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Mythor - 103 - Meuterei auf der Luscuma

Mythor - 103 - Meuterei auf der Luscuma

Titel: Mythor - 103 - Meuterei auf der Luscuma
Autoren: Giesa Werner K.
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nach. Gerrek verlor den Boden unter den Füßen und wurde vom jetzt frei schwingenden Seil quer über das Deck der heftig krängenden Luscuma getragen. Sein rattenartiger Schwanz schleifte dabei über die Decksplanken und riß noch so manches um, was bis zu diesem Moment gestanden hatte. Gleichzeitig schrie Gerrek verzweifelt um Hilfe.
    »Nein!« kreischte er, als das Seil ihn über die Reling hinaustrug und er unter sich gähnende Tiefe sah. Die Luscuma schwebte in der Luft und schüttelte sich. Dann schwang das Seil wieder zurück. Gerrek ließ los, schlitterte bäuchlings über das Deck und blieb, alle viere von sich gestreckt und die lange Drachenschnauze flach auf die Planken gepreßt, liegen. Seine Glubschaugen erfaßten einen riesigen dreizehigen Fuß direkt vor sich.
    »Nanu!« brummte er verwundert, drehte den Kopf leicht und sah an dem Fuß entlang. Ein wenig wundersam war das Wesen schon, das zu dem Fuß gehörte und auch noch einen zweiten besaß. Es war unglaublich breit; etwa so, als habe jemand einen Menschen zusammengedrückt.
    Aus einem roten Zyklopenauge sah es grimmig auf Gerrek herab.
    »Ich habe das dumpfe Gefühl«, murmelte der Beuteldrache im Selbstgespräch, »daß du eine Täuschung bist. Dich gibt es nicht. Husch, weg da.«
    »Urr!« antwortete der breite Gnom mit den dreizehigen Füßen. Er hob die Hand, holte aus und schlug zu. Gerrek gelang es gerade noch, sich zur Seite zu wälzen. Die Faust des breiten Gnomen durchschlug mit einer furchtbaren Wucht die Decksplanken.
    »Das ist aber gar nicht höflich«, bemerkte Gerrek mißgestimmt und sprang auf. Das aber wollte ihm nicht sonderlich schnell gelingen, weil er sich mit seinen Beinen und dem Schwanz verhedderte und mehr als heftig um sein eigenes Gleichgewicht zu kämpfen hatte. Zeit genug für den aggressiven Gnomen, gemächlich Maß zu nehmen und die Faust erneut heranrasen zu lassen.
    »Ich protestiere«, zeterte Gerrek. Er duckte sich, und die Faust zischte dicht an ihm vorbei. Im nächsten Moment segelte etwas durch die Luft und fegte den Gnomen gegen eine der Anbauten. Die Luscuma wurde erneut erschüttert und drehte sich um die eigene Achse. Der Beuteldrache verlor endgültig den Halt und landete neben dem rotäugigen Gnomen.
    »Urr«, stöhnte der Breite. Ein mächtiger Felsbrocken hatte ihn wohl getroffen und hierhergeschleudert. Der Gnom war kaum in der Lage, sich zu bewegen. Vielleicht war er verletzt. Gerrek raffte sich wieder auf, packte mit der Krallenhand zu und lupfte den Dreizehfüßigen vom Boden.
    »Zur Mannschaft gehörst du kaum«, brummte er nach ausgiebiger Musterung der eigentümlichen Gestalt. »Also bist du ein blinder Passagier! Ich sollte dich über Bord werfen!«
    »Urr«, keuchte der Gnom.
    »Ist das alles, was du zu sagen hast?« entfuhr es Gerrek. Er sah sich um. Die Luscuma begann sich zu beruhigen. Der gewaltige Sog hatte nachgelassen. Das, was in Form von Trümmern, mancherlei Lebewesen und anderen, teilweise nicht deutbaren Dingen der Besatzung des Luftschiffs um die Ohren geflogen war, zog vorüber oder kullerte bis zum endgültigen Stillstand über das Deck.
    Eine befehlsgewohnte Stimme schallte über das Deck, kaum daß die Luscuma ruhiger lag. Kriegerinnen tauchten aus ihren Deckungen auf, hinter denen sie verschwunden waren, als das Chaos einsetzte. Fluchend begannen sie die Schäden zu begutachten, die der Trümmerregen hervorgerufen hatte.
    Den breiten Gnomen in der Hand – trotz seiner dürren Arme besaß Gerrek erhebliche Kräfte –, stiefelte der Mandaler auf eine der Amazonen zu. »Wo ist die Mumie?« fragte er.
    »Wen hast du denn da?« fragte die Amazone mit großen Augen, den Gnomen anstarrend.
    »Genau das«, sagte Gerrek nachdrücklich, »will ich ja von Robbin wissen!«
    Die Amazone, die zu Lexa gehörte, streckte einen Arm aus. »Da sah ich ihn verschwinden.«
    Ohne Dank schlurfte Gerrek weiter. Einmal schüttelte er den Gnomen kurz, um sich zu vergewissern, daß noch Leben in ihm wohnte. »Urr!« machte der Breite sich bemerkbar.
    Plötzlich tauchte Robbin auf. Der Pfader, dem Gerrek seines Aussehens wegen den Namen »Mumie« gegeben hatte, stolperte förmlich über Gerreks Schwanz.
    »He! Das bin ich, du Irrer!« kreischte der Mandaler. »Wirst du wohl loslassen, oder ich schlage dir dieses Ding um die Ohren!«
    »Ach so«, winkte Robbin gelangweilt ab. »Du und dein Schwanz!«
    »Schweif!« fuhr Gerrek ihn an. »Dies ist ein edler Schweif, der einem noch edleren Mandaler gehört!
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