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Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Titel: Mythor - 074 - Das Fest der Masken
Autoren: Giesa Werner K.
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kommt: Wir können nicht mehr zurück.
*
    Ihre Unterkünfte befanden sich nahe dem Pflanzenstock. Wie es sich zeigte, waren sie nicht die einzigen Reisenden, die von der Lumenia als Transportmittel Gebrauch machten. Mehr als ein Dutzend Frauen, darunter eine Hexe, waren überall einquartiert. Die neu eingetroffene Gesellschaft bekam in einem Teil der Pflanze Wohnraum zur Verfügung gestellt, in dem sie einigermaßen unter sich waren. Irgendwie mußte Salmei gespürt haben, daß es vielleicht besser war, die „Neuen“ für sich unterzubringen, um etwaige Reibereien zu verhindern. Denn vor allem die Amazone, die sich Kalisse nannte, machte einen recht streitbaren Eindruck, und Salmei war nicht daran gelegen, eingreifen und Kämpferinnen über Bord werfen zu müssen.
    „Warum sollten sie es tun?“ fragte Scida. Sie hatte sich mit Mythor in Kalisses Unterkunft begeben und sich dort auf den bequemsten Sitzgelegenheiten häuslich eingerichtet. Kalisse verfolgte es mit ungnädig gerunzelter Stirn.
    „Sie brauchen lediglich einzudringen, einen kleinen Meuchelmord zu begehen und die Lumenia wieder zu verlassen. Wenn es kurz vor einem Halt geschieht, fällt die Untat erst auf, wenn alles vorbei ist“, fuhr Scida fort. „Ich bin sicher, daß die Grenzhexe Niez uns nicht so einfach ziehen lassen wird. Sie wird uns Verfolger hinterherschicken. Und sie können jederzeit eintreffen. Niemand wird sie zurückweisen.“
    Kalisse starrte Scida finster an.
    „Es ist zum Heulen“, sagte sie. „Wir alle sind froh, von Gavanque fortzukommen. Die Aura, die von Ambes Liebespflänzchen ausgeht, ist ja ganz nett und romantisch, aber wir wollen kämpfen. Wir sind ja regelrecht verkümmert. Und jetzt geht es hier schon wieder los. Kein Streit, kein Kampf.
    Meine Schwerter rosten, und das Ding hier auch!“ Dabei streckte sie ihre Eisenfaust vor. In einem Anflug jugendlichen Leichtsinns hatte sie sich einst in der Amazonenschule auf Burg Salmok als Mutprobe die linke Hand abgehackt und trug jetzt eine künstliche Hand aus Eisen, deren Rücken mit Eisendornen gespickt und eine gefährliche Waffe war.
    „Oh, eine Erholungspause kommt uns ganz gelegen“, widersprach Scida. „Bloß die Unsicherheit, wann sie kommen und wann sie zuschlagen…“
    Kalisse grinste. „Wenn sie zuschlagen, müssen sie ein gutes Echo vertragen können“, grollte sie.
    Mythor, auf einem dreibeinigen Stuhl sitzend, streckte die Beine aus. „Wir wissen doch alle, daß Niez nicht zu den sieben Dümmsten gehört“, sagte er. „Warum regt ihr euch überhaupt auf? Wenn Niez auch nur halb so schlau ist, wie ich annehme, dann sind ihre Häscherinnen schon längst hier, irgendwo auf der Lumenia und als harmlos reisendes Volk getarnt. Niez hat doch damit rechnen müssen, daß wir jede Gelegenheit ergreifen würden, Gavanque zu verlassen, und die Lumenia ist die beste. Also wird sie schon im voraus Spitzel oder auch Amazonen hergeschickt haben.“
    Kalisse starrte ihn sprachlos an. Scida riß erst die Augen auf, dann erglühte sie förmlich vor Stolz. Ihr „Beutesohn“ hätte weise Worte gesprochen!
    „Er hat recht“, sagte sie. „So muß es sein.“
    Kalisse kam auf Mythor zu und blieb vor ihm stehen. „Honga“, sagte sie drohend und zeigte ihm ihre Eisenfaust. „Du bist ein wenig zu schlau! Für das Denken sind wir Amazonen zuständig. Männchen wie du sind für andere Dinge zuständig.“
    „Und die wären?“ erkundigte sich Mythor trocken.
    „Komm heute nacht zu mir… oder traust du dich nicht?“
    „Du bist geschmacklos“, fauchte Scida.
    Kalisse grinste. „Nicht weniger als du. Er ist doch ein hübscher, starker Junge.“
    Mythor erhob sich. „Bilde dir nur nicht zu viel ein“, sagte er, tippte Kalisse vor die Stirn und verließ das Zimmer. Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann ertönte Kalisses brüllende Stimme. „Wie soll ich denn das verstehen, Honga?“
    In der Tür drehte der Gorganer sich noch einmal um.
    „Für das Denken“, wiederholte er Kalisses Worte von vorhin, „sind die Amazonen zuständig. Finde es heraus!“
    Ein schwerer Stiefel flog über seinen Kopf hinweg, den er rasch einzog. Lachend eilte er davon.
    „Du bist einfach unmöglich.“ Auch Scida erhob sich jetzt, und sie ließ offen, ob sie diese Worte Mythor hinterdrein rief oder Kalisse meinte.
    Inzwischen hatte Mythor sein eigenes Zimmer erreicht. Er erlebte eine Überraschung.
*
    Wie alle Unterkünfte für Passagiere und auch wie die Lagerhäuser, in der
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