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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe
Autoren: W. K. Giesa
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sollte es Schwärme von Fischen geben, die die garstige Angewohnheit hatten, sich von Fleisch zu ernähren.
    Er wurde durch die Luft geschwenkt. Nur nicht nach unten sehen! Die Angst krallte sich in ihm fest. Näher und näher kam er dem sich jetzt etwas abhebenden Unterteil der Meduse, wo sich neben dem rüsselartigen Luftstrom-Organ auch die Freßöffnung befand. Gerrek fragte sich, wie die Bewohner der Schattenzone es schafften, sich im Schirmunterbau häuslich niederzulassen und die Medusen als Transportmittel zu benutzen.
    Er sah in diesem unteren Teil nur noch Todesgefahr!
    Der Fangarm wollte ihn nicht mehr loslassen. Gerrek hieb mit dem Schwert zu. Ein kurzes Zucken war die Antwort, worauf die Bewegung schneller wurde. Offenbar wollte der Luftgeist ihn verschlingen, bevor der Mandaler ihn weiter verletzen konnte.
    Gerrek sah die Freßöffnung der Bestie.
    Er schrie entsetzt, und mit seinem Schrei angesichts des nahen Todes zuckte noch einmal ein letzter, sich erschöpfender Feuerstrahl aus seinem langen Rachen hervor.
    Der Strahl traf den Luftrüssel, mit dem die Meduse den Luftstrahl erzeugen konnte, und ließ ihn verschmoren.
    Ein heftiger Ruck ging durch das Ungeheuer. Ein eigenartiger, klagender Schmerzlaut ertönte, und von einem Moment zum anderen fühlte Gerrek, wie der Druck um seine Körpermitte schwand.
    Die Meduse hatte den Beuteldrachen losgelassen - tausend Mannslängen über dem Meer!
     
     
    *
     
    Immer wieder versuchte die Hexe Vina, nach oben zu sehen. Die ruckartigen Bewegungen des Luftschiffs wurden nicht mehr stärker, aber auch nicht schwächer. Einmal versuchte sie, Magie einzusetzen, aber wie sie vorher schon geahnt hatte, reichten ihre Kräfte nicht aus, gegen etwas anzugehen, das sie nicht direkt sehen konnte. Es war zwecklos.
    Gerrek mußte dort oben seinen einsamen Kampf allein ausfechten.
    Vina sah wieder nach draußen. Irgendwo weit voraus in südlicher Richtung mußte Honga mit seinem Drachen treiben. Was mochte er jetzt tun, denken und fühlen? fragte sich Vina. War er auch von einem fliegenden Pilz angegriffen worden? Es geschah eigentlich selten, daß diese Biester aus der Schattenzone herauskamen und sich über das Meer wagten. Und wenn, wurden sie meistens rasch erlegt.
    Aber auch nur, wenn die Luftschiffe sie rechtzeitig erkannten und gut bewaffnet waren. Allerdings hatte Vina bisher noch nicht davon gehört, daß ein Luftschiff direkt angegriffen worden war. Es mußte ein Zufall sein.
    Die Dämmerung brach herein. Es würde bald dunkel werden. Die Nacht kam schnell in diesen Zonen Vangas. Vina hoffte, daß Gerrek mit der Meduse fertig wurde, ehe die Dunkelheit hereinbrach.
    Wieder ruckte die Gondel, diesmal aber anders als zuvor. Es war, als sei sie an einer Seite besonders stark belastet worden. Etwas schien sich an ihr festzuklammern.
    Vina wandte sich um.
    Die Gondel besaß mehrere Fenster und auf der ihr gegenüberliegenden Seite sah sie eine erstaunliche Gestalt vor einem dieser Fenster hängen.
    Es war ein purpurn und gelb geschecktes Wesen, in dessen Drachenmaul quer zwischen den Zähnen ein Kurzschwert steckte. Unwillkürlich fühlte Vina sich an einen Piraten erinnert, der, das Messer zwischen den Zähnen, um die Hände frei zu haben, sich auf das Schiff stürzt.
    Der Pirat war Gerrek.
    Vina fragte sich nicht, wie ihr schrulliger Gefährte an die Außenwand der Gondel zu hängen kam. Sie begriff nur, daß der Mandaler in Gefahr war, abzustürzen, daß er sich nur unter Aufbietung aller Kräfte dort festhalten konnte. Und er sah auch, daß sie ihn gesehen hatte.
    »Ich öffne die Tür!« schrie sie und hoffte, daß er sie verstanden hatte. Sie streckte den Arm aus in die Richtung, in der sich die Tür befand. Gerrek nickte. Er hatte begriffen!
    Vina eilte zu der Tür der Kabine und löste die Verriegelungen. Das Gestell schwang nach innen auf.
    Gerrek, der sich draußen an der Oberkante der Gondel festhielt, weil es nur am Ballon Haltegriffe gab, nicht aber an der nach außen glatten Drachenhautbespannung, hangelte sich jetzt auf die Gondeltür zu. Immer wieder sah es aus, als könnten die dünnen Arme sein Gewicht nicht mehr halten, aber dieser Eindruck war falsch. Der Beuteldrache war ungewöhnlich kräftig.
    Dennoch machte ihm diese Kletterpartie zu schaffen. Vina hörte seinen pfeifenden Atem, als er näher herankam. Sie hielt sich mit einer Hand am beinernen Türrahmen fest und streckte den anderen Arm aus. Jetzt tauchte Gerrek vor ihr auf, sich an der
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