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Myron Bolitar 03 - Der Insider

Myron Bolitar 03 - Der Insider

Titel: Myron Bolitar 03 - Der Insider
Autoren: Harlan Coben
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Erklärungen ab. Er hatte gehofft, dass es ihm irgendein perverses Vergnügen bereiten würde, Greg das ins Gesicht zu schleudern, aber dem war nicht so. Es erinnerte ihn nur daran, dass er selbst in dieser ganzen Angelegenheit alles andere als schuldlos war.
    Er drehte sich um und ging.
    Myron fand Clip allein in der VIP-Loge in der Arena, in der sie ihr erstes Gespräch geführt hatten. Clip sah auf das leere Spielfeld hinab und wandte Myron den Rücken zu. Er rührte sich nicht, als Myron sich räusperte.
    »Sie haben es die ganze Zeit gewusst«, sagte Myron.
    Clip schwieg.
    »Sie sind in der Nacht in Liz Gormans Wohnung gewesen«, fuhr Myron fort. »Sie hat Ihnen die Kassette vorgespielt, stimmt's?«
    Clip faltete die Hände hinter dem Rücken. Dann nickte er.
    »Deshalb haben Sie mich eingestellt. Das war kein Zufall. Sie wollten, dass ich die Wahrheit erfahre.«
     »Ich hab nicht gewusst, wie ich's Ihnen sonst hätte sagen sollen.« Schließlich drehte Clip sich um und sah Myron an. Seine Augen waren trüb und verschleiert. Sein Gesicht leichenblass. »Es war nicht alles gespielt, wissen Sie? Das Gefühl bei der Pressekonferenz ...« Er senkte den Kopf, fasste sich und hob ihn wieder. »Sie und ich, wir haben uns nach Ihrer Verletzung aus den Augen verloren. Ich wollte Sie tausendmal anrufen, aber ich habe Sie auch verstanden. Sie wollten sich davon fernhalten. Bei den ganz Großen verheilen die Verletzungen nie ganz, Myron. Ich wusste, dass Sie nie wieder ganz der alte werden würden.«
    Myron machte den Mund auf, brachte aber nichts heraus. Er fühlte sich durch und durch wund und entblößt. Clip trat auf ihn zu.
    »Ich dachte, das wäre für Sie eine Möglichkeit, die Wahrheit zu erfahren«, sagte Clip. »Ich hatte auch die Hoffnung, dass es eine Art Katharsis wird. Natürlich keine vollständige - wie gesagt, die ganz Großen werden ihre Verletzungen nie wieder richtig los.«
    Einen Augenblick lang standen die beiden Männer nur da und starrten sich an.
    »Sie haben Walsh aufgefordert, mich spielen zu lassen », sagte Myron.
    »Ja.«
    »Obwohl Sie wussten, dass ich nicht mithalten kann.«
    Clip nickte langsam.
    Wieder spürte Myron, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Er blinzelte ein paar Mal, um sie zu unterdrücken.
    Clip sah ihn mit entschlossener Miene an. Ein paar Muskeln zitterten in seinem Gesicht, aber er blieb entschlossen stehen. »Ich wollte Ihnen helfen«, sagte er, »meine Gründe, Sie anzuheuern, waren aber auch nicht ganz uneigennützig. Ich hab gewusst, dass Sie immer ein Mannschaftsspieler gewesen sind.
     Das war für Sie immer ein wichtiges Element beim Basketball, Myron - Teil einer Mannschaft zu sein.«
    »Und?«
    »Ich hatte gehofft, dass Sie das Gefühl bekommen, ein Mitglied der Mannschaft zu sein. Dass sie richtig dazugehören. So sehr, dass Sie nichts unternehmen, was uns schaden könnte.«
    Myron begriff. »Sie haben gehofft, dass ich meine Mannschaftskameraden nicht verpfeife, wenn ich die Wahrheit erfahre.«
    »Das liegt nicht in Ihrem Naturell«, sagte Clip.
    »Trotzdem wird alles an die Öffentlichkeit kommen«, sagte Myron. »Das lässt sich jetzt nicht mehr vermeiden.«
    »Ich weiß.«
    »Sie könnten das Team verlieren.«
    Clip lächelte und zuckte die Achseln. »Es gibt Schlimmeres«, sagte er. »Genau wie Sie wissen, dass es Schlimmeres gibt, als nie wieder Profi-Basketball spielen zu können.«
    »Das habe ich immer gewusst«, sagte Myron. »Aber vielleicht war es gut, dass man mich noch mal daran erinnert.«
    42
    Er saß mit Jessica auf dem Sofa in ihrem Loft. Er erzählte ihr alles. Jess umklammerte ihre Knie mit beiden Armen und schaukelte vor und zurück. Er sah den Schmerz in ihren Augen.
    »Wir waren Freundinnen«, sagte Jessica.
    »Ich weiß.«
    »Ich frage mich ...«
    »Was?«
    »Was hätte ich in der gleichen Situation gemacht? Um dich zu retten?«
    »Du hättest niemanden umgebracht.«
     »Nein«, sagte sie. »Wohl nicht.«
    Myron beobachtete sie. Sie sah aus, als wollte sie in Tränen ausbrechen. Er sagte: »Ich glaube, ich habe bei der ganzen Sache was über uns gelernt.«
    Sie wartete auf nähere Ausführungen.
    »Win und Esperanza wollten nicht, dass ich wieder Basketball spiele. Aber du hast nie versucht, mich davon abzuhalten. Ich hatte schon befürchtet, dass du mich nicht so gut verstehst wie sie. Aber darum ging es überhaupt nicht. Du hast etwas gesehen, was die beiden nicht sehen konnten.«
    Jessica starrte ihn durchdringend an. Sie ließ ihre
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