Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin
Autoren: Terrid Peter
Vom Netzwerk:
wirklich sehr viel heraus – aber wenn er schon einen der unverrückbaren Grundsätze des Wirtes gebrochen hatte, dann kam es auf andere auch nicht mehr an.
    So bot sich einem späten Gast, der ahnungslos den »Hort zum kollernden Magen«, betrat, ein Bild, das niemals zuvor zu sehen gewesen war. Da saß auf einer Bank für sich ein hagerer Fremder, hatte die hübscheste von Gargers Mägden auf dem Schoß, steckte ihr Stücke fetten Bratens in den Mund – und der Wirt saß ihm gegenüber und unternahm nichts. Und der ganze Kneipenhaufen stand ringsherum und hielt Maulaffen feil.
    »Frage mich nicht nach Geheimnissen«, sagte Gaphyr freundlich. »Wisse, daß ich meinen Leib ehern machen kann, so daß keine Klinge ihn zu ritzen vermag.«
    »Daher also brach Hurlas Messer ab«, rief Garger aus.
    »Richtig. Und das ist auch der Grund, warum du mich nicht von der Stelle rücken konntest.«
    »Eine beneidenswerte Eigenschaft«, sagte einer der Gäste, ein weißhaariger Alter, der mit dieser Bemerkung einen Lachsturm hervorrief.
    »Unglaublich«, murmelte Garger. Er war so verwirrt, daß er auf eine Handbewegung hin noch eine Scheibe von dem knusprigen Schweinebraten abschnitt und Yrthen reichte.
    »Eine sehr nützliche Eigenschaft«, sagte Gaphyr und nahm noch einen Schluck Bier. »Sie hilft mir überall und jederzeit.«
    »Damit kann man alles erreichen«, sagte einer aus der Menge.
    »Du sagst es«, meinte Gaphyr.
    Garger war noch nicht überzeugt. Er wiegte den Kopf.
    »Nun ja, alles kann man damit wohl nicht erreichen«, sagte er. Es war keine Herausforderung, aber Gaphyr schien sie so aufzufassen.
    »Was wetten wir?«
    Garger schrak auf. Seine Blicke wanderten hastig umher.
    »Was habe ich, was du brauchen könntest?« fragte er verwirrt. »Um Haus und Hof spiele ich nie.«
    Den anderen Gästen war neu, daß Garger überhaupt spielte.
    Gaphyr sah auf das Mädchen auf seinem Schoß.
    »Ach, um sie?« fragte Garger und grinste breit. »Glaubst du, daß ich ihr jetzt noch etwas zu sagen habe, wenn du anderer Meinung bist?«
    Yrthens Gesicht zeigte deutlich, daß er mit dieser Vermutung ins Schwarze getroffen hatte.
    »Nun, dann wetten wir um deinen Segen, Herr des knusprigen Schweinebratens. Also, was soll ich tun?«
    »Ein Schwert verbiegen«, rief einer aus dem Hintergrund.
    »Ja, mach in Alton einen Knoten!«
    Schallendes Gelächter antwortete dem Witzbold, der natürlich wissen mußte, daß das sagenumwobene Gläserne Schwert noch von niemandem gefunden worden war, jedenfalls war keine Kunde in dieses Land gedrungen.
    »Ich nehme jeden Auftrag an, der überhaupt ausführbar ist«, sagte Gaphyr. »Unmögliches vermag ich nicht.«
    »Hm«, machte Garger und sah Gaphyr forschend an.
    »Sprich!«
    Der Wirt schüttelte den Kopf. Betroffenheit zeigte sich auf seinen Zügen.
    »Ich hatte einen Einfall«, räumte er ein. »Aber ich will nicht, daß du zu Schaden kommst – es gibt genug Unheil in der Welt, seit die Schattenzone stürmt.«
    Unwillkürlich machte jeder der Gäste eine Beschwörungsgeste, als die furchtbare Schattenzone erwähnt wurde.
    »Sprich dich aus«, sagte Gaphyr. »Ich fürchte mich nicht.«
    »Nun, wenn du es selbst willst«, sagte Garger. »Es gibt da den Hain von Bulkher, du kennst den Ort?«
    »Den Wald der Finsterzwerge?«
    »Richtig«, bestätigte Garger. »Ich weiß nicht, wo er liegt – ich weiß nur, daß es ihn gibt. Und es heißt in alten Mären, daß tief im Hain von Bulkher Thanathor haust, der Seelenschmied.«
    Es wurde sehr still im Raum. Furchtbare Dinge sprach Garger da aus. Yrthen wurde immer blasser. Nur Gaphyr verlor die freundliche Miene nicht.
    »Wenn es diesen Ort gibt, werde ich ihn finden«, sagte der Gast. Zwischen seinen Zähnen prasselte die Kruste des Bratens. »Hm, mit Beißwurz eingerieben, das mag ich.«
    »Ein besonderes Rezept von Secubo, dem Koch der Könige«, erklärte Garger gedankenverloren. »Geh zu Thanathor und laß dir von ihm eine Waffe schmieden, die selbst dich zu verletzen imstande ist.«
    Langsam ließ Gaphyr das Mädchen von seinem Schoß gleiten. Sie sah ihn furchterfüllt an, klammerte sich an seinen rechten Arm. Gaphyr sah sie an, blickte ihr tief in die Augen, da lächelte sie und ließ ihn los.
    »Du willst wetten, daß ich das nicht zuwege bringen werde?«
    »Nein, beim Himmelslicht, nein!« rief Garger. »Es war nur ein Einfall, ein böser Gedanke. Ein Dämon muß ihn mir eingegeben haben, um dich zu verderben. Ich werde mir etwas anderes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher