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Nach zwei Tagen Regen folgt Montag

Nach zwei Tagen Regen folgt Montag

Titel: Nach zwei Tagen Regen folgt Montag
Autoren: A Bojanowski
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    Ein besseres Warnsystem ist erforderlich, meint denn auch Erik Wilhelm Kolstad von der Universität in Bergen, Norwegen, der die Auswirkungen der Arktis-Hurrikane erforscht hat. Immer mehr Schiffe und Bohrinseln bevölkern das Nordmeer. Und trotz Satellitenbeobachtung stechen im hohen Norden noch immer Seeleute bei blauem Himmel in See, um kurz darauf von einem eisigen Sturm überrascht zu werden.
    Kalte Meere können nicht nur Stürme, sondern auch wissenschaftliche Debatten entfachen: Im nächsten Kapitel streiten Klimaforscher, warum sich die Ozeane nicht mehr aufheizen – entgegen allen Klimaprognosen.

6 Das Rätsel der Meereskälte
    Wer morgens am Strand entlangspaziert, glaubt die globale Klimaerwärmung geradezu sehen zu können. Das Meer dampft. Die kalte Nachtluft zieht über das warme Meer, und je stärker sich die Ozeane aufheizen, umso mehr Schwaden steigen auf. Doch der Eindruck trügt. Die Ozeane heizen sich gar nicht mehr auf. Seit 2003 stockt die Erwärmung, wenn man den weltweiten Durchschnitt der Weltmeertemperaturen betrachtet. Aber wo steckt all die Energie? Fabriken, Autos und Kraftwerke stoßen von Jahr zu Jahr mehr Treibhausgase aus, die zusätzlich Sonnenstrahlung in der Luft zurückhalten – es gäbe also genügend Treibstoff für eine beschleunigte Aufheizung der Meere. Im Grunde sollten diese etwa 90 Prozent der Energie schlucken. Die Ozeane sind der größte Wärmespeicher: In ihren obersten drei Metern halten sie so viel Wärme wie die gesamte Lufthülle der Erde. Wo also geht die zusätzliche Strahlung hin, wenn nicht in die Meere?
    Zwar haben sich die Meere in den vergangenen Jahrzehnten erwärmt, daran zweifelt kein Forscher (das beweist beispielsweise der anschwellende Meeresspiegel), aber die Entwicklung seit 2003 gibt den Experten Rätsel auf. Sie streiten über das Rätsel der »fehlenden Wärme«, in Fachkreisen bekannt als »Missing Heat«-Phänomen. Schon in den illegal veröffentlichten E-Mails von Klimaforschern – in der sogenannten Climategate-Affäre – hatte sich der Klimatologe Kevin Trenberth vom National Center for Atmospheric Research in den USA besorgt über dieses Rätsel geäußert. »Es ist eine Schande, dass wir es nicht erklären können«, schrieb er an seine Kollegen. Die E-Mail erlangte große Bekanntheit, schien sie doch zu zeigen, dass Wissenschaftler intern weniger überzeugt von der Klimaerwärmung sind als im Gespräch mit der Öffentlichkeit.
    Der langfristige Trend zeigt unbestritten nach oben: Seit 1993 haben die Ozeane oberhalb von 700 Metern ein halbes Watt pro Kubikmeter zusätzlich gespeichert, sagt John Lyman von der Universität von Hawaii. Mit dieser Leistung könnte jeder der 7 Milliarden Menschen auf der Erde 500 Glühbirnen mit je 100 Watt betreiben. Die Temperatur der Meere sei demnach um eineinhalb Grad gestiegen – und dieser Wert entspreche den Prognosen, schreiben Lyman und seine Kollegen. Das Stocken der Erwärmung liege im Rahmen natürlicher Klimaschwankungen, meinen auch Caroline Katsman und Geert Jan van Oldenborgh vom Royal Netherlands Meteorological Institute ( KNMI ). Die beiden Klimatologen haben die Klimaerwärmung am Computer nachvollzogen: Nach ihren Simulationen zu urteilen haben die Ozeane mehrjährige Erwärmungspausen eingelegt, schreiben die Forscher – die fehlende Wärme sei also nur ein unspektakulärer Durchhänger des Erwärmungstrends. Die Feststellung ist unbefriedigend, widerspricht der Klimaexperte Roger Pielke jr. von der Universität von Colorado in Boulder, USA . Selbst wenn es solche Schwankungen gebe, müsse erklärt werden können, wo die Energie geblieben sei, die durch den verstärkten Treibhauseffekt in der Umwelt stecke.
    Die Forscher diskutieren zurzeit vor allem vier Möglichkeiten. Die erste Hypothese besagt, dass sich die Tiefsee aufgeheizt hat. Manche Forscher, etwa eine Forschergruppe um Martin Visbeck vom Leibniz-Institut für Meeresforschung in Kiel ( IFM -Geomar), glauben, das Rätsel der »fehlenden Wärme« sei in Wirklichkeit ein Problem fehlender Messungen: Möglicherweise haben sich die Meere in der Tiefsee aufgeheizt, wo kaum gemessen werden kann. Messbojen liefern nur Daten bis 2000 Meter Tiefe, die Hälfte des Meerwassers liegt jedoch darunter. So bleibt tatsächlich Raum für Spekulationen. Lehrbüchern zufolge dauert der Wärmeaustausch mit der Tiefsee allerdings Jahrhunderte, das macht dieses Szenario problematisch. Außerdem müsste die Wärme
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