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Myron Bolitar 03 - Der Insider

Myron Bolitar 03 - Der Insider

Titel: Myron Bolitar 03 - Der Insider
Autoren: Harlan Coben
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verschluckt. In Luft aufgelöst. Nennen Sie's, wie Sie wollen.«
    »Haben Sie die Polizei alarmiert?«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    Wieder winkte Clip ab. »Sie kennen Greg. Er ist ein unkonventioneller Typ.«
    Die Untertreibung des Jahrtausends.
    »Er tut nie das, was man erwartet«, sagte Clip. »Er kann den Ruhm nicht ausstehen. Er ist gern ungestört. Er ist auch früher schon mal verschwunden, aber nicht während der Vorbereitung zu den Playoffs.«
    »Und was heißt das?«
    »Das heißt, es kann gut sein, dass er einfach so unzuverlässig ist wie immer. Greg trifft einfach traumhaft, aber sehen wir den Tatsachen ins Auge: Der Mann hat nicht alle Tassen im Schrank. Wissen Sie, was Downing nach dem Spiel macht?«
    Myron schüttelte den Kopf.
    »Er fährt Taxi in New York. Ja, ein verdammtes gelbes Taxi in New York City. Er behauptet, dass er dadurch in Kontakt mit den einfachen Leuten bleibt. Greg lehnt sämtliche Sponso- rentermine ab und macht keine Werbung. Er gibt keine Interviews. Und nicht mal Benefizsachen. Er zieht sich an, als wäre er einer Sitcom aus den Siebzigern entsprungen. Der Mann ist echt durchgeknallt.«
    »Und genau das macht ihn so enorm beliebt bei den Fans«, sagte Myron. »Ist gut für den Kartenverkauf.«
    »Da haben Sie recht«, sagte Clip, »aber das unterstreicht nur meinen Standpunkt. Wenn wir die Bullen rufen, kann das ihm und dem Team schaden. Stellen Sie sich doch mal vor, was passiert, wenn die Medien Wind davon kriegen?«
    »Das wäre nicht sehr erfreulich«, gab Myron zu.
    »Genau. Und jetzt nehmen wir mal an, Greg hängt einfach nur in French Lick rum oder wie das Kuhkaff heißt, wo er in der Off-Season zum Angeln hinfährt. Dann hängt uns die Geschichte immer nach. Aber es kann natürlich auch sein, dass er irgendwas ausbrütet.«
    »Irgendwas ausbrütet?«, wiederholte Myron.
    »Ach, ich weiß doch auch nicht. Ich denke nur laut nach ... Aber einen verdammten Skandal kann ich jetzt wirklich nicht brauchen. Jetzt nicht. Nicht wenn die Playoffs vor der Tür stehen. Können Sie mir folgen?«
    Myron konnte das eigentlich nicht, entschied sich aber, es erst mal gut sein zu lassen. »Wer weiß sonst noch davon?«
    »Nur wir drei.«
    Die Arbeiter rollten die Körbe herein. Es gab noch zwei Reservekörbe, falls jemand einen auf Darryl Dawkins machte und das Brett zu Kleinholz schlug. Dann fingen sie an, weitere Sitze zu montieren. Wie in den meisten Stadien gab es auch im Mea-dowlands beim Basketball mehr Zuschauerplätze als beim Eishockey - in diesem Fall etwa tausend mehr. Myron nahm noch einen Schluck Yoo-Hoo und ließ ihn auf der Zunge zergehen. Er schluckte und stellte dann die naheliegende Frage. »Und was soll ich da jetzt machen?«
     Clip zögerte. Er atmete tief, fast angestrengt. »Ich weiß ein bisschen was über Ihre Jahre beim FBI«, sagte er schließlich. »Keine Details natürlich. Eigentlich nicht mal was Ungefähres, aber es reicht, um zu wissen, dass Sie sich in solchen Dingen auskennen. Wir möchten, dass Sie Greg finden. Unauffällig.«
    Myron sagte nichts. Seine »Undercover«-Arbeit fürs FBI schien das schlechtestgehütete Geheimnis in den gesamten Vereinigten Staaten zu sein. Clip nippte an seinem Drink. Er warf einen Blick auf Calvins volles Glas, dann auf Calvin. Calvin trank endlich einen Schluck. Dann wandte Clip seine Aufmerksamkeit wieder Myron zu. »Greg hat sich scheiden lassen«, fuhr er fort. »Im Grunde ist er ein Einzelgänger. Alle seine Freunde - ach was, alle seine Bekannten - sind Teamkameraden. Sie sind seine Selbsthilfegruppe, wenn man so will. Seine Familie. Wenn irgendjemand weiß, wo er ist - wenn irgendjemand ihm beim Untertauchen geholfen hat, muss es einer von den Dragons sein. Ich will ganz ehrlich sein. Diese Jungs sind ganz schöne Nervensägen. Eingebildete, verwöhnte Diven, die glauben, dass wir nur dazu da sind, sie zu bedienen. Aber eins haben sie alle gemeinsam. Sie sehen im Management ihren Hauptfeind. Wir gegen den Rest der Welt und solcher Blödsinn ist das gängige Weltbild. Uns sagt hier keiner die Wahrheit. Den Reportern auch nicht. Und wenn Sie sie in Ihrer Eigenschaft als, äh, parasitäre Lebensform ansprechen, sagen die Ihnen auch nichts. Sie müssen ein Spieler sein. Das ist die einzige Möglichkeit, an sie ranzukommen.«
    »Ich soll also einen Spielervertrag kriegen, damit ich nach Greg suchen kann.«
    Myron hörte den leisen Unterton von Gekränktheit in seiner Stimme. Er war unbeabsichtigt. Aber seine beiden
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