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Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Titel: Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)
Autoren: Theo Lawrence
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sich meine Augen wieder an das Licht gewöhnt haben. Anscheinend bin ich in einer Art Lagerhaus mit unverkleideten Rohrleitungen. Boden und Decke sind aus Beton. Der Raum hat viele Fenster, die jedoch vollständig geschwärzt sind und mir keinerlei Hinweis auf meinen Aufenthaltsort geben.
    Zehn Wachen – fünf Männer, fünf Frauen, alle ungefähr in meinem Alter – stehen im Kreis um mich herum verteilt. Sie tragen silberne Lycra-Uniformen mit schwarzen Streifen an den Seiten und schusssichere Westen, auf denen über dem Herzen das Abzeichen der Fosters eingeprägt ist. Jeder der Uniformierten hält eine glänzende Pistole in der Hand. Und alle zielen auf meinen Kopf.
    Ein elfter Mann tritt hinter mir hervor. Er hat die Augenbinde in der Hand. Sein Schädel ist glatt rasiert und rosa wie ein Babykopf. »Hallo.«
    Ich starre vor mich hin.
    Er umkreist mich langsam. Auf seinem Hals ist rechts das Foster-Abzeichen eintätowiert. »Hat dir Johnny Rose denn keine besseren Manieren beigebracht?«
    »Scheint so«, erwidere ich. »Ist aber auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass bei euch Entführung, Leute fesseln und verprügeln als Zeichen guter Erziehung gelten.«
    Ich erwarte die nächste Ohrfeige. Aber er lacht nur. Seine künstlichen Zähne glänzen silbern.
    »Wo bin ich?«
    Keine Antwort.
    Über die Schulter erhasche ich einen Blick auf einen langen schwarzen Tisch, der für zwei gedeckt ist – große Teller, Gläser, Besteck und so weiter. In der Mitte blank polierte silberne Kerzenleuchter.
    Der Wächter mit den Silberzähnen deutet auf mich. »Tasha, Helen«, zwei weibliche Wachen treten zu uns, »sorgt dafür, dass sich Ms Rose frisch macht.«
    Die eine Wächterin öffnet die Handschelle am Stuhl, während die andere mit ihrer Waffe auf meine Stirn zielt. »Aufstehen, los!«, sagt sie.
    Ich gehorche.
    Man führt mich an den anderen Wachen und den schwarzen Fenstern vorbei zu einer Öffnung in der Betonwand, wo offenbar früher einmal eine Tür gewesen ist.
    Auf der anderen Seite befindet sich ein spartanisch eingerichtetes Schlafquartier: ein Bett, das offenbar gerade erst mit einem frischen cremefarbenen Laken bezogen worden ist, dazu zwei Kissen mit weißem Bezug. An der Wand lehnt ein hoher Spiegel. Auch hier gibt es Fenster mit geschwärzten Scheiben, aber ich nehme an, dass man von hier aus die Brücken zu den Horsten sehen kann.
    Auf der Matratze liegt Kleidung, die eindeutig für mich bestimmt ist: ein schlichtes rotes Kleid und ein Paar Sandalen, die so hell glitzern, als wären sie mit Diamantsplittern überzogen.
    »Ich bin Tasha«, sagt eine der beiden Wärterinnen. »Still halten!« Sie holt ein Rasiermesser aus ihrer Tasche. Ich zucke zusammen. Will sie mich verletzen? Mit Schwung zieht sie die Klinge an meinem Rücken nach unten, schlitzt mein T-Shirt auf und reißt es mir zusammen mit meinem BH vom Leib. Ein zweiter Schnitt und Jogginghose und Unterhose sind weg.
    Jetzt bin ich nackt. Die Hände werden mir erneut mit Handschellen auf den Rücken gefesselt. Die zweite Wärterin deutet auf eine Tür an der den Fenstern gegenüberliegenden Wand. Dahinter befindet sich wahrscheinlich ein Badezimmer. »Mach dich frisch«, sagt sie. »Und zwar schnell. Wenn du fertig bist, helfen wir dir beim Anziehen.«
    »Frisch machen? Und wie, bitte schön? Mit Handschellen?«
    Die Wächterinnen grinsen. »Lass dir was einfallen«, sagt Tasha.
    Sie gehen hinaus. Die eine drückt auf ein Pad und die Tür gleitet zu. Ich bin eingeschlossen.
    Ich schaue mich vergeblich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Ich fühle mich wie erschlagen, als wäre ich tausend Meter tief gefallen. Überall habe ich Prellungen und Kratzer. Zum ersten Mal wünsche ich mir, diese Blessuren würden von Shannons Training stammen.
    Shannon . War sie Zeugin meiner Gefangennahme? Oder wurde auch sie erwischt? Lebt sie überhaupt noch? Und wenn: Wird sie Hunter sagen, wohin ich gebracht wurde?
    Ich gehe zur Badezimmertür und drücke mit der Schulter auf das Touchpad. Die Tür gleitet auf. Drinnen sieht es aus wie in der Wohnung meiner Eltern: alles aus Glas, eine Porzellantoilette mit Automatikspülung, ein Waschbecken, das an eine riesige Suppenschüssel erinnert.
    Ich steige in die Dusche. Immerhin mal was anderes als die Nasszellen auf der Mystiker-Farm. Fast muss ich lachen. Typisch Horste: glatter, schwarzer Marmor mit weißen Flecken, makellos glänzend. Kein Duschkopf zu sehen; ich drücke mit dem Ellbogen einen Knopf und im
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