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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz
Autoren: Theo Lawrence
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… So viele Dinge ergeben einfach keinen Sinn; zu viele Fragen warten auf eine Antwort. Die meisten betreffen Thomas.
    Ich lausche. In meinem Apartment herrscht absolute Stille. Es ist kurz nach halb elf. Meine Eltern schlafen bestimmt schon, das Personal ist zu Bett gegangen. Ich blicke wieder hinaus in den sternenlosen Himmel. Auf der East Side, der anderen Seite der Stadt, ist mein Verlobter jetzt vermutlich auch in seinem Schlafzimmer. Und er könnte den Schlüssel zur Enträtselung meiner Vergangenheit haben. Die Lösung ist also ganz einfach: Ich muss zu ihm.

3
    Unbemerkt zu gehen ist nicht leicht. In den Horsten sind die Fingerscanner an jeder Tür an ein elektronisches Überwachungssystem angeschlossen. Der westliche Teil dieses Netzes wird von den Sicherheitsleuten meines Vaters beaufsichtigt. Das System zeigt zu jeder Zeit an, wo sich ein Mensch gerade befindet, und die Leute in der Zentrale werden alarmiert, wenn hochrangige Personen wie ich sich durch die Stadt bewegen.
    Weil dieses System so gut funktioniert, kann ich ohne Bodyguards von einem Horst zum anderen wechseln. Als ich klein war, hatte ich Leibwächter, doch an meinem sechzehnten Geburtstag hat mir mein Vater die Freiheit geschenkt. Falls man es überhaupt Freiheit nennen kann, wenn man permanent überwacht wird.
    »Eine echte Rose kann sich allein durchschlagen«, hat er zu mir gesagt.
    Kyle hat mal erwähnt, dass der hintere Fahrstuhl für das Küchenpersonal ohne Fingerscanner funktioniert – man braucht lediglich das Passwort, das ich ebenfalls von ihm bekommen habe. Dieser Fahrstuhl bringt einen direkt in das Stockwerk unter der Eingangsetage. Mein Vater und seine Partner benutzen ihn, um ihre illegalen Geschäfte zu verbergen. Und genau das möchte ich heute Nacht ebenfalls tun: vor den Augen des Systems unsichtbar werden.
    Ich ziehe den selbst genähten Mantel an, den mir Davida letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hat, steige die Treppe nach unten und gehe durch den großen Flur unserer Wohnung zum hinteren Fahrstuhl. Die Tür schließt sich und ich halte den Atem an. Als sie wieder aufgeht, stehe ich in einem gespenstisch hellen Raum – dem Dienstboteneingang. Der Boden schimmert in makellosem Silber; eine schwarze Markierung führt nach draußen. Ich gehe leise weiter und hoffe, dass es weder versteckte Sensoren noch Kameras gibt. Jeden Moment erwarte ich den Alarm oder die Sicherheitsleute. Aber es passiert nichts.
    Draußen gerate ich sofort ins Schwitzen, noch ehe ich die schmale Brücke überquert habe, die unser Gebäude mit seinem Nachbarn verbindet. Ich halte mich im Schatten und eile an der Leichtbahnstation vorbei, deren hell erleuchtetes Glasdach sich vor dem schwarzblauen Himmel abhebt.
    Die Bahn kann ich nicht benutzen, weil die Passagiere registriert werden. Stattdessen muss ich den langen Weg bis zur East Side zu Fuß zurücklegen, sonst erfährt mein Vater im Nu meinen Aufenthaltsort.
    Einige Blocks weiter ist ein Abwärtsweg. Die Leichtbahnen verbinden nur die Horste, AP s dagegen sind Fahrstühle in die Tiefe. Niemand, den wir kennen, benutzt AP s, nur die Tieflinge und die Mystiker, die in den Horsten wohnen und arbeiten. Wer würde freiwillig unten zum Kanal wollen?
    Genau diese Überheblichkeit ist jetzt meine Rettung: AP s laufen mit einer uralten Software für Berührungssensoren, einer langsamen, altmodischen Technologie, die nicht mit den neuen Programmen der Horste vernetzt ist. Daher wird vermutlich niemand meiner Spur folgen können. Ich lege meine Hand auf den Scanner und bekomme die Freigabe.
    Im Inneren ist der AP viel schmutziger als erwartet. Glücklicherweise habe ich keine Zeit, den beklagenswerten Zustand der Kabine genauer in Augenschein zu nehmen, so schnell fährt der Fahrstuhl los.
    Obwohl ich mein bisheriges Leben in Manhattan verbracht habe, war ich erst ein Mal in der Tiefe, bei einer gut bewachten Exkursion mit der Florence Academy. Ich erinnere mich an den schrecklichen Gestank, an die Obdachlosen und die Hungernden. Alles war dreckig und abstoßend. Es heißt, dass man in der Tiefe allein für den Inhalt seiner Taschen ermordet werden kann.
    Als ich aus dem AP trete, ist alles so wie damals: stickig und heiß, laut und gefährlich. Das Wasser leckt an den Fundamenten der Gebäude; ein gleichmäßiges Plätschern ist zu hören, während ich den erhöhten Bürgersteigen folge. Ich komme an einer Reihe bröckelnder Sandsteinhäuser und Läden vorbei. Die Schmutzschicht auf den Fenstern
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