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Na endlich Liebling

Na endlich Liebling

Titel: Na endlich Liebling
Autoren: Mary Scott
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noch einmal die Szene vor sich: Er saß mit Elaine über der Landkarte. Leichtfertig forderte er sie auf: »Zeig mit dem Stift irgendwohin; dorthin will ich dann gehen.« Und das verflixte Mädchen hatte auf Totara getippt.)
    »Da muß ich gerade hin. Zu dem Laden. Ist das dein Hund?«
    »Anscheinend will ihn keiner haben. Er ist am Verhungern. Wenn’s Ihnen nichts ausmacht, würde ich ihn ganz gern mitnehmen.«
    »Von mir aus! Setz ihn hinten rein und steig ein. Ich muß weiter.«
    Das war, wie Justin später feststellte, der Anfang aller Schwierigkeiten.
    Gemütlich plaudernd fuhren sie viele Meilen durch unberührten Buschwald und armseliges Gestrüpp. Doch schließlich sah das Land gepflegter aus. Sie kamen an Farmen vorbei, die aus dem Wald herausgeschnitten waren, an weiten Grünflächen, wo Schafe weideten. In der Ferne sah man das Meer als zartblauen Streifen.
    »Jetzt kommen wir zur Küste. Gleich siehst du dort unten Totara.«
    »Ist es eine Siedlung an der See?«
    »Na, es ist eigentlich keine richtige Siedlung. Keine richtige Ortschaft. Ein Laden ist da, ein Postamt, eine Garage, und in der Nähe ist eine Schule. Aber es ist das Zentrum des ganzen Distrikts, und eines Tages werden sie schon mal eine Stadt draus machen. Totara liegt nicht direkt an der See. Eine Flußmündung erweitert sich zum Hafen, und ein Motorboot sammelt die Kinder an der Küste ein und bringt sie in die Schule.«
    An einem Grenzstein neben der Straße stoppte er den Wagen und deutete hinab über die Hänge auf eine winzige Gruppe von drei, vier Gebäuden tief unten im Tal. »Das ist es«, sagte er kurz. »Dort ist Percys Laden. Gegenüber ist seine Garage; die hat er aber verpachtet. Die Schule kann man nicht sehen. Die meisten Häuser dort gehören Maori. Es gibt auch eine gute Pension — Hotel nennen sie’s, aber es ist von hier aus nicht zu sehen. Das ist Totara«, und damit fuhr er weiter.
    »Und wo ist eine Gastwirtschaft?«
    »Es gibt hier keine Gastwirtschaft. Das hier ist King’s Country. Da gibt’s keine Lizenz.«
    »Großer Gott! Nicht mal eine Wirtschaft!« Er lachte. Das paßte zu Elaine! Einen Ort auszusuchen, wo ein anständiger Mensch nicht mal ein Glas Bier bekam.
    Der Fahrer lachte ebenfalls. »Kopf hoch, Kumpel! Es gibt genug Alkohol! Den gibt’s überall, wo’s keine Lizenz gibt.«
    »Komisch, daß keine richtige Gemeinde da ist! Keine Geschäfte und kein Kino.«
    »Ja, früher war das Zentrum jenseits vom Hafen, ehe das Land hier erschlossen wurde und die Farmen entstanden. Damals legten die Schiffe hier an. Dann hat sich alles geändert. Die Schiffe blieben weg, und die Landwirtschaft kam in Schwung. Jetzt werden überall Farmen angelegt.«
    »Man sollte doch meinen, daß so was Geschäfte und Handel heranzieht.«
    »Es gibt auch viel Handel, aber alles läuft über Percy. Er war von Anfang an hier, und die Leute haben ihn gern. Ein patenter Bursche, der Percy.«
    Es ging jetzt schnell bergab, dann um eine Biegung, und dann fuhren sie am Fluß entlang bis zu den wenigen Häusern. Der Laden war ein alter, aber fester Bau, ebenso die Garage und das Häuschen daneben.
    »Ich muß hier abladen. Und wo arbeitest du? Auf einer Farm?«
    »Vielleicht — offen gestanden, ich suche einen Job.«
    Er spürte die Überraschung des anderen; ihm kam zum Bewußtsein, daß selbst sein ältester Regenmantel und seine abgetragenen Sachen einen falschen Eindruck vermittelten.
    Darauf bedacht, nicht neugierig zu erscheinen, fragte der Fahrer beiläufig: »Was für einen Job suchst du denn? Vielleicht als Melker?«
    Justin unterdrückte ein Schaudern. »Hoffentlich nicht gerade das. Irgendwas anderes.«
    Der Fahrer bot ihm eine Zigarette an und meinte: »Am besten sprichst du mal mit Percy Wells, dem Posthalter, dem der Laden gehört. Er weiß, was hier los ist, und wird dir helfen können. Er ist der richtige Mann. Großartiger Kerl, der alte Percy. Immer dienstbereit. So, nun muß ich aber abladen.«
    Justin half ihm bei den Kisten, holte den Hund von seinem wackeligen Sitz und verabschiedete sich dankbar.
    Dann stand er allein auf der Straße: ein großer, kräftiger, junger Mann mit braunen Haaren und einem sensiblen Gesicht. Er war vielleicht nicht besonders selbstbewußt. Ein Intellektueller. Kurzum, er paßte schlecht in diese Umgebung.
    Skeptisch betrachtete er Totara mit seinem Laden und seinem Postamt. Es sah wirklich nicht wie ein Postamt aus. Eigentlich war es nur ein Laden, in dessen einzigem Schaufenster zwei
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