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Na endlich Liebling

Na endlich Liebling

Titel: Na endlich Liebling
Autoren: Mary Scott
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zeigen. Ich werde in die Wildnis gehen und mir einen Job suchen. Wenn ich das Vierteljahr durchhalte, habe ich gewonnen. Soll ich dir den Preis nennen?«
    Im Licht der offenen Tür standen sie einander gegenüber. Spöttisch zog sie die dunklen Brauen hoch und erwiderte gelassen seinen Blick — jeder Zoll ein anspruchsvolles, modernes Mädchen.
    »Ich sollte jetzt wohl erröten und so tun, als ob ich nicht wüßte, was du meinst. Aber so bin ich nicht. Nein, Justin, wir wollen keine Bedingungen stellen oder Versprechen abgeben. Jeder von uns soll frei bleiben. Wenn du dich in eine dralle Maid vom Land verliebst, wird’s keinen Aufstand geben.«
    »Komisches Mädchen! Und wenn du dich für Dan und seine Jacht entschließt, wohl auch nicht. Also gut! Mir soll’s recht sein. Aber wenn das alles nicht eintrifft...«
    »Wenn du mich dann immer noch heiraten willst, dann soll’s gelten.«
    Und damit schieden sie.
    Da stand er nun mit seinem schweren Rucksack, einer Blase am Fuß, zwanzig Meilen vom nächsten Ort entfernt, mit einem Dorfköter und ohne Geld.
    »Die Weiber soll alle der Teufel holen!« sagte Justin nun ohne Hemmung ganz laut. Trübselig ließ der Hund den Kopf hängen. Nach einer Wegbiegung kamen sie zu einer Baracke. Aus dem eisernen Schornstein stieg der Rauch in trägen Wolken. Ein ärmlicher Bau, roh zusammengezimmert, zwei Räume, kein Garten. Vor der Tür grasten ein paar Kühe. Immerhin — ein Haus!
    Justin zögerte. Hatte er nicht gesagt: »Ich nehme jeden Job, der sich bietet«? Der Mann, der hier wohnte, würde ihm wohl mit der für die neuen Siedler typischen Großzügigkeit einen Job anbieten. Es schauderte Justin bei der Vorstellung, unter solchen Bedingungen ein Vierteljahr zu leben.
    Der Hund winselte, als Justin das Tor der Einzäunung öffnete; er schien Angst zu haben. Doch gerade das bestärkte Justin in seinem Entschluß. Nur keinen Bammel! Wenn hier Siedler lebten — gut! Er mußte es nehmen, wie es war. Einen freundlichen Gruß und eine Tasse Tee würde er bestimmt bekommen. Er klopfte an die Tür.
    Sie wurde geöffnet. Er sah einen wenig Vertrauen erweckenden Mann vor sich, unrasiert, in Stallkluft. Er roch kräftig nach Mist. Ziemlich wild, dachte Justin mutig, aber er hat bestimmt ein gutes Herz.
    »Guten Tag. Würden Sie wohl...«
    Weiter kam er nicht. Der Mann unterbrach ihn wütend.
    »Was ich würde? ’nen Traktor für tausend Dinger oder so’n verfluchten Gebrauchtwagen? Nee, ich würde nischt! Aber ich werd’s euch Kerlen schon zeigen, die so rumziehen und was verhökern wollen! Ich brauch nischt, sag ich dir, nur meine Ruhe!«
    Mit dieser Feststellung wollte er Justin die Tür vor der Nase zuschlagen. Der aber war ziemlich verzweifelt. Außer einer winzigen Tasse Tee und einem armseligen Brötchen am Bahnhofskiosk hatte er seit vier Uhr nachmittags nichts zu sich genommen. Er sah einen Teekessel auf dem rostigen Ofen und einen Brotlaib auf dem Tisch. Nur jetzt keinen falschen Stolz! Er mußte das Mißverständnis aufklären.
    »Sie haben mich falsch verstanden! Ich will Ihnen nichts verkaufen. Im Gegenteil!«
    »Du willst mir was schenken, was? Na, euch kenn’ ich! So ’n frommer Schwindler, wie sie überall rumlaufen und den Leuten was vorpredigen! Und wenn einer nicht zuhört, kommt er in die Hölle. Ich dacht’s mir schon, wie ich dein Honigmaul sah. Also — ich brauch nichts von dir, und jetzt scher dich zum Teufel!«
    In diesem dramatischen Augenblick begann der Hund laut zu jaulen. Der Mann glotzte auf den Köter, der besänftigend mit seinem Stummelschwanz zu wedeln begann. Aus unerfindlichem Grund brachte ihn dieser Anblick in noch größere Wut.
    »Ist das dein verfluchtes Vieh, das hier überall rumlungert? Raus damit, sag ich dir, oder ich jag euch alle beide mit meinem Bluthund zum Teufel!« Und damit knallte er die Tür endgültig zu.
    »Kein angenehmer Mensch«, sagte Justin niedergeschlagen zu dem Hund. »Nicht das, was man bei den Siedlern erwartet hätte. Keine Rede von allzeit offenen Türen, von Gastfreundschaft. So ist das also.«
    Trotz seiner schmerzenden Ferse versuchte er, lässig davonzugehen, aber die Worte des Mannes wurmten ihn. Natürlich konnte ihn nur ein unwissender Trottel für einen Vertreter halten oder noch ärger — für einen Wanderprediger.
    Zehn Minuten später hielt ein Lieferwagen neben ihm an; der Fahrer lehnte sich heraus.
    »Willst mitfahren, Kumpel? Wohin?«
    »Nach Totara, wenn’s recht ist.«
    (Im Geiste sah er
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