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Nach dir die Sintflut

Nach dir die Sintflut

Titel: Nach dir die Sintflut
Autoren: Andrew Kaufman
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zufiel.
    Edward Zimmer rückte sich die Krawatte zurecht und ging über den Parkplatz zurück. Rebecca saß noch genau so da, wie er sie verlassen hatte. Sie hob den Kopf und versuchte zu lächeln, was wieder misslang. Zimmer ging direkt zum Telefon und wählte die Nummer von Hempels Mülldeponie, die er auswendig kannte.
    »Ja, hier spricht Edward Zimmer von E. Z. Self Storage. Kundennummer: XET-860. Ja, ich warte«, sagte er. Er klemmte sich den Telefonhörer unters Kinn und holte eine Packung Kaugummis aus der Innentasche seines Jacketts. Er packte ein Kaugummi aus und schob es sich in den Mund. Kauend bot er Rebecca eines an. Sie starrte auf das Kaugummi, konnte aber nicht entscheiden, ob sie es wollte oder nicht.

Siebenunddreißig
    Auf Reserve
    Die Nadel war tief in den roten Bereich eingesunken, und Aby war immer noch kein schlagendes Argument eingefallen. Der Motor fing an zu stottern. Aby ließ das Auto auf dem Seitenstreifen ausrollen und drehte sich zu ihrer Mutter. Mit leicht bebenden Kiemen fing sie zu reden an, ohne genau zu wissen, was sie sagen würde.
    »Mama, kommst du bitte mit nach Hause?«, fragte sie. Sie lauschten den Scheibenwischern und dem Regen, der aufs Autodach trommelte. Margaret betrachtete ihre Hände; Aby betrachtete Margaret.
    »War das alles?«, rief Margaret. Sie hob den Kopf und sah Aby in die Augen. »Mehr hast du nicht auf Lager?«
    »Ich habe deinetwegen das Wasser verlassen!«
    »Wurde auch Zeit.«
    »Ich habe Tausende von Kilometern zurückgelegt.«
    »Ich habe dich nicht darum gebeten.«
    »Ich habe mein Seelenheil riskiert.«
    »Du glaubst, du riskierst dein Seelenheil, indem du aus dem Wasser steigst?«
    »Bedeutet dir das gar nichts?«
    »Der Aquatismus will uns lehren, wie man denkt, nicht was man denkt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich kann nicht fassen, dass ausgerechnet du, meine eigene
verdammte Tochter, das immer noch nicht durchschaut hast.«
    »Erklär es mir!«
    »Es heißt, dass du versagt hast, Aberystwyth. Du hast versagt«, rief Margaret, um dann zu schweigen. Sie lehnte sich auf dem Beifahrersitz zurück, griff nach hinten und tastete nach dem Anschnallgurt. Mit kleinen, geschickten Bewegungen schnallte sie sich wieder an.
    Aby sagte nichts. Sie ließ sich an das Lenkrad sinken. Sie legte ihren Kopf darauf und hupte versehentlich.
    »Du wirst mehr Benzin brauchen.«
    »Ich habe einen vollen Kanister im Kofferraum.«

Achtunddreißig
    Warnung, in den Wind geschlagen
    Anderson und Kenneth standen Schulter an Schulter mitten in Bürgermeister Matczuks Büro und tropften den Teppichboden voll. Laut klopfte der Regen an das einzige Fenster. Bürgermeister Matczuk saß hinter seinem Schreibtisch und legte die Fingerspitzen aneinander. Als er bemerkte, wie übertrieben die Geste wirkte, legte er sich die Hände schnell in den Schoß. Er beugte sich vor und zog die Augenbrauen hoch.
    »Aber wir haben leider keine Beweise«, sagte er. Er hatte diese Ansprache seit dem Tag geprobt, als er die Regenmacher eingestellt hatte, und nun konnte er es kaum erwarten, den nächsten Satz auszusprechen. »Ja, es regnet, aber können Sie beweisen, dass es Ihr Werk ist? Und falls ja - wer von Ihnen war es?«
    »Darum geht es hier nicht«, sagte Anderson.
    »Hören Sie mal hin«, sagte Kenneth.
    »Tut mir leid, aber ich kann Ihnen da wirklich nicht helfen.«
    »Würden Sie bitte mal die Klappe halten?«
    »Das liegt alles nicht in meiner Hand.«
    »Sie müssen die Stadt evakuieren.«
    Matczuk lachte unverhohlen über Andersons Vorschlag, dann wandte er sich an Kenneth. »Das meint er nicht ernst?«, fragte der Bürgermeister.
    »Ich bin völlig seiner Meinung«, sagte Kenneth. Es fiel weder Vater noch Sohn auf, aber sie nahmen einander zum ersten Mal, seit sie nicht mehr zusammenarbeiteten, zur Kenntnis.

    »Tja, das ist doch lächerlich. Wir werden nichts dergleichen tun.«
    »Dann sagen Sie später nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt.«
    »Oh doch. Jaja, ich habe Ihre Warnung gehört. Ich werde gründlich darüber nachdenken.«
    Kenneth setzte seinen Hut wieder auf. Anderson knöpfte sich den Regenmantel zu. Sie drehten sich um und gingen, wobei ein nasser Fleck auf dem Teppich des Bürgermeisters zurückblieb. Vor dem Eingang der Stadtverwaltung blieben sie stehen, um in den Regen hinaufzustarren, der stärker und stärker wurde.

Neununddreißig
    Zimmerservice
    Lewis bemerkte, dass viele Stunden vergangen waren - wenn auch nur an seinem Hunger. Er setzte sich an der
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