeist mittelbar befasste. Calenardhon, niemals dicht bevölkert, war durch die Dunkle Pest von 1636 verheert worden und danach ständig durch die Auswanderung von Bewohnern númenórischer Abstammung nach Ithilien und in Länder näher am Anduin entvölkert worden. Isengart blieb persönlicher Besitz der Truchsessen, doch Orthanc selbst wurde im Stich gelassen, schließlich geschlossen und die Schlüssel nach Minas Tirith gebracht. Wenn Beren der Truchsess überhaupt an den Stein dachte, als er die Schlüssel Saruman gab, so meinte er vermutlich, dieser sei nirgendwo sicherer aufgehoben als in den Händen des Oberhauptes des Rates gegen Sauron.
     
    Saruman hatte ohne Zweifel durch seine Nachforschungen 6 eine besondere Kenntnis der Steine erlangt, die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen, und die Überzeugung gewonnen, dass der Orthanc-Stein sich noch unversehrt in seinem Turm befinden müsse. Er erhielt die Schlüssel zum Orthanc im Jahr 2759, formell als Hüter des Turms und Statthalter des Truchsess von Gondor. Zu dieser Zeit schenkte der Weiße Rat der Angelegenheit des Orthanc-Steines kaum Aufmerksamkeit. Nur Saruman, der die Gunst der Truchsessen gewonnen hatte, hatte die Aufzeichnungen Gondors schon so ausgiebig studiert, um die Bedeutung der
palantíri
und die Verwendungsmöglichkeiten der übriggebliebenen Steine zu erkennen; doch seinen Amtsgenossen sagte er nichts davon. Wegen seiner Missgunst und seines Hasses gegen Gandalf kündigte Saruman seine Mitarbeit im Rat auf, der 2953 zum letzten Mal zusammentrat.Darauf nahm Saruman ohne gehörige Erklärung Isengart als seinen eigenen Bereich in Besitz und schenkte Gondor keine weitere Beachtung. Der Rat missbilligte dies zweifellos; aber Saruman war ein freier Bevollmächtigter und hatte das Recht, wenn er wollte, gemäß seinen eigenen Vorstellungen im Widerstand gegen Sauron unabhängig tätig zu werden. 7
    Der Rat in seiner Gesamtheit muss unabhängig davon von den Steinen und ihren uralten Möglichkeiten gewusst haben, doch er sprach ihnen keine große gegenwärtige Bedeutung zu: Sie waren Gegenstände, die der Geschichte der Königreiche der Dúnedain zugehörten, wunderbar und bewunderungswürdig, doch nun zum größten Teil verloren oder von geringem Nutzen. Es muss daran erinnert werden, dass die Steine ursprünglich ›unschuldig‹ waren und keinem bösen Zweck dienten. Es war Sauron, der sie unheilvoll machte und zu Werkzeugen der Willkür und der Täuschung.
    Obgleich (durch Gandalf gewarnt) der Rat begonnen haben dürfte, Sarumans Plänen die Ringe betreffend zu misstrauen, wusste nicht einmal Gandalf, dass er ein Bundesgenosse oder Diener
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