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Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Titel: Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren
Autoren: Terrid Peter
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bronzenen Ampeln – etwas zu künstlerisch gestaltet, um gefallen zu können – verbrannte starkduftendes Öl und erhellte die Höhle. In diesen Lichtschein traten nun zwei Gestalten, bei deren Anblick sich Mythor selbst die Hand auf den Mund legen mußte, um nicht vor Wut und Enttäuschung aufzuschreien.
    Fronja und Sadagar gesellten sich zu den anderen in der Höhle. Sie schienen den Ort recht gut zu kennen, wie Mythor grimmig feststellte. Das traf vor allem auf Sadagar zu, der sofort eine der drei Frauen in den Arm nahm und einen tiefen Schluck aus einem der weingefüllten Pokale trank.
    »Ich kann es nicht glauben«, murmelte Mythor.
    »Du kannst es sehen«, gab Gerrek trocken zurück. »Schleichen wir uns näher heran?«
    Mythor zögerte einen Augenblick. Am liebsten hätte er Alton gezogen und wäre wie das leibhaftige Verderben zwischen die Schmausenden gefahren. Dann aber sagte er sich, daß er dabei niemals würde erfahren können, was Fronja an diesem Ort wirklich suchte.
    Noch war das Vertrauen zu Fronja erheblich größer als die augenscheinlichen Beweise für Untreue. Noch gab es Dutzende von seltsamen, aber vielleicht zutreffenden Erklärungen für ihr Verhalten – wenn Mythor seine Vergangenheit durchforstete, fielen ihm auch Szenen ein, in denen er es schwer gehabt hätte, sein Verhalten glaubwürdig zu erklären.
    »Näher heran«, bestimmte Mythor.
    Sorgfältig auf ihre Deckung achtend, schlichen sich Mythor und Gerrek an den Eingang der Höhle heran.
    »Hmmm!« machte Gerrek sehr leise.
    Die Gerüche, die aus der Höhle zu den beiden versteckten Beobachtern herüberwehten, waren verlockend – Bratenduft, das starke Aroma erhitzten Weines. Darüber lagen Düfte, deren Verlockung weit stärker war, auch wenn sie auf den ergrimmten Mythor jegliche Wirkung verfehlten.
    Langsam schälte sich heraus, wer an wem interessiert war. Sadagar hatte augenscheinlich Gefallen an den Dienerinnen seines Gegenübers gefunden; die drei behandelten ihn wie einen König, was ihm sichtlich gefiel. Der hochgewachsene Fremde schielte immer wieder zu der rothaarigen Amazone hinüber. In unbewachten Augenblicken schienen ihre Mienen Verdruß auszudrücken.
    Es blieben Fronja und der dritte der Männer. Dem schien das Gelage besonderen Spaß zu bereiten. Er trug lederne Sandalen an den Füßen, deren Riemen mit Edelsteinen verziert waren. Darüber trug er ein buntbemaltes Seidentuch um die runden Hüften geschlungen. Der Oberkörper war frei – ein weißliches Fleischgebirge, auf das Bratensaft und Wein hinabtropfte. Unglaublich, daß Fronja sich ausgerechnet in diesen halb kahlen Lüstling vergafft haben sollte. Hätte sie mit dem anderen Fremden kokettiert, hätte Mythor das noch verstanden, wenn auch nicht gebilligt – aber diese Zusammenstellung, die sich seinen Augen darbot, war schlechthin unglaublich.
    Mythor hatte scharfe Augen, und das Mißtrauen und die Wut ließen ihn noch schärfer beobachten. Ihm entging nicht, daß Fronja sich auffällig zurückhielt. Mochte die Szene auch sehr eindeutig sein, ihr Betragen war nach wie vor gesittet, und ihr Gesichtsausdruck verriet, daß sie an den anzüglichen Schmeichelworten des Feisten wenig Gefallen fand. Der schien sich darum nicht zu kümmern und fuhr fort, ihre Schönheit zu preisen und dabei unglaubliche Mengen an Speisen und Getränken in den Höhlungen seines umfänglichen Leibes unterzubringen.
    »Freund«, sagte der Rundliche zu Sadagar. »Gefallen dir die Würfel? Sie sind aus kostbarstem Elfenbein geschnitzt, und ich kann sehen, daß du deine Augen nicht von ihnen wegbringst.«
    Sadagar stürzte noch einen Becher Wein hinunter, bevor er antwortete:
    »Sie stechen mir ins Auge. Wo hast du sie her?«
    »Sie gehören dir, wenn du willst«, sagte der Feiste lächelnd. »Wollen wir um die Würfel würfeln?«
    »Und wenn ich verliere?«
    »Werde ich sie dir zum Trost schenken. Gewinnst du aber, magst du ein zweites Mal dein Glück versuchen – um eine der Schönheiten hier!«
    Mythor ballte die Fäuste. Ihn peinigte die Vorstellung, daß zwei Trunkenbolde – in seiner Wut sah Mythor kaum mehr einen Unterschied zwischen Sadagar und seinem Gegenüber – um Fronja würfelten. Aber Sadagars Blicke verrieten eindeutig, daß ihm weit eher an einer der Dienerinnen gelegen war.
    »Einverstanden«, rief der Steinmann und griff nach dem Becher, den sein Gegenüber ihm reichte. »Du wirst verlieren, Orphal.«
    Jetzt kannte Mythor endlich auch den Namen des Rundlichen,
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