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Nach dem Sturm

Nach dem Sturm

Titel: Nach dem Sturm
Autoren: Simon X. Rost
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öffentlichen Gebäude, die als Bedarfscenter eigerichtet werden, damit die Menschen schneller an Lebensmittel kommen. Um vier hat er eine Sitzung mit dem Gesundheitsausschuss und dann spricht er mit der Druckerei, die das neue Geld herstellen soll. Halt, nein ... erst stellt er mit Kellogg einen neuen Trupp zusammen, der nach Draußen soll, dann die Druckerei. Im Elektrizitätswerk hat es in der Nacht übrigens einen Brand gegeben, weil eine der Hauptleitungen defekt war, weswegen er um um acht noch eine Besprechung mit der Feuerwehr hat, um ihnen vier Notstromaggregate abzuschwatzen. Er geht dir also aus dem Weg? Hm, vielleicht überschätzt du auch einfach deine Wichtigkeit und die deines Problemchens ein wenig, was meinst du, Jefferson?“
    Ich kaue auf meiner Backe. Mir ist klar, dass Eleanor versucht, mich auf subtile Weise einzuschüchtern. Aber das wird nichts. „Wo sind er und Heather jetzt? Ich muss mit ihm reden. Es ist kein ‚Problemchen’“
    Eleanor’ Lächeln verschwindet. Sie wendet sich zum Fenster, seufzt und spricht leise, ohne mich anzusehen. „Ich weiß es auch nicht. Ich weiß nur, dass er sich für diesen Job umbringt, Jefferson. Er ist nicht mehr der Jüngste, weißt du? Manchmal wache ich nachts auf, weil er immer noch nicht ins Bett gekommen ist. Und wenn ich ihn dann suche, steht er meistens hier, an diesem Fenster. Und blickt hinab auf die Stadt. Und ich weiß, dass er darüber nachdenkt, wie er diesen verdammten Karren wieder aus dem Dreck ziehen kann. Er denkt Tag und Nacht darüber nach, Jefferson ... Ist es denn wirklich so wichtig, was du mit ihm besprechen musst?“
    Eleanor dreht sich um. In ihrer Stimme liegt echte Besorgnis um Sato und zum ersten Mal, seit ich diesen Raum betreten habe, glaube ich ihr sogar. Ich nicke.
    „Ja. Das ist es. Er ist dabei, einen großen Fehler zu begehen. Ich will ihn nur davor bewahren.“
    Eleanor lächelt müde. Sie kommt näher und legt mir dir Hand auf meinen Arm. Sie schmiegt sich dabei leicht an mich. „Oh, wie umsichtig von dir. Ich weiß ja, dass dir sehr viel an ihm liegt, nicht wahr?“
    Ist das Ironie in ihrer Stimme? Ich bin mir nicht sicher und nicke. „Ja, das tut es wirklich.“
    Eleanor’ Züge frieren ein. „Deine Anständigkeit ist manchmal schwer für uns arme Sünder zu ertragen, weißt du, Jefferson? Du klingst oft sehr selbstgerecht, auch wenn dir das selber vielleicht gar nicht bewusst ist.“
    Ich fühle das Blut in meine Wangen schießen. „Eleanor, was glaubst du-“
    „Ich glaube, du willst Takumi sprechen, richtig? Dann komm doch heute abend zum Dinner in unser neues Zuhause. Da wirst du ihn ganz sicher treffen. Ich habe gerade mit deiner Frau gesprochen, Jefferson. Sie war sehr erfreut über die Einladung.“
    Ich lege die Stirn in Falten. „Du hast mit Rhonda gesprochen?“
    Eleanor nickt. Das fröhliche Lächeln ist in ihr Gesicht zurückgekehrt. „Ja. Sie rief mich an. Scheint so, als wäre mein Mann nicht der Einzige, der unter deiner Rechtschaffenheit leidet, Jefferson.“ Eleanors Lächeln ist diabolisch. „Was ist? Kommt ihr? Du und Rhonda? Oder ... kommst du vielleicht lieber mit Charlotte?“
    Ihr Tonfall ist spielerisch, aber meine Nackenhaare stellen sich auf. Ich bin für einen Moment sprachlos. Charlotte? Wie lange hat Sato gestern in meinem Büro gestanden, bevor Charlotte und ich ihn bemerkt haben? Hat er gesehen, wie kurz ich davor stand, sie zu küssen? Hat er es Eleanor erzählt? Und hat sie es Rhonda erzählt?
    „Charlotte?“, sage ich und gebe mich verwirrt, als wüsste ich nicht ganz genau, worauf sie anspielt. „Blödsinn. Ich komme mit Rhonda. Ich freu mich darauf.“
    Eleanor lächelt. „Na dann. Bis heute abend, Jefferson.“

- 10 -

    Die Hinfahrt mit Rhonda verläuft so ganz anders, als der Abend davor.
    Rhonda ist aufgekratzt wie ein Schulmädchen. Sie ist geschminkt, trägt ein dunkelgraues Seidenkleid mit einer Schärpe, in dem ich sie zum letzten Mal bei unserer Verlobung gesehen habe. Ganz so, als wären wir zu einem Ball eingeladen und nicht zu einem Abendessen. Sie plaudert in einem fort und obwohl ich sauer sein will, weil sie hinter meinem Rücken mit Eleanor telefoniert hat, um Bewegung in ihr Anliegen zu bringen, gelingt es mir einfach nicht.
    Es tut gut, sie so fröhlich und lebendig zu sehen, so ganz anders als in den letzten Tagen. Ich hatte schon befürchtet, Rhonda hätte eine postnatale Depression.
    Dabei ist es viel einfacher.
    Sie hungert nach Status. Sie
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