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Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Titel: Nachrichten aus einem unbekannten Universum
Autoren: Frank Schätzing
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wieder ein schneller Läufer und aktiver Jäger, sogar einen Pflanzenfresser wollen Experten in ihm ausgemacht haben.
    Es wird gerne behauptet, das Internet verdumme die Menschen, weil dort jeder etwas anderes zur selben Sache sage. Das stimmt keineswegs. De facto hat auch schon vor dem Internet jeder etwas anderes behauptet, nur bekamen wir in der Schule wenig davon mit. Wir hatten nicht die Möglichkeit des Vergleichs, lediglich eine Bezugsperson, die heilige Wahrheiten verkündete. Heute können wir Vergleiche ziehen und uns im Spektrum der Meinungen ein Bild machen. Wir können sehen, wie Erkenntnis entsteht: durch Annäherung und Verdichtung.
    Das Panorama, vor dem sich unsere Geschichte abspielt, hat Unschärfen, ohne Zweifel.
    Aber genau darum ist es so prachtvoll anzuschauen. Einige der lebendigsten Bilder aller Zeiten haben Impressionisten gemalt. Die Motive Claude Monets, Alfred Sisleys, Camille Pissarros oder Auguste Renoirs werden präzisiert durch die Phantasie des Betrachters, nicht durch den akkuraten Strich. Moderne Welterklärung ähnelt solchen Bildern, in denen nichts starr, sondern alles in Bewegung begriffen scheint. Viele Menschen fühlen sich dadurch verunsichert. Ich finde es ermutigend. Ist es nicht viel spannender, am Prozess der Erkenntnis teilzuhaben, als sich mit rohrstockstarren Fakten herumschlagen zu müssen? In der Bewegung liegt die Veränderung, in der Veränderung die Chance, in der Unschärfe die künftige Wahrheit. All unser Wissen über das Aussehen und Verhalten lebender und längst verschwundener Arten, über Naturereignisse, über das Kausalitätengeflecht in der Natur, über unsere Rolle und die Zukunft unserer Spezies lebt, atmet und entwickelt sich, häutet sich mitunter, wächst, durchläuft Stadien der Metamorphose, gewinnt an Kontur. Jeder ist eingeladen, diesen Prozess mitzuverfolgen — und mitzugestalten. Durch seine Neugier, seine Offenheit, seine Ideen.
    Dies ist kein Lehrbuch. Kein Manifest. Es trägt keine Botschaften vor sich her. Es ist ein Thriller. Denn nichts anderes ist die Erdgeschichte als eine ungeheuer spannende Story voller Wendungen und Überraschungen. Nichts in dieser Geschichte ist wirklich kompliziert, und schon gar nicht ist es langweilig. Es gibt nur Leute, die es gerne kompliziert und langweilig hätten. Jeder von uns kennt einige davon. Ihre Unterschriften zieren unsere Zeugnisse — zusammen mit den Signaturen derer, für die wir sogar noch nach dem Pausenklingeln sitzen blieben, um zu lauschen. Das waren die großen Erzähler, die Abenteurer, die Zeitreisenden.
    Nachrichten aus einem unbekannten Universum will eigentlich nur eines: unterhalten und Lust machen auf mehr. Lesen Sie dieses Buch, wie Sie wollen. Kreuz und quer oder in einem Rutsch. Die meisten Kapitel funktionieren für sich.
    Mein Vorschlag wäre jedoch, gemeinsam zurückzureisen, so nah wie möglich an den Punkt Null, um uns von dort mit der Zeit treiben zu lassen. Zwischendurch können Sie ruhig mal die Augen schließen und ein Nickerchen machen oder mit Freunden telefonieren, wenn wir durch physikalische und chemische Untiefen reisen, etwa im Kapitel über die Handtasche der Evolution. Manche dieser Exkursionen sind nicht zu vermeiden, aber vielleicht haben Sie ja gerade an so was Spaß. Beispielsweise an der Frage, wie es in einer Protozelle vor 3,5 Milliarden Jahren ausgesehen haben könnte. Falls Ihnen da jedoch zu viele Ionen, Isotope, Makromoleküle, Zucker und Fette, Säuren und Basen unterwegs sind, schalten Sie einfach ab. Ich wecke Sie schon, wenn die richtig guten Geschichten kommen. Niemand gibt hinterher Noten. Wir sind auf einer Reise, und reisen soll entspannen.
    Hin und wieder tauchen Begriffe im Buch auf, die erst später ausführlich erklärt werden. Oder aber Sie lesen einen schon erklärten Begriff und fragen sich: Verdammt, was war das jetzt noch mal? Blättern Sie nicht zurück, sondern vor. Im Glossar sollten Sie eigentlich fündig werden. Möglicherweise werden Sie aber über ein bestimmtes Thema sehr viel mehr wissen als ich und Kenntnis von ganz neuen Forschungsergebnissen haben, die zum Zeitpunkt, als das Buch entstand, noch nicht vorlagen. In diesem Fall seien Sie versichert: Auch Bücher leben. Ich werde versuchen, die Nachrichten von Auflage zu Auflage so aktuell zu gestalten, dass Ulrich Wickert sie ohne Zögern verlesen würde.
     
    Vorgestern.
    Was war noch gleich vorgestern?
    Richtig. Der Urknall.
    Über den weiß man nicht so viel. Eigentlich
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