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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einen Moment auch an Linkohr denken.
    Baldachin zog ein säuerliches Gesicht. »Wenn diese Geschichte an die Öffentlichkeit kommt, rollen Köpfe.« Möglich, dass er auch an seinen eigenen dachte.
    Kurz grinste verlegen und wandte sich an den Chefermittler. »August, du glaubst wahrscheinlich auch nicht, dass dies jemals an die Öffentlichkeit kommt, oder? Keiner lässt den anderen fallen. Das wissen wir doch.«
    Baldachin wollte etwas einwenden, aber Häberle kam ihm zuvor: »So ist es – es sei denn, mit der morgigen Landtagswahl werden alte Seilschaften zerschlagen. Dann könnte es sein, dass mancher, der jetzt noch glaubt, sicher im Sattel zu sitzen, mächtig das Muffensausen kriegt.«
    Noch bevor sie das Thema vertiefen konnten, klopfte ein Uniformierter zaghaft an die nur angelehnte Tür. Nachdem Baldachin etwas gebrummt hatte, meldete der jüngere Mann mit unsicherer Stimme: »Am Flughafen in Stuttgart wurde ein Mann namens Enduro Ollerich aufgegriffen.«
    Häberle sprang auf. »Enduro Ollerich?«
    »Ja«, sagte der Beamte vom Dienstgrad eines Polizeimeisters, »wir haben eine Fahndung nach seinem Fahrzeug rausgegeben. Einem Feuerwehrmann auf dem Aasrücken ist aufgefallen, dass dieses Auto nach Beginn des Einsatzes plötzlich davongefahren ist.« Der Mann verhaspelte sich, weil er möglichst schnell möglichst viele Informationen loswerden wollte. »Als die Aktion anlief, ist ein C-Klasse-Coupe Richtung Remstal weggerast. Der Feuerwehrmann hat sich das Kennzeichen gemerkt – und als sich herausgestellt hat, dass es dieser Enduro …«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Häberle freundlich. »Und dieser Enduro ist aufgegriffen?«
    »Ja, er wird hierhergebracht. Von den Kollegen vom Flughafen.«
    »Danke«, sagte Häberle, worauf der Mann erleichtert wieder abzog.
    Baldachin schluckte. »Das bedeutet – wenn das alles so stimmt, wie Sie sich das zusammenreimen –, dass Enduro Ollerich in Bleibachs Organisation der übelste Maulwurf überhaupt war? Aber wer hat ihn dann zusammengeschlagen?«
    »Hat man das?«, fragte Häberle mit geheuchelter Verwunderung.
    Baldachin verstand diese Bemerkung nicht. »Haben Sie Zweifel daran?«
    Häberle zuckte mit den Schultern. »Großes Interesse an einer Aufklärung hatte er jedenfalls nicht. Sie entsinnen sich: Kein ärztliches Attest, keine Öffentlichkeitsfahndung.«
    Baldachin vermochte den Gedankengängen des Ermittlers nicht zu folgen. »Sie meinen, er hat den Überfall auf sich vorgetäuscht. Aber warum denn?«
    »Um selbst Opfer zu sein und um sich damit aus der Schusslinie zu bringen.«
    Baldachin wollte nichts mehr dazu sagen, musste aber insgeheim über Häberles phänomenale Kombinationsgabe staunen.

155
     
    Bleibach zitterte. Erschöpfung, Anspannung und nackte Angst hatten sich seines Körpers bemächtigt. Ihm war, als falle er ins Bodenlose. Die Nummer, die auf dem Display seines Telefons angezeigt wurde, rief ihm diesen einen schrecklichen Tag in Australien ins Gedächtnis. Dieses eine Gespräch lag wie ein schwarzer Schatten auf den Erinnerungen an die traumhafte Landschaft. Doch obwohl es hieß, das Gute werde rückblickend stets dominieren, konnte er davon nichts spüren.
    Es war Max Grüninger, der sich am anderen Ende der Leitung meldete. »Wir haben lange nichts mehr voneinander gehört«, begann der Anrufer unbeschwert.
    »Stimmt«, gab Bleibach wortkarg zurück. »Aber du kannst dir denken, dass ich sehr mit mir selbst beschäftigt war.«
    »Ich hoffe, es geht dir gut, mein lieber Freund«, kam es zurück, während Bleibach sich flach auf die Couch legte und zur weiß getünchten Decke starrte. »Ich freue mich, deine Stimme zu hören. Wir haben nämlich gerade erfahren, dass es Probleme gegeben hat.«
    Bleibach war mit einem Schlag wieder voll konzentriert. Er sprang auf. »Wir?«, echote er ungläubig. »Wir? Und ihr habt was erfahren?«
    »Ich muss vielleicht etwas erklären«, wurde Grüninger zurückhaltend. »Entschuldige, wenn ich dir bei deinem Besuch nicht alles sagen konnte.« Er stockte. »Du weißt, Petro – also Sallinger – unterliegt einer gewissen Geheimhaltungspflicht. Aber du darfst mir glauben, Steffen, es war nur deinetwegen …«
    Bleibach blickte aus dem Fenster und beobachtete, wie sich noch immer Menschen zu den Parkplätzen im Tal hinbewegten. »Ihr habt mir einen Bombenanschlag verschwiegen«, unterbrach er den Anrufer aus Australien verärgert. »Ja, einen Bombenanschlag. Meine Veranstaltung musste abgebrochen werden.
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