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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin
Autoren: Terrid Peter
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umschlungen und schritten langsam, aber sie waren viel zu weit von Gaphyr entfernt, als daß er etwas hätte ausrichten können.
    Dann standen sie bis zum Hals in der seltsamen Leere dieses Sees, und einen Augenblick später waren sie zur Gänze verschwunden. Gaphyr schluckte, und in dieses Schlucken hinein erklang, anscheinend aus den Tiefen des Sees, ein brüllendes Gelächter, ein Lachen, das soviel Niedertracht und Schadenfreude ausdrückte, daß Gaphyrs Nackenhaare sich aufstellten.
    »Potzblitz«, murmelte der Eherne. »Was ist da geschehen?«
    Er schlich sich an den Tempel heran. Überall lag dort noch kostbarer Schmuck herum, Goldklumpen, Armreife, Geschmeide jeglicher Art. Unvorstellbar, daß jemand das alles zurückgelassen hatte.
    Gaphyr nahm ein paar der Stücke in die Hand. Es waren prachtvolle Arbeiten, fast jedes Stück wertvoll genug, um Gaphyr in seiner Heimat zu einem angesehenen Mann zu machen. Eine Mannslast von diesen Kostbarkeiten konnte ihn zum Großgrundbesitzer werden lassen.
    »Hm«, machte Gaphyr. Die Versuchung war verlockend.
    Es gab Blutspuren am Boden, die Gaphyr ganz und gar nicht gefielen, aber er sah darüber hinweg.
    Warum die beiden wohl im See verschwunden waren? Interessierten sie sich nicht für das Geschmeide?
    Am Boden lag eine Blume aus dunkelblauem Kristall. Sie sah unglaublich schön aus, kostbar wie kein zweites Stück in dieser Sammlung.
    Gaphyr fackelte nicht lange. Er steckte die Blume ein. Daß sie dabei hinfiel und trotzdem nicht zerschellte, nahm er als günstiges Vorzeichen. Er lud sich eine kräftige Last auf, und als Krönung nahm er einen Degen mit besonders dünner, biegsamer Klinge an sich. Gaphyr hatte begriffen, wo er war – in Inscribes Schatzkammer, und da er sich hier so reichlich bedienen konnte und es am Boden eine deutliche Blutspur gab, folgerte der Eherne, daß Inscribe – wenn sie überhaupt noch lebte – anderweitig beschäftigt war.
    Als er mit seiner Arbeit fertig war, warf er noch einen Blick auf die Oberfläche des Rätselsees. Der See hatte sich verfärbt, die ganze Oberfläche war dunkelrot geworden, ein Anblick, der Gaphyr jede Lust daran nahm, weiter nachzuforschen.
    Er verließ den Tempel und betrachtete noch einmal die Spuren. Er entschied sich dazu, den Fährten nachzugehen – vielleicht wußten die Fremden einen Weg, aus dieser mißlichen Lage herauszukommen.
    »Vielleicht wissen sie auch einen Weg zum Hain von Bulkher«, murmelte Gaphyr hoffnungsvoll. »Hoffen wir das Beste!«
    Er sputete sich, denn er sagte sich, daß die Fremden, so sie eine Möglichkeit besaßen, sich davonzumachen, nicht lange damit warten würden. Er für sein Teil jedenfalls hatte keine Lust, auch nur ein paar Herzschläge länger auf diesem Land zu bleiben als unumgänglich nötig.
    Nach einigen Stunden unermüdlichen Marschierens mußte er sich von den ersten Schätzen trennen. Das Zeug begann entsetzlich schwer zu werden, und Gaphyr war immer mehr in Eile. Angst hatte ihn erfaßt, daß man ihn womöglich ganz allein, ohne die geringsten Hilfsmittel, hier zurückließ – zumal er seit einigen Ewigkeiten nichts mehr gegessen hatte und einen fürchterlich knurrenden Magen zu beruhigen hatte.
    Zu allem Überfluß legte sich dann auch noch eine schroffe Hügelkette in den Weg, die mühsam erklettert sein wollte. Gaphyr zögerte nicht lange. Er verminderte seine Schätze um weitere Kostbarkeiten, über die sich irgend jemand freuen mochte, der eines Tages an diesem unwirtlichen Flecken vorbeikam.
    Der Aufstieg war beschwerlich, aber er ließ sich bewerkstelligen. Insgeheim bewunderte Gaphyr den Burschen, der diesen Weg ausgekundschaftet hatte – selbst an Winkeln, die Gaphyr für völlig unbesteigbar gehalten hätte, gab es noch einen zwar beschwerlichen, aber dennoch sicheren Weg.
    So hetzte Gaphyr den Fremden nach, die er nicht kannte und von denen er nicht wissen konnte, ob sie ihm wohlgesinnt waren oder nicht. Es war seine einzige Hoffnung.
    Als er die Klippenspitze erreicht hatte, sah er als erstes, daß er sich noch mehr würde beeilen müssen.
    Unten, am Fuß der Klippe, gab es einen schmalen Streifen Landes, und an diesem Strand lag ein Schiff vertäut. Es mußte wohl den Fremden gehören.
    Zu Gaphyrs Entsetzen war zu sehen, daß sich die Fremden bereits damit beschäftigten, das Schiff zur Abfahrt klarzumachen. Überall an Bord waren Menschen mit allerlei Arbeiten beschäftigt, die Gaphyr aus seiner Position nicht genau einschätzen konnte, aber das
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