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Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Titel: Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren
Autoren: Terrid Peter
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Ungeheuer?
    »Mythor?«
    »Ich bin es. Und wer bist du?«
    Gerrek schloß für einen kurzen Augenblick die Augen.
    »Ich bin Gerrek«, sagte er dann zögernd.
    »Heilige Hexenkunst!« rief eines der Ungeheuer.
    Jetzt erst erkannte Gerrek, daß sie noch ihre Kleider trugen, auch wenn diese an den seltsamsten Teilen der Körper saßen.
    »Ein schöner Streich, den Orphal uns da gespielt hat«, sagte Mythor.
    Er war noch das ansehnlichste von den Scheusalen, ein wandelndes Fleischgebirge, eine einzige kompakte Masse von Muskeln. Der Schädel, rund und braunbehaart, zeigte ein freundlich grinsendes Bärenmaul und warme dunkle Augen. Wären die Krallen an den vier Pranken nicht gewesen, hätte man ihn für ein überaus harmloses Geschöpf halten können.
    »Was nun?« fragte Gerrek. »Wollen wir wieder umkehren?«
    Im gleichen Augenblick spürte er einen schneidenden Schmerz – denn er wußte sofort, daß er bei der Rückkehr nach Halbmond wieder als Beuteldrache würde leben müssen.
    »Nein, wir suchen nach Fronja«, bestimmte Mythor. »Orphals zeitlicher Vorsprung ist groß genug.«
    Gerrek warf einen neuerlichen Blick auf Mythors verwandelte Gestalt.
    »In diesem Aufzug wirst du keine ernsthafte Konkurrenz für ihn sein«, orakelte er düster.
*
    »Ich könnte ihn erschlagen, auf der Stelle«, zischte Hiide.
    »Das wirst du unterlassen«, gab Bastraph ebenso zurück.
    Orphal hatte zu einem seiner berühmten Feste geladen, und von weither waren die Edlen seines Reiches herbeigeströmt, um mit ihrem Herrscher zu feiern.
    Die große Halle von Orphals Palast war auch diesem Ansturm gewachsen. Gern hätte Bastraph gewußt, wer diesen Raum erbaut hatte – er mußte ein Meister seines Faches gewesen sein. Fast dreißig Schritte hoch war der Raum, fünfzig Schritte lang und zwanzig Schritte breit. In halber Höhe verlief eine hölzerne Balustrade, auf der Musikanten saßen und ihre Instrumente erklingen ließen.
    Der Boden war mit kostbaren Mosaiken verziert, wahrscheinlich von einem Vorgänger Orphals angelegt, denn diese Arbeiten verrieten einen erlesenen künstlerischen Geschmack, den Orphal sonst meist vermissen ließ.
    Mehr als siebzig Ruhelager waren längs der Wände aufgestellt worden, bedeckt mit seidenüberzogenen Kissen. Orphal selbst thronte auf einer kniehohen Erhebung, die den Anschein erweckte, aus purem Gold zu bestehen.
    Neben seinem Ruhelager war eine zweite Liege aufgestellt worden. Dort hatte sich Fronja ausgestreckt, die freundlich lächelnd das Treiben in der Halle betrachtete.
    Zahme Raubtiere strichen zwischen den Reihen der Gäste umher, schnappten ab und zu spielerisch nach einem Bein und sorgten so immer wieder für brüllendes Gelächter, in das die Betroffenen meist nach einigen Augenblicken des Zögerns einstimmten.
    »Wein her!« forderte Orphal. »Meine Gäste dürsten.«
    Hochgewachsene Sklaven schleppten die schweren Zinnkrüge heran und füllten roten Wein in die Pokale. Jeder einzelne der Trinkbecher war eine kleine Kostbarkeit – in diesem Raum war ein großer Teil der Beute versammelt, die Orphal in langen Jahren aus den Ländern seiner Opfer herausgesogen hatte.
    In großen Räucherbecken brannte ein betäubend duftendes Harz. Elfenbeinlampen spendeten das Licht für die Feier, dazu kamen einige Dutzend Kienfackeln in den bronzenen Haltern an den Säulen.
    Hiide und Bastraph standen in der Nähe von Orphal und Fronja und konnten hören, was dort gesprochen wurde.
    »Gefällt es dir, Gebieterin meines Herzens – und nicht nur dieses Teiles meiner selbst.«
    Fronja lächelte nur.
    Sie hatte nur wenig von den Speisen und Getränken zu sich genommen, und sie hatte gut daran getan. Natürliche und magische Mittel der Liebe waren fast allen Speisen beigemengt. In silbernen Schüsseln wurde zermahlenes Einhorngehörn jenen Gästen kredenzt, bei denen der schlaffe Körper dem Taumel der Sinne nicht mehr recht zu entsprechen vermochte; rohe Kiebitzeier sollten eine ähnliche Wirkung hervorrufen.
    Bastraph sah die Blicke, mit denen die weiblichen Gäste die muskulösen Körper der Schanksklaven musterten. Die Damen genossen den zweifelhaften Vorzug, von Orphal ungeachtet seiner Begehrlichkeit verschmäht worden zu sein – nur deshalb zeigten sie sich an den Männern interessiert. Ein Teil war von Orphal aus seinem Liebesbann entlassen worden, allerdings nicht so weit, daß sie danach einen anderen Mann noch hätten lieben können – immer wieder schielten sie zu Orphal hinüber, sehr zum
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