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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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war ein Geheimnis geworden: Kein Hinweis auf sein Schicksal ist nach dem Fall von Minas Ithil in den Annalen und Aufzeichnungen der Truchsessen zu finden. Allein die Geschichte machte deutlich, dass weder Orthanc noch der Weiße Turm in Minas Tirith jemals von Feinden erobertund geplündert worden waren und dass deshalb angenommen werden darf, dass die Steine höchstwahrscheinlich unversehrt an ihren alten Stätten verblieben waren; doch konnte man nicht sicher sein, dass sie nicht von den Truchsessen fortgebracht und vielleicht in irgendeiner geheimen Schatzkammer »tief vergraben« 10 worden waren, wenn nicht gar in einer letzten verborgenen Zuflucht in den Bergen, vergleichbar mit Dunharg.
    Wie es hieß, soll Gandalf berichtet haben, er
glaube
nicht, dass Denethor gewagt habe, den Stein zu benutzen, bevor seine Weisheit schwand. 11 Er konnte dies nicht als eine bekannte Tatsache vorbringen, denn wann und warum Denethor gewagt hatte, den Stein zu benutzen, war und blieb eine Vermutung. Gandalf mochte sehr wohl so über die Sache denken, doch in Anbetracht Denethors und dessen, was man über ihn sagte, ist es wahrscheinlich, dass er viele Jahre vor 3019 begann, sich des Steins zu bedienen, und dass er früher als Saruman wagte oder es für nützlich hielt, den Stein von Orthanc zu gebrauchen. Denethor erbte die Truchsessenwürde im Jahr 2984, als er vierundfünfzig Jahre alt war: ein eigenwilliger Mann, nach den Maßstäben jener Tage überaus weise und gelehrt, willensstark, überzeugt von seinen eigenen Fähigkeiten und unerschrocken. Seine ›Grimmigkeit‹ wurde für andere erst wahrnehmbar, nachdem sein Weib Finduilas im Jahr 2988 gestorben war, doch es erscheint ziemlich einleuchtend, dass er sich, sobald er an die Macht gekommen war,
umgehend
den Steinen zuwandte, nachdem er Umstände der
palantíri
und die Überlieferungen, die sie und ihren Gebrauch betrafen, lange in den besonderen Archiven der Truchsessen studiert hatte, die neben dem Regierenden Truchsess nur dessen Erben zugänglich waren. Gegen Ende der Regierungszeit seines Vaters Ecthelion II. muss er sehnlich gewünscht haben, die Steine zu befragen, als die Angst in Gondor zunahm, während seine eigene Stellung durch den Ruhm Thorongils 12 geschwächt wurde und durch die Gunst, die sein Vater diesem bezeigte. Zumindest einer seiner Beweggründe muss Missgunst gegen Thorongil und Feindseligkeit gegen Gandalf gewesen sein, dem sein Vater während Thorongils Vorherrschaft große Beachtung schenkte; Denethor wollte diese ›Thronräuber‹ an Kenntnissen und Informationen übertreffen und sie nach Möglichkeit im Auge behalten, wenn sie sich an einem anderen Ort aufhielten.
    Die äußerste Anspannung Denethors in der Auseinandersetzung mit Sauron muss von der allgemeinen Anstrengung bei der Benutzung der Steine unterschieden werden. 13 Die Letztere glaubte Denethor (nicht ohne Grund) ertragen zu können; ein Kräftemessen mit Sauron fand fast sicher viele Jahre lang nicht statt und wurde vermutlich von Denethor ursprünglich nie ins Auge gefasst. Zum Gebrauch der
palantíri
und zur Unterscheidung zwischen ihrem Einzelgebrauch zum ›Sehen‹ und ihrer Verwendung zur Herstellung einer Verbindung zwischen einem anderen antwortenden Stein und seinem ›Betrachter‹ siehe unten Seite 642f. Nachdem Denethor sich die Fertigkeit angeeignet hatte, konnte er durch den Gebrauch des Anor-Steins allein viel über entfernte Ereignisse erfahren; sogar nachdem Sauron seine Tätigkeiten bemerkte, konnte er noch immer darin fortfahren, solange er die Kraft behielt, seinen Stein den eigenen Zwecken dienstbar zu machen – Saurons Anstrengungen zum Trotz, den Anor-Stein stets zu sich hinüber zu ›zerren‹. Es muss auch berücksichtigt werden, dass die Steine in Saurons weitgespannten Plänen nur eine kleine Rolle spielten: Sie waren ein Mittel, zwei seiner Widersacher zu beherrschen und irrezuführen, aber er wollte (und konnte) den Ithil-Stein nicht unter fortwährender Beobachtung haben. Es war nicht seine Art, solche Werkzeuge Untergebenen zum Gebrauch zu überlassen; auch verfügte er über keinen Diener, dessen geistige Kräfte denen Sarumans und sogar Denethors überlegen waren. Im Falle Denethorsgewann der Truchsess durch die Tatsache zusätzliche Kraft, dass die Steine den rechtmäßigen Benutzern gegenüber weitaus zugänglicher waren: Dies galt in erster Linie für alle wahren ›Erben Elendils‹ (wie Aragorn), doch auch für einen, der, verglichen mit
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