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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats
Autoren: Gill Hornby
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Heather, diesmal mit einem überquellenden Präsentkorb in Zellophan mit Schleife obendrauf. Immer an dieser Stelle, an der Ecke Beechfield Close, stießen sie auf Heather und Maisie. Hockte Heather jeden Tag hinter der Gardine, wartete auf die Masons und beobachtete sie auf Schritt und Tritt? Oder war es einfach Zufall? Darüber wollte Rachel lieber nicht nachdenken. War auch egal. Sie mochte es sogar, dass sie sich so trafen, die Begleitung wechselten und paarweise weiterliefen. Wie beim Gesellschaftstanz. Oder Ringelreihen. Außerdem war es gut, wenn Poppy auf andere Gedanken kam.
    »Sieh an, Sporty Spice. Was ist denn mit dir los? Im Jogginganzug? Bist du unter die Sportler gegangen?«
    Heather lief rot an. »Ach, ich trainiere wieder mit Bea und der Truppe. Heute machen wir einen kleinen Lauf. Mittwoch. Mittwochs gehen wir immer laufen.«
    Poppy war mit Maisie vorausgegangen, kam aber plötzlich zurück. »Also, sollen wir es ansprechen?«
    »Was ansprechen?« Heather erstarrte und nahm Habachtstellung ein. Sie stand kurz vor einer Panikattacke. »Was ist passiert?«
    Ach nee, dachte Rachel. Heather sollte nun wirklich nichts von diesem albernen Unsinn mitbekommen, sonst müssen wir deswegen am Ende noch eine UN -Resolution verfassen. »Nichts. Überhaupt nichts. Habe ich dich richtig verstanden? Mittwochs gehen wir immer laufen?«
    »Ja, meistens. Aber Bea schickt allen am Abend vorher eine SMS , in der steht, was wir am nächsten Morgen machen. Wo wir uns treffen, was wir anziehen sollen und so.«
    »Mensch, echt? Teufel auch!« Rachel wandte sich Poppy zu. »Husch, ab zu Maisie.«
    »Danach« – Heather schäumte fast über vor Glück – »kann ich mich gerade noch umziehen, bevor ich wieder zu Bea sause, um die Sachen für den Flohmarkt zu waschen, und dann findet die ›Aktion Mittagsmenü‹ statt! Ich schaffe es nicht mal mehr, vorher meine Mails zu checken.«
    Ein Range Rover brauste vorbei. Hinter den verdunkelten Scheiben konnte Rachel gerade noch die schemenhafte Gestalt der Fahrerin ausmachen, die wie wild winkte.
    »Wer war das denn?«
    »Keine Ahnung.«
    Sie kamen auf dem Parkplatz an. Rachel sah die vielversprechende Neue in Ballerinas zu ihrem Wagen eilen. Mist, schon wieder verpasst. Rund um Beas Großraumlimousine hatten sich bereits einige Frauen versammelt und machten Aufwärmübungen. Eine hatte den linken Fuß in der rechten Hand, eine andere zog den linken Ellbogen über die rechte Schulter. Der Rest der Gruppe joggte langsam auf der Stelle.
    »Bin gleich da«, rief Heather. Niemand nahm Notiz von ihr. »Wartet auf mich!« Keine Reaktion.
    »Hey, Schatz.« Die Mädchen standen am Schultor. Rachel ging vor Poppy in die Hocke. »Mach dir keine Sorgen, das gibt sich schon. Okay? Also.« Sie erhob sich. »Auf geht’s. Und bitte, kannst du vielleicht ausnahmsweise mal versuchen, nichts anzustellen?«
    Rachel stand da und sah Poppy nach, die langsam davontrottete. Ihre Tochter war das bravste Mädchen der Welt, ganz offiziell. Sie war die Beste im Artigsein, Gewinnerin der Goldmedaille in der Benimm-Olympiade, und das wusste sie genau. Trotzdem hatte Poppy nicht über ihre Bemerkung gelacht, nicht mal gelächelt.
    Die Schule verschluckte Poppy und spuckte Georgina aus, die mit genervtem Blick und einem Kleinkind an der Hand auf Rachel zukam. »Also, das ist wirklich komisch. Völlig Fremde grüßen mich auf einmal und sagen: ›Bis später‹ zu mir. Das ist mir echt unheimlich.«
    Eine Frau, die so was wie einen Schlafanzug trug, rempelte sie an, ging weiter und drehte sich dann um. »Hoppla. Ach, hallo! Bis später!«
    »Was zum …?«
    »Das ist wegen dem Mittagessen, Georgina!« Heather kicherte. »Du bist heute die Gastgeberin. So was vergisst man doch nicht!«
    »Hab ich aber, verdammt. Ich kann nichts dafür. Herrje!« Sie verzog den Mund und verstellte die Stimme, sodass sie klang wie ein mürrischer Teenager: »Und wann muss ich kochen?«
    »Aperitif um halb eins, Essen um eins. Alle freuen sich schon …«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Und wo willst du hin?« Rachel hatte versucht, sich davonzuschleichen. Georgina packte sie am Kragen und zog sie zurück. »Komm bloß nicht auf dumme Gedanken. Du erscheinst zum Essen. Wenn ich diesen Mist durchstehen muss, kannst du das auch.«
    »Ach, Georgina. Ich schaffe das nicht. Ich bin noch nicht so weit …«
    »Das wird dir guttun«, fuhr Georgina hastig dazwischen. »Hör mal …«
    Unglaublich! Georgina hatte das Mittagessen
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