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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin
Autoren: Terrid Peter
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das gehört, Mescal?«
    Der Geschaffene winkte ab.
    »Wir werden ihn tun lassen, was er zu tun beabsichtigt«, sagte Mythor. »Und wir wollen eine gewisse Frist warten, ob sie zurückkehren zu uns. Danach…«
    Asmilai machte eine beherrschte Geste mit den Schwingen, die Mythor als ein Zeichen von Unmut deutete. Die Begierde, mit der die Haryien ihre Einladung verfolgten, war dazu angetan, auch den Arglosesten mißtrauisch zu machen.
    »Ich muß darauf bestehen«, sagte Mythor energisch. Auch dies war eine kleine Probe. Daß er damit die Haryien verärgerte, war klar. Es war denkbar, daß sie, von Mythors Verzögerungstaktik verstimmt, ihre Einladung zurückzogen.
    »Wie du willst«, sagte Asmilai, und es klang sehr unwillig. Sie ging auf jeden Wunsch Mythors ein – offenbar waren die Haryien gewillt, Mythor und seine Freunde unter allen Umständen in den Stock zu locken.
    »Wir kehren zum Schiff zurück«, sagte Mythor. Er sah noch einmal Mescal und Jente an. »Ihr könnt machen, was ihr wollt, aber wartet damit, bis wir den Ort geräumt haben. Wenn ihr etwas gefunden habt, gebt uns Nachricht – wir werden eine Zeitlang auf euch warten, einen Tag lang. Länger…?«
    Er breitete die Arme aus.
    »Wir danken dir«, sagte Jente. »Und ich bin sicher – wir werden uns wieder begegnen. Wenn nicht hier, dann an einem anderen Ort.«
    Es klang wie eine Beschwörung.
*
    Gaphyr spitzte die Ohren – Nichts zu hören. Hatte die schreckliche Löwenfrau endlich genug von ihm? Gaphyr konnte es sich kaum vorstellen.
    Immerhin, von Inscribe fehlte jegliche Spur. Und das war gut so – dem letzten Angriff wäre Gaphyr fast zum Opfer gefallen. Nur eine blitzschnelle Schreckreaktion hatte ihn gerettet.
    Wieviel Zeit mochte verstrichen sein? Gaphyr konnte es nicht einmal schätzen.
    Er war allein. Rings um ihn dehnte sich das weite Land, soweit man es durch die locker darüber hinweg streifenden Nebelschwaden überhaupt erkennen konnte.
    Gaphyr hoffte, daß seine Gefangenschaft nun bald ein Ende hatte – er wollte so schnell wie nur möglich diesen wenig gastfreundlichen Ort verlassen.
    Jetzt in der Gaststätte sitzen, ein Bier genießen, nelkenduftenden Schweinebraten, dazu knuspriges Fladenbrot… das Wasser lief Gaphyr im Munde zusammen. Und dann Yrthen… ob sie überhaupt noch lebte?
    Mit solchen Träumereien war im Augenblick nichts anzufangen. Irgendwo im Nebel trieb vermutlich noch immer Inscribe herum, und dem Löwenweib in die Arme zu laufen, war das letzte, was Gaphyr wollte.
    »Laß sehen, wohin wenden wir uns?«
    Eine Richtung war so gut wie die anderen. In dieser Einöde, die zudem eingenebelt war, konnte man keine Himmelsrichtung unterscheiden – und Gaphyr hatte auch seine Zweifel, ob er bei einem Verschwinden des Nebels überhaupt einen Himmel vorgefunden hätte. Das ganze Land schien dem Fiebertraum eines Wahnsinnigen entsprungen zu sein.
    In irgendeine Richtung aber mußte Gaphyr gehen, und so machte er sich auf den Weg ins Ungewisse, immer gewärtig, Inscribe zu begegnen. Die Nebel hatten sich aber so weit gelichtet, daß ihm in jedem Fall genügend Zeit zur Verwandlung blieb, falls Inscribe sich zeigte. Kam sie hingegen unsichtbar und lautlos – nun, für diesen Fall hatte Gaphyr ohnehin keine Chance, und daher bekümmerte es ihn auch nicht.
    Nach einiger Zeit erkannte Gaphyr am Boden Fußspuren. Sie waren schlecht zu erkennen, aber wenn man sie einmal mit viel Glück gefunden hatte, konnten sie sehr Wohl als Wegweiser dienen.
    Gaphyr marschierte den Stapfen entgegen, da er annahm, daß sie zu Inscribe führten.
    Er sah sich getäuscht.
    Am Sichtkreis tauchte plötzlich ein Gebäude auf, ein Tempel, der Gaphyr sofort mit Mißtrauen erfüllte. Sehr vorsichtig bewegte er sich darauf zu.
    Er war dort nicht allein. Gaphyr konnte zwei Gestalten erkennen, die am Ufer eines sehr seltsamen Gewässers standen – einem See, der kein Wasser zu haben schien, dennoch aber wellenförmige Bewegungen zu zeigen imstande war. Ein Hinweis mehr für Gaphyr, daß er sich an einem verwunschenen Ort befand, von dem er sich so schnell wie möglich davonmachen wollte.
    Gaphyr überlegte, ob er sich den beiden Gestalten zeigen sollte, aber bevor er dazu kam, sah er etwas, das ihn erschreckte.
    Die beiden Gestalten schickten sich an, in das seltsame Gewässer hinabzusteigen. Gaphyr konnte aus schreckgeweiteten Augen sehen, wie erst die Füße der beiden verschwanden, dann die Beine, dann der Unterleib. Die beiden hatten sich
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