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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden
Autoren: Robert Silverberg
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uns in dem Augenblick geschnappt, in dem wir vor den bedeutendsten wissenschaftlichen Entdeckungen standen. Die Ignoranz des militärischen Ungeistes ist ein allgemeiner Fluch, der …“
    Commander Leonidas’ strahlender Gesichtsausdruck begann sich zu verfinstern, und ich ahnte, daß wir den Rest unserer Reise in Ketten gelegt hinter uns bringen würden, wenn Dr. Horkkk so weitermachte. Mirrik und Pilazinool befürchteten das ebenfalls. Diskret schoben sie sich von zwei Seiten an Dr. Horkkk heran, quetschten ihn zwischen sich ein und brachten ihn zum Schweigen.
    Wir waren alle vollkommen niedergeschlagen. Wir konnten nicht verstehen, was Zentralgalaxis von uns wollte, aber es war ziemlich klar, daß wir von unserer Arbeit fortgezerrt und gezwungen wurden, unsere Aktivitäten vor den Bürokraten zu rechtfertigen. Und wahrscheinlich war es uns dadurch für immer unmöglich, den Heimatplaneten der Erhabenen zu sehen. Es kostete sicher viel Zeit, die Dinge wieder ins rechte Lot zu bringen, und bis dahin war bestimmt eine andere Expedition damit beauftragt worden, den Vogel abzuschießen.
    Der Commander holte ein kleines Datensichtgerät hervor und sagte: „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern das Personenverzeichnis überprüfen. Sind Sie so freundlich und geben mir eine kurze Bestätigung, wenn ich Ihre Namen nenne? Dr. Milton Schein?“
    „Hier.“
    „Pilazinool von Shilamak?“
    „Hier.“
    Er ging die ganze Liste durch. 408b von Bellatrix XIV antwortete natürlich nicht. Und andererseits war unsere Gruppe jetzt um den Roboter einer fremden Rasse erweitert worden, der auf Commander Leonidas’ Tabelle nicht aufgeführt war. Dr. Schein erklärte ungeduldig, daß 408b bei einem Unfall im Dezember letzten Jahres ums Leben gekommen und der Roboter ein Produkt der Erhabenen war, das wir zur gleichen Zeit gefunden hatten. Er führte weiterhin aus, Zentralgalaxis sei von all dem unterrichtet, da er während unseres Aufenthalts auf Aldebaran IX alles via TP durchgegeben habe.
    „Aldebaran IX?“ wiederholte Commander Leonidas verwirrt. „In Ihrer Akte sind keine Mitteilungen erwähnt, die von Aldebaran IX aus abgeschickt worden sind.“
    „Es war Anfang Februar“, sagte Dr. Schein. „Wir flogen dorthin, nachdem wir den Asteroiden im 1145591-System verlassen hatten, wo …“
    „Warten Sie“, unterbrach ihn der Repräsentant der Marine. „Zentralgalaxis behauptet, man habe dort zuletzt etwas von Ihnen von einem Planeten namens Higby V gehört, wo Sie die Ausgrabung irgendwelcher Ruinen durchführen sollten. Sie hätten Higby V ohne Erlaubnis verlassen und seien daraufhin spurlos verschwunden. Das stand im Widerspruch zu Ihrer Übereinkunft mit Zentralgalaxis, und deshalb …“
    „Wir verließen Higby V, um nach 1145591 zu fliegen“, schaltete sich Dr. Schein ein. „Und von dort aus flogen wir nach Aldebaran IX, von wo aus ich einen vollständigen TP-Bericht an Zentralgalaxis geschickt habe.“
    „Davon weiß ich nichts, Doktor.“
    „Das muß ein Versehen sein“, vermutete Dr. Schein. „Ein Computerfehler … eine Verwechslung von Daten … ein verlorengegangenes Bit. Diese ganze Sache mit dem Haftbefehl muß auf einem Irrtum beruhen.“
    Commander Leonidas sah beunruhigt aus.
    „Commander, wie konnten Sie eigentlich unsere Spur bis nach McBurney IV verfolgen?“ fragte Pilazinool leise.
    „Ich bin Ihnen nirgendwohin gefolgt. Ich erhielt die Anordnung, hierherzufliegen und Sie abzuholen. Vermutlich wußte Zentralgalaxis über Ihren Aufenthalt hier Bescheid.“
    „Zentralgalaxis wußte deshalb Bescheid“, erklärte Pilazinool, „weil Dr. Schein sie von Aldebaran aus davon in Kenntnis setzte, daß dies unser nächstes Ziel war. Und gleichzeitig erhielt er von Zentralgalaxis die volle Genehmigung, diese Reise zu unternehmen. Wenn uns Zentralgalaxis nach unserem Start von Higby V tatsächlich aus den Augen verlor, wie es nach Ihren Worten geschehen sein soll, wie konnte Zentralgalaxis dann überhaupt wissen, daß wir im McBurney-System zu finden sind?“
    Der Logik dieser Argumentation konnte sich Commander Leonidas nicht entziehen.
    Er durchstöberte den Text seines Haftbefehls, suchte nach einer Lösung für den Widerspruch – und fand keine. So ist die ganze Bürokratie eben: Die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut. Oder der linke Tentakel, was auch der Fall sein mag.
    „Haben Sie TP-Personal an Bord dieses Schiffes?“ fragte Pilazinool.
    „Ja“, entgegnete Commander
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