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Na endlich Liebling

Na endlich Liebling

Titel: Na endlich Liebling
Autoren: Mary Scott
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hinteren Teil des Hauses. Im Gegensatz zu der Unordnung und dem Durcheinander im Laden war die Küche aufgeräumt und sauber. Auf dem blitzblanken Herd summte der Teekessel; Brot, Butter und Käse standen auf dem fleckenlosen Wachstuch des Tisches. Der Ladenbesitzer zog zwei Stühle herbei.
    »Jetzt machen Sie sich’s bequem und fangen Sie schon an. Ich lass’ den Hund auf den Hof und geb’ ihm ein bißchen Fleisch.«
    Justin aß. Als er fertig war, sagte er entschuldigend: »Jetzt hab’ ich Ihnen aber fast die Ohren vom Kopf gefressen. Seit heute morgen hab’ ich nämlich nichts mehr gehabt. Soll ich Ihnen jetzt bei den Kisten helfen, die der Lieferwagen abgeladen hat?«
    Er wollte doch zeigen, daß er sich auf die Umgangsformen der Siedler verstand. Er war der Meinung, daß man sich hierzulande für eine Mahlzeit erkenntlich zeige, indem man irgendwelche Arbeit übernahm.
    Percy war überrascht. Dieser Bursche sah nicht so aus, als ob er zum Vergnügen Kisten transportiere. »Das muß nicht sein«, meinte er. »Aber wenn Sie gern wollen — also, die müssen in den Schuppen hinterm Haus. Aber es eilt nicht. Bleiben Sie ruhig sitzen und rauchen Sie eine.«
    Doch Justin fühlte sich wie neu geboren und wollte gern zeigen, was so ein »Stadtfrack« könne. Er war ein guter Sportler, und die Geschicklichkeit, mit der er die Kisten und Pakete verstaute, überraschte Percy. Binnen kurzer Zeit war alles im Schuppen aufgestapelt. Als die Arbeit getan war, blickte Percy den Neuankömmling nachdenklich an.
    »Komisch, wie man einen gleich beim ersten Blick einschätzen kann! Jetzt, wo ich Ihnen zugeschaut hab’, würd’ ich sagen, daß Sie doch ein echter Städter sind und noch nie im Leben schwer geschafft haben.«
    Die Bemerkung irritierte Justin. Gereizt sagte er, daß man auch in der Stadt zu arbeiten wisse. »Ich will’s Ihnen nur sagen«, fügte er hinzu, »ich bin auf der Suche nach einem Job auf dem Land.«
    Percy schnappte nach Luft. »Job auf dem Land? Heutzutage hat doch keiner Lust, hier zu arbeiten! Wissen Sie auch, was Sie da vorhaben?«
    »Ganz genau!« erwiderte Justin. »Sie haben wohl nicht zufällig was gehört?«
    »Ja — Joe MacAllister braucht einen Melker. Verstehen Sie was von Kühen?« — »Kaum. Melken kann ich nicht, aber ich könnte es vielleicht lernen.«
    Percy grinste. »Vielleicht — aber nicht bei Macs Kühen... Mal nachdenken! Sie sehen mir eigentlich mehr nach Schafen aus.«
    Im stillen bezweifelte Justin sehr, daß er nach irgend etwas dergleichen aussehe. Er gestand, daß er auch von Schafen wenig verstehe.
    Percy dachte nach und sagte dann freudig: »Da fällt mir ein, Mr. Ross sucht einen Burschen. Seit Jim fort ist, sucht er dauernd eine Hilfe. Ich werde gleich Sally anrufen.«
    Aber da klingelte das Telefon. Percy murmelte undeutlich, das sei wohl wieder mal diese blödsinnige Verwaltung, und lief eilig davon. Mit zerrauftem Haar und allen Zeichen der Verzweiflung kam er zurück.
    »Bla-bla! Die meinen, ich hätte nichts anderes zu tun als ihre verdammten Formulare auszufüllen. Anscheinend bin ich mit meinen Abrechnungen im Rückstand. Na, wennschon! >Ich werd’s schon noch liefern<, sagte ich zu dem Kerl, schließlich ist’s ja kein Totenschein, zu dem Sie die Leiche haben!< Denken Sie, der hätte gelacht? Keine Spur! >Ich erwarte alles mit der Post morgen<, sagte er richtig bissig. Nichts wie Formulare und Rechnungen! Das ist alles ein Nagel zu meinem Sarg. Die können nichts wie nörgeln, die von der Hauptverwaltung. Wo hab’ ich das Zeug nur hingetan?« Verzweifelt wühlte er in einem Stoß von Papieren auf dem Nebentisch.
    Plötzlich ein Seufzer der Erleichterung: »Da ist’s ja! Und auch die Telegramme, die ich letzte Woche verlegt hatte. Nur Kopien, wissen Sie! Wozu braucht man die Kopie von einem Telegramm, wenn’s einmal abgegangen ist! Jetzt gucken Sie sich den Krempel an und sagen Sie mir, ob Sie das in Ordnung bringen können.«
    Justin konnte es. Er nahm einen Stift, und binnen einer halben Stunde hatte er den Stoß aufgearbeitet und machte sich an den nächsten, den Percy schüchtern auf den Tisch gelegt hatte. Als er fertig war, blickte ihn der Posthalter mit unverhohlener Bewunderung an.
    »Eine Ausbildung haben Sie gehabt! Nie im Leben hab’ ich jemand so geschickt mit Formularen umgehen sehen!«
    »Ich bin’s gewöhnt; ich habe nämlich in einem großen Betrieb gearbeitet. — Wenn Sie jetzt vielleicht bei diesem Mann anrufen könnten — Ross
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