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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin
Autoren: Terrid Peter
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sein – das war Hurlas Lebenseinstellung gewesen.
    Vielleicht waren Freunde schwerer zu bekommen als ein nadelspitzer Dolch – aber sie schienen im Zweifelsfall sicherere Lebensretter zu sein als der blanke Stahl.
    Hurla huschte heimwärts, durch den strömenden Regen. Mochte es außen auch kalt sein, innerlich glühte der Händler.
    Er fühlte sich, als habe man ihm das Leben wiedergegeben…

2.
    »Du hast keinerlei Angst gehabt«, sagte Garger beeindruckt.
    Der Fremde antwortete nicht. Er leerte Hurlas Beutel auf den Tisch, zählte zusammen, was er als sein Eigentum erachtete, und schob den Rest in den Beutel zurück. Garger, der die Preise kannte, stellte fest, daß sich der Fremde recht großzügig entschädigt hatte, wenn auch nicht so gierig, wie es Hurla und andere im gleichen Fall getan hätten.
    »Etwas zu trinken?«
    Der Fremde nickte.
    Garger schnippte, und sofort erschien eine der Schankmägde. Es war zufälligerweise das hübscheste von Gargers Mädchen, ein dunkelhaariger Kobold mit lustigen grünen Augen.
    Der Fremde sah auf, der Blick blieb haften. Ohne seinen Blick von dem Gesicht des Mädchens zu nehmen, griff der Fremde nach dem Bier, nahm einen Schluck.
    »Ich heiße Gaphyr«, sagte er halblaut. »Und du?«
    »Yrthen«, sagte das Mädchen, das nicht einmal den Blick auf Gaphyr warf.
    »Du gefällst mir«, sagte Gaphyr ruhig. »Ich möchte in Ruhe mit dir reden. Wann hast du Zeit?«
    Garger legte seine Hand auf die Schulter des Gastes.
    Seine Stimme klang freundlich, aber energisch, als er sagte:
    »Ich dulde es nicht, wenn Gäste meine Mägde ansprechen.«
    Gaphyr sah ihn kurz an.
    »Ich tue es aber«, sagte er.
    »Ich mag es aber nicht.«
    »Dein Problem, nicht meines«, sagte Gaphyr trocken. Diese Antwort verschlug dem Wirt fürs erste die Sprache. Betroffen sah er Gaphyr an.
    Das Mädchen wurde abwechselnd bleich und rot; so sehr ihr Gaphyr wohl gefallen mochte, so sehr fürchtete sie die Strenge des Wirtes.
    Garger selbst hätte den Konflikt am liebsten vermieden, aber er hatte seine Grundsätze bisher nie gebrochen. Das Publikum ringsum erwartete von ihm, daß er diese Grundsätze auch in diesem Fall durchsetzte.
    »Ich fürchte, ich werde dich hinauswerfen müssen«, sagte Garger. In der Stimme lag etwas von einer flehentlichen Bitte: Erspare mir den Aufwand.
    »Versuche es nur«, sagte Gaphyr.
    Garger schloß die Augen. Yrthen wollte den unfreundlichen Auftritt dadurch beenden, daß sie das Weite suchte, aber Gaphyr packte sie am Oberarm und hielt sie sanft fest.
    »Bleib bei mir«, bat er.
    Garger knirschte mit den Zähnen, dann packte er zu. Er umfaßte den Gast an den Schultern und…
    Eigentlich hatte er Gaphyr hochheben wollen, aber das schaffte er einfach nicht. Wie festgewurzelt blieb der Mann stehen.
    Garger begann mit den Augen zu rollen. Er spannte die Muskeln an, Schweiß trat auf seine Stirn. Ein Ächzen löste sich aus seiner Brust, unter seinen Füßen knackte der hölzerne Boden.
    Gaphyr aber rührte sich nicht. Yrthen sah ihm ins Gesicht und wurde schreckensbleich.
    »Er ist tot!« rief sie. »Du hast ihn erdrückt!«
    »Unsinn«, wehrte sich Garger. Er bog den Kopf, um Gaphyr ins Gesicht sehen zu können. Auch seine Züge zeigten Erschrecken.
    »Heiliger Komet«, flüsterte jemand im Hintergrund. Viele der Gäste machten Beschwörungsgesten.
    »Er ist nicht tot!« rief Garger. »Dann müßte er doch umfallen!«
    Er rüttelte an Gaphyr, aber der Körper bewegte sich nicht.
    »Wie versteinert«, sagte jemand leise.
    Als hätte er es gehört, kehrte in diesem Augenblick das Leben in Gaphyr zurück. Er brauchte nur die Arme auszustrecken, und die Magd flog ihm in den Arm. Garger stieß einen hörbaren Seufzer der Erleichterung aus.
    »Du hast mir einen großen Schrecken eingejagt, mein Freund«, sagte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Heda, schafft zu trinken heran.«
    Er machte sich gar nicht erst die Mühe, das Bier in einen Humpen umzufüllen. Garger setzte den Eimer an und nahm einen gewaltigen Zug, dann reichte er das Gefäß an Gaphyr weiter.
    »Trink und erzähle mir von deinem Trick!«
    Gaphyr lächelte und trank ebenfalls, aber entschieden weniger als der Wirt.
    »Es ist kein Trick dabei«, sagte er. »Ich bin Gaphyr, der Eherne!«
    »Nie gehört«, sagte Garger. »Magst du ein Stück Braten – du bist natürlich mein Gast.«
    »Ich danke dafür«, sagte Gaphyr. Er sah Yrthen an. »Bring drei Teller.«
    Garger schluckte. Dieser Eherne nahm sich
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